Zwei Tage nach einem gewaltigen Erdbeben am Himalaya sind die Schäden längst nicht absehbar. Sogar die Hauptstadt Kathmandu ist nicht mehr über dem Landweg zu erreichen. Ein riesiges Stück des Landes wurde um drei Meter nach Süden verschoben.

Erdbeben Nepal April 2015
© imago/UPI PhotoHier haben Rettungsfahrzeuge keine Chance.
Das schwerste Erdbeben in der Himalaya-Region seit fast 100 Jahren hat Tausenden Menschen das Leben gekostet. Nach letzten Informationen des nepalesischen Innenministeriums ist die Zahl der Toten auf mehr als 3200 angestiegen. Am schwersten betroffen ist Nepal selbst. Aber auch Indien und China melden jeweils eine hohe Zahl von Toten und Verletzten.

Das Beben am Samstag hatte eine Stärke von 7,8 bis 7,9. Ihm folgten viele Nachbeben, die bis heute anhalten. Das ganze Ausmaß der Zerstörung ist noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer noch nicht erreicht werden konnten. Hubschrauberbesatzungen berichten, sie hätten völlig zerstörte Dörfer gesehen. Der Erdstoß mit seinem Epizentrum etwa 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu zerstörte auch große Teile der Infrastruktur Nepals, viele alte Häuser sowie Weltkulturerbe- und Pilgerstätten.

Roger Bilham, Geologe an der University of Colorado, sagte: "Ein massiver Block der Erdkruste, etwa 120 Kilometer lang und 60 Kilometer breit, hat sich am Samstag innerhalb von 30 Sekunden um drei Meter nach Süden verschoben. Und oben drauf waren Kathmandu und Millionen Menschen." Die Hauptstadt ist nicht mehr über den Landweg erreichbar, nachdem ein Nachbeben der Stärke 6,7 die Ost-West-Landstraße bei Mugling und Narayanghat blockierte.


Am Mount Everest starben mindestens 19 Menschen, als eine viele Stockwerke hohe Staublawine über das Basislager des höchsten Berges der Welt fegte. Dort hielten sich rund 1000 Menschen auf. Der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch hat die Lawine gefilmt und die dramatischen Bilder auf Youtube veröffentlicht. 65 Verletzte seien aus dem Lager ausgeflogen worden, teilte die nepalesische Bergsteigervereinigung mit. Zu etwa 100 Menschen in der Everest-Region bestehe derzeit kein Kontakt. Viele von ihnen könnten in höheren Camps sein, hieß es.

Kein, Strom, kein Wasser, kein Treibstoff

Weite Teile des Erdbebengebiets sind ohne Strom. Die Wasserversorgung ist unterbrochen und die meisten Tankstellen sind geschlossen. Den Überlebenden machen starke Regenfälle zu schaffen. Viele Bewohner der Region leben in Zeltstädten, da sie sich aus Angst vor Nachbeben nicht in ihre Häuser zurücktrauen. Nepals Regierung spricht von mehr als 6000 Verletzten.

Die Europäische Kommission versprach dem bitterarmen Nepal drei Millionen Euro Soforthilfe. Das Geld soll zusätzlich zu den Hilfen der einzelnen Mitgliedstaaten und zur Entsendung von Zivilschutzexperten in die Erdbebenregion fließen. Am dringendsten werden jetzt medizinische Helferteams und Nothilfe-Lieferungen benötigt. Aber auch die USA, Australien und Neuseeland beteiligen sich an Sofortmaßnahmen. Die Liste der Länder, die in den ersten 24 Stunden ihre Unterstützung ankündigten, reicht von Sri Lanka über Japan und Russland bis Belgien, Frankreich und Luxemburg. Nepal rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus, in denen 6,6 Millionen Menschen leben.

Viele Länder helfen

Viele Organisationen riefen zu Spenden für die Erdbebenopfer auf und entsandten ebenfalls Helfer und Material. Die Krankenhäuser seien überfüllt, Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, erklärten die Vereinten Nationen (UN). Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. Gesteuert wird die Hilfe für Nepal vom UN-Büro zur Nothilfe-Koordinierung (OCHA). Hilfsflugzeuge aus aller Welt erreichten Kathmandu mit Gütern wie Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kommunikationsgeräten.

Vom Flughafen Berlin-Schönefeld solle noch heute ein Flug mit 60 Tonnen Hilfsgütern nach Nepal starten, wie das Deutsche Rote Kreuz mitteilte. Ein Hilfsflug von I.S.A.R. Germany mit 52 Helfern war schon am Sonntag gestartet. Unter ihnen seien Rettungshundeführer und Experten für die Suche nach Verschütteten sowie medizinisches Personal, hieß es. Auch Schweden schickte Suchhunde. Das größte Hilfskontingent kommt aber aus dem Nachbarland Indien. Neu Delhi schickte allein 16 Helikopter.


Kommentar: Das Erdbeben im Himalaya ist nicht das einzige in der letzten Woche. In der Gegend des "Ring of Fire" um den Pazifik herum gab es letzte Woche viele andere:


In Amerika waren gleichzeitig auch die Vulkane sehr aktiv:



Quelle: n-tv.de, ppo/AFP/dpa/rts