„Lieber Gott, bitte mach alles wieder ganz schnell gut.“ Dieses Stoßgebet hat wohl jeder schon einmal gen Himmel gerichtet. Doch beten ist mehr als bitten. Man kann mit Gebeten klagen, danken oder ganz einfach „mit dem Leben reden“, sagt Gabriela Broksch, spirituelle Wegbegleiterin vom Katholischen Bildungswerk.

„Beten bedeutet, sich in Beziehung setzen, mit dem Leben reden, mit Gott sprechen, manchmal laut, dann wieder leise. Indem ich bete, ordnet sich etwas ganz tief in mir drinnen, ich bekomme ein wenig mehr Klarheit im Kopf“, sagt die Meditationslehrerin und spirituelle Wegbegleiterin Gabriela Brocksch.

Allein das Händefalten beim Gebet habe vielerlei positive Auswirkungen auf den psychischen und physischen Zustand des Menschen: Der Atem wird tiefer, der Mensch kommt in seine Mitte, wenn er „außer sich ist“. Zudem aktiviert das Berühren der Fingerkuppen wichtige Energiepunkte.


Kommentar: Éiriú Eolas setzt auf tiefe und sehr kontrollierte Zwechfellatmung in Kombination mit Vagusnervstimulation und dem Gebet der Seele.


„Die kürzeste Form des Gebets sind wohl Stoßseufzer wie Ach und Oh - da ist es zum berühmten Om im Yoga, dem Klang des Absoluten, nicht mehr weit“, sagt Broksch.


Kommentar: Éiriú Eolas verwendet die Form eines gehauchten "Ha" zur Vagusnervstimulation. Der Vagusnerv schüttet daraufhin den Neurotransmitter Acetylcholin aus, der wiederum die Freisetzung von entzündungshemmenden, entspannenden und glücklich machenden Hormonen bewirkt.


„Wer betet, sucht nach Beziehung, sucht nach etwas unter der Oberfläche. Beten hat immer reinigenden Charakter für die Seele. Dabei brauche ich keine frommen Sprüche zu klopfen. Selbst das kürzeste Gebet entlastet mich“, sagt die Fachfrau.

Viele Menschen würden zum Beten Rückzugsorte suchen. Das können Kirchen sein, aber auch ganz andere Plätze. „Selbst das Kerzenanzünden in den Kirchen ist eine Form des Gebets“, sagt Broksch und meint: „Wer das Gebet entdeckt, entdeckt, was er zur Ganzheit braucht, kommt auch in hektischen Zeiten zur Ruhe.“ Gebet sei Entschleunigung, Erholung - und treffe den Zeitgeist. Allein die Pilgerbewegung zeige, dass die Menschen den Wunsch haben würden, zu beten. „Denn pilgern ist nichts anderes als beten mit den Füßen. Die Gedanken kommen in Fluss.“

Wer beten mit bitten verbindet, dürfe sich das nicht so vorstellen wie bei einem Automaten, in den man den Wunsch einwirft und die Lösung ausgespuckt bekommt. „Wer betet, wird immer erhört. Man muss nur wahrnehmen, dass sich etwas verändert. Eins zu eins geht das natürlich nicht. Im Nachhinein weiß man oft, was das Gebet bewirkt hat.“

Das Gebet gibt Halt

Mit dem Beten, sagt Broksch, verhalte es sich wie mit dem Schwimmen. „Wenn ich es nur erlerne, um nicht zu ertrinken, wenn’s einmal eng wird, werde ich es nicht besonders gut können.“

Wer beten lernen will, kann das immer, zu jeder Zeit, in jedem Alter. Gut ist es, schon klein anzufangen - nämlich als Kind mit den Gute-Nacht-Gebeten. Dann kommen die vorgeformten Gebete wie etwa das Vaterunser. Nur zu beten, wenn’s einem schlecht geht, bringe einen nicht unbedingt weiter. „Beten macht den Alltag einfacher, weil es einem zeigt, dass man sich nicht nur auf sich selbst verlassen muss, sondern dass da etwas ist, das einen trägt und Halt gibt.“

Beten hilft beim Gesundwerden

US-Mediziner fanden heraus, dass regelmäßige Gebete positive Effekte im Körper in Gang setzen. Die entspannende Wirkung von Gebet und Meditation ist nach diesen Untersuchungen eine gute Therapie bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, chronischen Schmerzen, leichten bis mittleren Depressionen und einer Reihe weiterer Erkrankungen. Je religiöser ein Mensch ist, desto schneller erholt er sich von Depressionen, die durch Herzleiden, Schlaganfälle und andere chronische Erkrankungen ausgelöst wurden. Psychologen begründen die Wirkung des Gebets so: Eine positive Erwartungshaltung ist grundlegend für jede erfolgreiche Behandlung einer Krankheit. Gebet und Meditation - womöglich in einem bestimmten Rahmen oder Ritual - können dem Menschen Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, besagt eine Studie von Psychologen des Universitätsklinikums in Freiburg. Beten gebe dem Menschen das Gefühl, aktiv etwas tun zu können, was ihm helfen kann. Dies erzeuge eine positive Haltung, in der die inneren Prozesse der Selbstheilung aktiv werden.

Lese-Tipp

Anselm Grün: Was soll ich tun?

Grün ist Autor spiritueller Bücher, Referent zu spirituellen Themen, geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation, Kontemplation, geistliches Leben etc. Er ist einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. „Was soll ich tun?“ - Antworten auf Fragen, die das Leben stellt, Verlag: Herder, 254 Seiten, 16,95 Euro.

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