Ein über 1600 Kilometer langes Gebiet des Pazifischen Ozeans ist derzeit mehrere Grad wärmer als normal. Das geht aus zwei wissenschaftlichen Arbeiten hervor, die die Universität von Washington kürzlich veröffentlichte. Was zu der Erwärmung geführt hat, kann niemand mit Gewissheit sagen.
Erde Pazific Earth globe Pacific
© Unbekannt
Erstmals wurde dieser riesige »Warmwasserfleck« Ende 2013 beobachtet und er stellt unser Klima auf den Kopf. Seit dem ersten Auftauchen sterben zudem Fische und andere Meereslebewesen in atemberaubenden Mengen. Besteht da womöglich ein Zusammenhang? Und was geschieht, wenn sich der Pazifik weiter erwärmt? Stehen wir vor dem größten Massensterben, das der Pazifische Ozean jemals erlebt hat? Was würde das für die Nahrungskette und unsere Lebensmittelversorgung bedeuten?

Es ist keine Kleinigkeit, wenn sich ein großes Stück des Pazifiks mal eben so aufwärmt, ohne dass es einen triftigen Grund dafür gibt. Hier ist, was die Universität von Washington dazu zu sagen hat:
»Im Herbst 2013 und Anfang 2014 registrierten wir eine große, nahezu kreisrunde Wassermasse, die schlichtweg nicht abkühlte, wie es normalerweise der Fall wäre. Im Frühjahr 2014 war sie also wärmer, als wir sie sonst für diese Jahreszeit beobachten«, sagte der Klimaforscher Nick Bond vom Joint Institute for the Study of the Atmosphere and Ocean,einem Forschungszentrum, das die Universität von Washington und die NOAA betreiben, das amerikanische Amt für Wetter und Ozeanografie.

In seinem monatlichen Rundschreiben als Klimatologe des US-Bundesstaats Washington prägte Bond vergangenen Juni den Begriff »Blob« (»Fleck«) für diese Warmwasserzone. Der Bereich erstreckt sich über 1600 Kilometer in alle Richtungen und bis zu 100 Meter in die Tiefe. Dieser »Blob« sei dafür verantwortlich, dass 2014 der Winter in Washington mild ausfiel, und werde möglicherweise für einen wärmeren Sommer sorgen, so Bond.
Alles schön und gut, wenn die Forscher wüssten, warum dem so ist und wie es weitergehen wird. Das können sie aber nicht sagen. Stattdessen erklären sie, es handele sich um etwas »völlig Neuartiges«, wie die Washington Post schreibt:
Wissenschaftler zeigen sich erstaunt über das Ausmaß und die Langlebigkeit dieser Warmwasserzone. Ein NOAA-Forscher sagte: »Sieht man etwas Derartiges, völlig Neues, dann gibt es einem Gelegenheit, Dinge zu lernen, mit denen man nie gerechnet hätte.«
Die folgende Karte stammt von der NOAA und zeigt, wie dieser gewaltige »Blob« aussieht.
Wärmeanomalie im Pazifik anomaly Pacific
© NOAA
Laut CBS News liegt die Meerestemperatur innerhalb dieses Gebiets um ein bis vier Grad Celsius über normal:
»Dieser Wärmefleck ist zwischen ein und vier Grad Celsius wärmer als üblich für diese Region und führt dazu, dass die Winterluft, die den Pazifik überquert, nicht so stark abgekühlt wird wie normalerweise. Das wiederum bedeutet ein wärmeres, trockeneres Klima für die US-Westküste
Und während dies geschieht, sterben im Stillen Ozean Meereslebewesen in einem Tempo, wie es die Wissenschaftler zuvor noch nicht gesehen haben. Schon vergangenen Sommer fragte ich ineinem Artikel: Warum sterben derzeit Meereslebewesen entlang der US-Westküste in rauen Mengen?

Seit damals hat sich die Lage sogar noch verschlechtert. So wurde kürzlich gemeldet, dass noch nie so viele tote Seelöwen an den Stränden Süd-Kaliforniens angespült wurden wie jetzt:
Dieses Jahr wurden bereits 2250 verhungernde Seelöwen an den Stränden Süd-Kaliforniens angespült, hauptsächlich Jungtiere. Grund für das schlimmer werdende Phänomen ist die Aufwärmung des Meers, denn es durchbricht die Nahrungskette der Meeressäuger.

Wie die Fischereibehörde am Montag meldete, sind nach aktuellem Stand 20 Mal so viele Tiere angespült worden wie in vergleichbaren Drei-Monats-Zeiträumen des vergangenen Jahrzehnts und immer noch doppelt so viele wie 2013, der seit Beginn der Aufzeichnungen bislang schlimmsten Wintersaison für Süd-Kaliforniens Seelöwen.
Selbstverständlich ist auch das Fischleben massiv in Mitleidenschaft gezogen. Es gibt so wenige Sardinen wie seit sechs Jahrzehnten nicht und National Geographic meldet, dass ganze Spezies kleiner Fischarten, die die Grundlage der Nahrungskette bilden, rasch aussterben:
Seit den 1950er Jahren bringen die Forscher jedes Jahr Netze in 300 Metern Tiefe aus, um zu erfassen, wie es um das Meeresleben viele Kilometer vor der Küste Kaliforniens bestellt ist. Die meisten Forscher richten ihr Augenmerk auf diekommerziell wichtigen Arten, denen auch die Fischereiindustrie nachstellt.

J. Anthony Koslow dagegen erfasst die Fischarten, von denen man glaubt, dass sie für ein reibungsloses Funktionieren der Meeressysteme sorgen - kleine Borstenmäuler, die häufigste Fischart der Region, genauso wie Viperfische, Beilbauchsalmler, Flügelrossfische und die Elritzen ähnelnden Laternenfische. All diese Tiere sind wichtige Bestandteile für die Nahrungskette im östlichen Pazifik und bei ihnen allen schrumpfen die Bestände dramatisch angesichts des vertikalen Aufsteigens von Wasser mit geringem Sauerstoffgehalt.

»Wäre es eine Veränderung von zehn Prozent, hätte man darum kein Aufhebens machen müssen, aber die Zahlen sind um 63 Prozent zurückgegangen«, sagt Koslow, der an der Scripps Institution of Oceanography arbeitet.
Eine untere Stufe der Nahrungskette bricht in katastrophalem Tempo in sich zusammen. Was bedeutet das für den Rest der Nahrungskette im Pazifik? Und was bedeutet es für die fischverarbeitende Industrie? Wie wird es sich auf die Fischpreise in unseren Geschäftenauswirken?

Unterdessen laufen auch auf der anderen Seite des Pazifiks sehr merkwürdige Dinge ab. In Japan sind die Medien voll mit Berichten über 150 Breitschnabeldelfine, die in Japan gestrandet sind.

Einen ähnlichen Vorfall gab es 2011 schon einmal - sechs Tage vor dem großen Erdbeben und dem Tsunami. Hier ist, was die Japan Times schreibt:
»Mehr als 150 Breitschnabeldelfine sind an Japans Küste gestrandet und haben die Sorge ausgelöst, dass sich nun ein anderes Ereignis wiederholen könnte, das scheinbar in keinerlei Zusammenhang damit steht - das verheerende Erdbeben von 2011, das in Zusammenhang mit dem Tsunami über 18 000 Menschenleben kostete.

Die Wissenschaft hat bislang keinen Beweis dafür gefunden, dass zwischen den beiden Ereignissen eine Verbindung existiert, aber zahlreiche Online-Kommentatoren haben darauf hingewiesen, dass sechs Tage vor dem schweren Erdbeben etwa 50 Breitschnabeldelfine in Japan strandeten. Das Beben löste eine gewaltige Tsunami-Welle aus und führte zu einer atomaren Katastrophe.«
Sehr seltsam, das Ganze. Unser Leben lang waren wir uns sicher, dass unsere Meere immer stabil und gesund sein würden. Jetzt scheint es, als würden sich die Dinge ändern.