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© meduniqua.atEine Kuhmilcheiweißallergie ist nach der Hühnereiweißallergie die häufigste Nahrungsmittelallergie. Etwa sechs Prozent der Säuglinge leiden darunter.
Eine Allergie auf Kuhmilchproteine äußert sich in der Regel etwa vier Wochen nach Beginn einer Ernährung mit Bestandteilen der Kuhmilch, erläutert Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.

Säuglinge zeigen meist Hautreaktionen nach dem Genuss von Kuhmilch. Bei Kindern mit Neurodermitis verschlechtert sich unter anderem das Ekzem. "Bei kleinen Neurodermitikern sollten Eltern testen lassen, ob ihr Kind auch auf Kuhmilcheiweiß allergisch reagiert", empfiehlt Fegeler. Brechreiz, Koliken und Durchfall oder Atemnot sind weitere mögliche Reaktionen auf Kuhmilcheiweiß. In schweren Fällen kann sogar Nesselsucht in Form von Quaddeln und Bläschen auf der Haut auftreten. Wenn das Kind die ersten sechs Monate nicht ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden kann, ist bei Kindern mit Nachweis einer Allergie auf Kuhmilchproteine eine stark hydrolisierte Formulanahrung erforderlich.

"Lässt die Allergie selbst nach der Einschulung nicht nach, sollten Eltern und auch Kinder lernen, die Etiketten bei Nahrungsmitteln richtig zu lesen und bedenkliche Inhaltsstoffe zu erkennen", sagt Fegeler. "Eine Diätassistentin kann dabei helfen. Mit dem Kinder- und Jugendarzt sollten Eltern klären, ob ein Notfallset erforderlich und ob eine Immuntherapie sinnvoll ist."

Eine Kuhmilchallergie verliert sich aber bei etwa 80 Prozent der betroffenen Kinder bis zur Einschulung. Wenn ältere Kinder noch allergisch auf Kuhmilch reagieren, ist die Chance gering, dass die Allergie spurlos verschwindet. "Deshalb kann für diese Altersgruppe eine orale Immuntherapie eine große Erleichterung bedeuten. Ungefähr zwei Drittel der Kinder können nach einer solchen Behandlung Kuhmilcheiweiß in bestimmten Mengen zu sich nehmen", erklärt Fegeler.

Mehr als 25 verschiedene Eiweißarten sind in der Kuhmilch enthalten. Kasein, Beta-Lactoglobulin und Alpha-Lactalbumin gehören zu den wichtigsten Allergenen. Produkte, die Milchpulver, Molke, Milcheiweiß, Kasein, Kaseinate, Lactalbumin oder Lactglobulin enthalten, können für Kinder mit Kuhmilcheiweißallergie darum gefährlich sein.

Kuhmilch-Eiweiß-Allergie: Bei Babys oft unerkannt

Kuhmilch-Eiweiß-Allergien beginnen oft sehr früh im Leben. "Säuglinge und Kleinkinder sind vergleichsweise häufig davon betroffen und werden nur etwa bei zehn Prozent richtig diagnostiziert", erklärte Karl Zwiauer von der Kinder-und Jugendheilkunde am Landesklinikum St. Pölten.

Ein Leitfaden aus Deutschland zum korrekten Vorgehen bei dem Verdacht auf die Allergie wird nun auch in Österreich angewandt. Etwa zwei bis drei Prozent der Säuglinge und Kleinkinder sind von einer Kuhmilch-Eiweiß-Allergie betroffen, andere Studien sprechen von bis zu zehn Prozent. Besonders schwierig stellt sich das Erkennen der Unverträglichkeit dar, da das Erscheinungsbild der Krankheit stark variiert. Es können Beschwerden der Haut, wie Neurodermitis und Ausschläge, genauso auftreten, wie Probleme des Magen-Darm-Trakts und der Atemwege. Auch eine zeitliche Verzögerung der Beschwerden kommt häufig vor. Im äußersten Fall kann es zu einem anaphylaktischen Schock mit tödlichem Ausgang kommen.

"Bei einer korrekten Diagnose und der richtigen Therapie sind die Prognosen exzellent", betonte Zwiauer, der auch Vorsitzender der Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder-und Jugendheilkunde (ÖGKJ) ist. Die üblichen Standard-Allergietests würden oftmals keine Auskunft darüber geben, ob ein Kind erkrankt ist. Bei einem begründeten Verdacht wird vorgeschlagen, unter ärztlicher Aufsicht eine "Eliminationsdiät" durchzuführen und jede Form von Kuh-, aber auch Ziegenmilch zu vermeiden. "In über 50 Prozent der Fällen kann man den Verdacht widerlegen", erklärte Zsolt Szepfalusi von der Kinder- und Jugendheilkunde in Wien.

Falls eine erhebliche Verbesserung durch die Diät auftritt, soll durch ein standardisiertes Provozieren einer Reaktion sichergestellt werden, dass eine Kuhmilch-Eiweiß-Allergie tatsächlich vorliegt. Danach wird die Ernährung des Kindes dauerhaft mit einer speziellen therapeutischen Nahrung umgestellt. "Soja soll ausdrücklich erst gegen Ende des ersten Lebensjahres und im Kleinkindalter als mögliche Alternative erwogen werden", sagte der Allergologe Szepfalusi. Dadurch liegen die Erfolgsraten im ersten Jahr bei etwa 50 Prozent, nach drei Jahren bereits bei 87 Prozent.

Die Richtlinien eines neuen deutschen Papiers zur Vorgehensweise bei dem Verdacht auf die Allergie wurden nun von den österreichischen Fachgesellschaften übernommen, um Diagnose und Therapie zu erleichtern.