Was die Informierten unter uns längst wissen, kommt mit recht erstaunlichen Zahlen durch eine repräsentative Umfrage nun zutage: Mehr als 60 Prozent der Deutschen bezweifelt, dass wir in Deutschland in einem demokratischen System leben. Am bezeichnendsten ist, was ein Mainstreamblatt aus diesem Ergebnis macht.

Democracy in Dungeon,demokratie im kerker
© 2007 Jeff Parker, Florida Today'Das Recht der Menschen zu wissen' hängt mit 'Demokratie' angekettet im Kerker und sagt zu ihr: "Ich hatte so ein Gefühl, dass du als Nächstes dran sein wirst"
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber in der alltäglichen Konfrontation mit so vielen Leuten, die so in ihren subjektiven egozentrischen Blasen eingehüllt sind, dass sie die Lügen der Medien und Politiker entweder einfach glauben oder es ihnen einfach egal ist, hat mich diese Mehrheit doch überrascht und einen kleinen Hoffnungsschimmer aufblinken lassen. Obwohl nicht klar wird, wer genau hier befragt wurde und obwohl diese Erkenntnis, dass wir nicht in einer Demokratie leben, bloß einen kleinen Anteil des globalen Kartenhauses der Lügen darstellt, und jeder zumindest dies eine doch wissen sollte. Aber es sind die kleinen Dinge, die Freude bereiten, besonders, wenn man von Anfang an nicht viel erwartet hat.

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© SOTTPolitische Ponerologie: Eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke
Bei "ZEIT Online" lesen wir:
Die Mehrheit der Deutschen hegt einer Studie zufolge Unbehagen gegenüber der derzeitigen Staatsform. Mehr als ein Viertel wähnt das Land gar auf dem Weg in eine Diktatur.

Einer Studie zufolge denken mehr als 60 Prozent der Bürger, dassin Deutschland keine echte Demokratie herrscht. Schuld sei der starke Einfluss der Wirtschaft auf die Politik, die mehr zu sagen habe als der Wähler. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap, die im Auftrag des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin vorgenommen wurde.

Jeder Dritte ist demnach davon überzeugt, dass der Kapitalismus zwangsläufig zu Armut und Hunger führe. Drei von zehn Befragten gaben an, sie könnten sich eine wirkliche Demokratie nur ohne Kapitalismus vorstellen. 37 Prozent aller West- und 59 Prozent aller Ostdeutschen halten kommunistische und sozialistische Gesellschaftsformen für eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt worden seien. Ein Fünftel fordert eine Revolution, da Reformen die Lebensbedingungen nicht verbesserten.

Wegen der zunehmenden Überwachung der Bürger sei Deutschland auf dem Weg in neue Diktatur, sagten 27 Prozent der Befragten.
Kommen wir nun dazu, in welche Richtung "ZEIT Online" diesen kleinen Lichtblick verzerrt hat und in welche Richtung er gelenkt wird. Der Artikel fährt fort mit:
Am erstaunlichsten fanden die Autoren aber nach eigener Aussage, dass sich nur knapp die Hälfte (46 Prozent) der Befragten dafür aussprach, das staatliche Gewaltmonopol "auf jeden Fall" beizubehalten. Mit dem Gewaltmonopol ist es einzig dem Staat vorbehalten, körperliche Gewalt einzusetzen oder ihren Einsatz zuzulassen.
Was ist daran so erstaunlich? Wer ein wenig aufgepasst hat, hat mitbekommen, wie sehr die Polizeigewalt zu einem Thema geworden ist, d.h. ungerechtfertigte Brutalität des Staates gegen seine Bürger. Wenn Regierungen anfangen, sich gegen die eigenen Bürger zu wenden und Entwicklungen in Richtung Polizeistaat verfolgen, so liegt es auf der Hand, dass sie ihre Position missbrauchen und sie demnach nicht verdient haben.
In der als Buch erschienen Studie haben die Autoren Klaus Schroeder und Monika Deutz-Schroeder untersucht, wie weit linksextreme Einstellungen in der Bevölkerung verbreitet sind. Die einzelnen Fragen sollten dazu dienen, linksextreme Einstellungsmuster offenzulegen. Der Studie zufolge haben 4 Prozent ein geschlossenes linksextremes Weltbild, 13 Prozent stimmten einzelnen Aspekten (mehr als 50 Prozent der Fragen) zu. Damit sehen die Forscher ein linksextremes Potenzial von insgesamt 17 Prozent, wobei es mit 28 Prozent im Osten deutlich höher als im Westen mit 14 Prozent sei.

Als Extremist gilt den Forschern zufolge, wer Kommunismus oder "echte Demokratie" errichten, also Pluralismus und parlamentarische Demokratie beseitige wolle. "Wer hingegen die Wirtschaftsordnung - die soziale Marktwirtschaft, das heißt aus linksradikaler und linksextremer Sicht den Kapitalismus - überwinden will, mag den Wohlstand gefährden und die unternehmerische Freiheit einschränken wollen, ist jedoch kein Verfassungsfeind, mithin kein Extremist."
Und hier sieht man nun, wohin das Ganze wirklich führt: Begriffe wie "linksextreme Einstellungsmuster" und "Extremisten" werden aufgebracht. Das weckt automatische Assoziationen von "gefährlich"... Man bemerke auch, dass das (sehr richtige) Umfrage-Ergebnis "Es gibt keine Demokratie in Deutschland, sondern wir sind auf dem Weg in eine Diktatur" von den Autoren völlig ignoriert wird. Stattdessen wird sich starr nicht-denkend an einer Definition festgeklammert, um das ganze Ergebnis in seinen Implikationen ausklammern und Vorstellungen von Gefahren in den Raum werfen zu können. Führen wir das ein bißchen weiter und packen es in den Gesamtkontext, so lautet die Botschaft hier:
"Wenn ihr denkt, dass der Staat kein Recht auf sein Gewaltmonopol hat und wenn ihr denkt, dass es in Deutschland keine echte Demokratie gibt und wir uns auf dem Weg in eine Diktatur befinden, dann seid ihr 'linksextremistische Elemente' oder eben einfach Terroristen äh 'Extremisten'. Und was das bedeutet, braucht nicht mehr ausgesprochen zu werden...
- denn die "leise Drohung" dahinter ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Oder anders ausgedrückt: "Muckt bloß nicht auf, sonst...!"

Wir haben einen anderen Vorschlag: Bekämpfen wir die Wurzel dieser gefährlichen Manipulationsmanöver indem wir uns über die Ursache informieren und somit nicht mehr auf sie hereinfallen: