Unter den derzeit frostigen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland leidet auch die Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Moskau. Bundeskanzlerin Merkel will die Feierlichkeiten am 9. Mai, die traditionell mit einer Militärparade in Moskau abgehalten werden, aus politischen Gründen nicht besuchen. Auch viele weitere Staats- und Regierungschefs werden zum 70. Jahrestag fernbleiben.
panzer Parade Moskau Gedenkfeier
© Flickr / Charles Hutchins CC-BY 2.0Ein Panzer während der Parade am 9. Mai 2013 in Moskau.
Man kann es auch diplomatisch formulieren. Angela Merkel entschied sich kürzlich bezüglich der Weltkriegs-Gedenkfeiern - dem "Tag des Sieges", wie der 9. Mai in Russland genannt wird - in Moskau. Es sei ihr "unmöglich", zu den Feierlichkeiten in die russische Hauptstadt zu kommen. Am 10. Mai jedoch will sie am Grabmal des unbekannten Soldaten in Moskau einen Kranz niederlegen. Dies sei mit Präsident Putin so abgestimmt worden.

Ursache für diese Entscheidung der deutschen Bundeskanzlerin ist die aktuelle Ukraine-Krise. Sie wolle nicht an einer Parade mit Panzern teilnehmen, die "möglicherweise in der Ostukraine eingesetzt" werden. Merkel will die ukrainische Führung mit einem Besuch der traditionellen Militärparade nicht brüskieren. Lieber sorgt sie für weitere diplomatische Verstimmungen mit Moskau.

Die offizielle Einladung zur Veranstaltung erhielt Merkel von Putin im vergangenen Sommer, doch erst vor wenigen Tagen entschied sie sich zu antworten. Dieses Jahr ist angesichts des 70. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs eines mit besonderer Symbolkraft. Auch gilt die Feier in Moskau als Zeichen der Versöhnung zwischen beiden Völkern, die sich damals in blutigen Schlachten gegenüber standen.

Neben Merkel sagten eine Reihe weiterer europäischer Spitzenpolitiker ab: Die Präsidenten Polen, Litauen, Lettlands und Estlands - Bronislaw Komorowski, Dalia Grybauskaite, Andris Berzins und Toomas Hendrik Ilves - werden ebenfalls nicht anreisen. Offen ist noch, ob Frankreichs Staatschef François Hollande und der britische Premier David Cameron zusagen. Beides Vertreter der damaligen Westalliierten, die wie Russland und die USA für viele Jahre Teile Deutschlands besetzten.