Sauerkraut ist Lebensmittel und probiotisches Nahrungsergänzungsmittel in einem. Es ist voller hochwirksamer und lebenswichtiger Mikroorganismen. Diese Mikroorganismen bilden einen Grossteil des menschlichen Immunsystems und schützen den Organismus vor chronischen Krankheiten, Parasiten, Viren und vor schädlichen Bakterien.
Sauerkraut
Sauerkraut - selten verzehrt

Sauerkraut ist ein ziemlich altmodisches und daher selten verzehrtes Lebensmittel geworden. Leider. Denn während man früher notgedrungen den Winter über Sauerkraut ass und damit im allgemeinen fit und gesund die kalte Jahreszeit überstand, haben moderne Menschen das ganze Jahr über die freie Auswahl, was sie essen möchten.

Meistens werden dabei industriell verarbeitete Fertiggerichte bevorzugt. Sie sind schnell zubereitet und befriedigen die Lust eines Gaumens, dem die Lebensmittelindustrie von Kindesbeinen an die Vorliebe für Zucker,Fett, synthetische Aromen und Geschmacksverstärker andressiert hat. Sauerkraut mit seinem eigentümlich säuerlichen Geschmack hat bei all dieser künstlichen Konkurrenz kaum mehr Chancen.

Sauerkraut - eine zufällige Entdeckung?

Sauerkraut entsteht durch Fermentation von Weisskohl mit Hilfe von Milchsäurebakterien. Die Milchsäurebakterien befinden sich bereits auf dem frischen Kohl und beginnen dann, wenn die Bedingungen es erlauben (warme Temperaturen, Sauerstoffabschluss, flüssiges Milieu) mit der Verarbeitung des Kohls zu Sauerkraut.

Es ist leicht vorstellbar, wie unsere Vorfahren diese leckere Speise entdeckt haben könnten. Wahrscheinlich hat jemand Wochen später eine vergessene Schüssel mit Kohl wieder entdeckt und zu seiner Begeisterung festgestellt, dass der Kohl zwar irgendwie anders, aber nicht unbedingt schlecht schmeckte.

Besonders appetitlich klingt die Methode nicht unbedingt, wenn man frisches Essen, das ja verderblich ist, über Wochen einfach in einer Ecke stehen lassen soll. Doch verlief die Entdeckung von Yoghurt und Käse - beides inzwischen äusserst beliebte und massenweise verzehrte Produkte - sicherlich nicht viel anders. Auch bei diesen Produkten handelt es sich um Lebensmittel, die mit Hilfe von Mikroorganismen veredelt werden.


Natürlich kann es auch einmal passieren, dass sich die falschen Bakterien, unerwünschte Hefen oder Schimmelpilze ansiedeln und die Milch oder der Kohl verdirbt. Wenn der Kohl jedoch ordnungsgemäss zubereitet wird, so dass kein Sauerstoff in den Gärtopf eindringen kann, dann finden Hefen und Schimmelpilze keine Lebensgrundlage.

Sauerkraut liefert lebendige probiotische Milchsäurebakterien

Sauerkraut entsteht, wenn im Laufe des Gärungsprozesses die Mikroorganismen den Zucker des frischen Kohls verarbeiten. Sie verdauen ausserdem die Zellulose und machen den Kohl auf diese Weise leichter verdaulich als er in seiner ursprünglichen Form war.

Die Mikroorganismen selbst vermehren sich dabei massenhaft, weshalb Sauerkraut - roh genossen - als optimales probiotisches Nahrungsmittel angesehen werden kann. Die probiotischen Milchsäurebakterien wurden - im Gegensatz zu probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln - nicht verarbeitet und auch nicht in Kapseln oder Flaschen gefüllt. Sie liegen in völlig unbeschädigter, frischer und lebendiger Form vor und können daher dem menschlichen Körper direkt und kraftvoll von Nutzen sein.

Sauerkraut enthält Vitamin B 12

Sauerkraut enthält mehr B-Vitamine als der frische Kohl - unter anderem auch Vitamin B 12, was Sauerkraut zu einem perfekten Lebensmittel auch für Veganer macht. Vitamin B 12 wird ausschliesslich von Mikroorganismen produziert und kommt daher in einer rein pflanzlichen Ernährung nicht vor - es sei denn, man nimmt auch regelmässig ungewaschene Früchte und Gemüse zu sich (natürlich nur solche, die an unbedenklichen Stellen wuchsen).

Vitamin-B-12-produzierende Mikroorganismen befinden sich nämlich ursprünglich auf sämtlichen Pflanzen und Früchten. Erst durch eine übermässig hygienische Zubereitung werden sie entfernt. In Fleisch und anderen tierischen Produkten ist folglich nur deshalb Vitamin B 12 vorhanden, weil die Tiere zuvor Pflanzen assen, auf denen die entsprechenden Mikroorganismen lebten.

Übrigens leiden Fleisch essende Menschen weitaus öfter an einem Vitamin-B-12-Mangel als gesundheitsbewusste Veganer, da erstere - unter anderem gerade wegen ihres Fleischgenusses - häufig an einer gestörten Magen- und Darmflora leiden und sie daher das in ihrer tierischen Kost vorhandene Vitamin B 12 gar nicht richtig nutzen können.


Kommentar: Tatsache ist, dass der Konsum von Fleisch den menschlichen Organismus mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Woher die Behauptung kommt, dass Fleisch essende Menschen öfter an einem Vitamin-B-12-Mangel leiden sollen, besonders, da dies genau das ist, was auf Vegetarier/Veganer zutrifft, mag allein dem Autoren dieses Artikels bekannt sein.


Sauerkraut ist also mit Sicherheit nicht nur für Veganer sinnvoll, sondern insbesondere für sämtliche Menschen mit angeschlagener Darmflora, deren Zahl in Zeiten des oft gedankenlosen Antibiotika-Einsatzes nicht gerade klein ist.

Sauerkraut nach Antibiotika-Therapie

Jede Antibiotika-Behandlung zerstört die sensible Darmflora komplett und, wenn wir nichts dagegen unternehmen, auch irreversibel. Ein Grossteil der Mikroorganismen, die uns permanent vor Angriffen durch schädliche Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze schützen, sterben durch Antibiotika.

Sind sie erst einmal verschwunden, können ihre freien Plätze in der Darmschleimhaut von Krankheitserregern und Parasiten besetzt werden und der Mensch wird immer kränker. Ärzte verschreiben zwar in Windeseile Antibiotika, vergessen darüber hinaus aber, den Patienten an einen Wiederaufbau der Darmflora zu erinnern. Wir sind also selbst für die Regeneration unserer lebensnotwendigen Darmbewohner zuständig. Rohes Sauerkraut ist dabei ein hervorragender Helfer.

Sauerkraut - uraltes Superfood

Sauerkraut und viele andere milchsauer fermentierte Lebensmittel sind - teilweise uralte - sog. Super-Foods, also Nahrungsmittel, die dem Körper unglaubliche Energie, Kraft und Gesundheit verleihen können und schon vor vielen Jahrhunderten von unseren Vorfahren hergestellt wurden.

Da wir heute - gut 100 Jahre nach der Entdeckung der probiotisch wirksamen Mikroorganismen - überhaupt erst deren lebenswichtige Arbeit in unserem Körper zu schätzen wissen, scheinen fermentierte Lebensmittel gerade unmittelbar vor einem Comeback zu stehen.

In alten Zeiten mag man zwar von der Existenz probiotischer Mikroorganismen nichts gewusst haben, ihre positive Wirkung auf den Körper haben die Menschen damals jedoch ebenfalls gespürt. Und so entwickelten unsere Vorfahren in aller Herren Länder vielerlei fermentierte Lebensmittel wie z. B. Yoghurt, Sauermilch, Kefir, Kwass, Natto (1), Tempeh, Miso und viele weitere mehr.

Sauerkraut in alten Zeiten

Gerade in Zeiten, in denen frische Lebensmittel nicht erhältlich waren, also während langer Winter oder auf längeren Seereisen, retteten fermentierte Lebensmittel vielen Menschen das Leben. Seefahrer verfügten auf diese Weise über Proviant, der monatelang haltbar war und sie dennoch mit lebenswichtigen Vitaminen, unterem anderem mit Vitamin C versorgte, so dass sie vor Skorbut - einer schmerzvollen und letztendlich tödlichen Vitamin-C-Mangelerkrankung - geschützt waren.

Gleichzeitig bewahrte das Sauerkraut mit seinen wertvollen Milchsäurebakterien die Seeleute vor Verdauungsbeschwerden, die damals bei einem monate- oder gar jahrelangen Leben in überfüllten und unhygienischen Unterdecks sicher nicht gerade selten waren.

Sauerkraut - am besten selbst gemacht

Es lohnt sich also unbedingt, wieder Kohl im eigenen Garten - sofern vorhanden - anzupflanzen. Frisch geerntet ist er zart und kann wunderbar für feine Krautsalate verwendet werden. Auf der Blattoberfläche des Kohls leben bereits diejenigen Mikroorganismen, die sich dann während der Fermentation des Kohls zu Sauerkraut milliardenfach vermehren.

Folglich versorgt auch schon der frische Kohl - wenn roh verzehrt - mit wertvollen Milchsäurebakterien, stärkt den Organismus, macht widerstandsfähig gegen Krankheiten aller Art und erspart den Kauf von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln. Bevor der Winter einzieht, erntet man alle noch übrigen Kohlköpfe und verarbeitet sie in Gläsern oder - noch besser - in speziellen Gärtöpfen zu Sauerkraut. Wenn Sie keinen Garten haben, besorgen Sie sich biologisch angebauten Weisskohl vom nächsten Biobauern.

Pasteurisiertes Sauerkraut ist wertlos

Sauerkraut aus Dosen und Gläsern eignet sich dagegen auf keinen Fall als gesundes Lebensmittel. Es schmeckt zwar meistens so, wie viele Menschen das lieben: schön mild und kaum sauer, hat aber auch keinen gesundheitlichen Nutzen mehr.

Konserviertes Sauerkraut in Dosen oder Gläsern wurde des milden Geschmacks und der Haltbarkeit wegen pasteurisiert. Während rohes, unerhitztes Sauerkraut voller lebendiger Mikroorganismen ist, enthält pasteurisiertes Sauerkraut zwar noch Milchsäure - das Stoffwechselprodukt der Milchsäurebakterien - aber keine lebendigen Milchsäurebakterien mehr. Sauerkraut jedoch soll uns ja gerade mit Milchsäurebakterien versorgen und nicht mit Milchsäure.

Nutzen Sie die wertvollen Bakterien des Kohls

Was wir also brauchen, sind die guten und nützlichen Bakterien und diese gibt es ausschliesslich in frischem, unerhitztem Sauerkraut, welches Sie - wenn Sie es nicht selbst herstellen möchten - den ganzen Winter über in Ihrem Hofladen oder Bioladen kaufen können. Dort wird es meist offen oder abgefüllt in kleinen Eimerchen verkauft. Oft gibt es auch herrlich gewürzte Variationen z. B. mit Äpfeln, Fenchel und Kräutern, die den gesundheitlichen Wert des Sauerkrauts noch verstärken können.

Dennoch gibt es auch im Bioladen in Tüten abgepacktes pasteurisiertes Sauerkraut. Zwar handelt es sich dabei um Sauerkraut in Bio-Qualität, aber eben um erhitztes Sauerkraut, was wir aber nicht möchten. Fragen Sie daher sicherheitshalber IMMER nach, ob das angebotene Sauerkraut wirklich roh, naturbelassen und unerhitzt ist. Notfalls bitten Sie um die Anschrift oder Telefonnummer des Erzeugers und fragen dort direkt nach.

Unser Tipp

Rohes Sauerkraut schmeckt wunderbar mit etwas Leinöl beträufelt als Salat oder als Beilage zu vielen Gerichten. Wenn Sie Sauerkraut unbedingt warm essen möchten, so erwärmen Sie es vorsichtig, kochen es aber nicht. Sie werden sehen, im Grunde schmeckt frisches, rohes Sauerkraut viel aromatischer und angenehmer als dieser weich gekochte saure Matsch, der Ihnen bislang als Sauerkraut vorgesetzt wurde.


Quellen:

Quelle 1
Quelle 2
Quelle 3

Fussnote

Natto: Ein japanisches Gericht aus fermentierten Sojabohnen.