Inzwischen müsst ihr davon gehört haben, dass Saakaschwili zum Gouverneur der Region Odessa ernannt worden ist, und, wie jeder, werdet ihr beim Lesen dieser Meldung laut losgeprustet haben. Ich auch. Aber neben der komischen, lächerlichen Seite dieser Ernennung hat sie noch eine weit unheilvollere. Drei Punkte bereiten in diesem Zusammenhang besondere Sorgen.


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Erstens.
Odessa wird von den Ukronazis selbst als die gefährlichste einzelne Stadt angesehen. Der Grund dafür ist, dass die Stadt und ihr Umland fest und deutlich pro-russisch und anti-nazi sind. Die meisten Nazis dort wurden tatsächlich aus anderen Gebieten importiert, also reden wir höchstens von ein paar hundert Mitgliedern von Ukronazi-Todesschwadronen. Ja, im Moment haben sie die Stadt fest unter Kontrolle, dank ihrer Gestapo-artigen Methoden, aber sie werden immer noch verachtet und gehasst. Der Mob ist eine weit größere örtliche Kraft, und wird immer noch von Kolomoiskij kontrolliert, der nach Meinung vieler Analysten das Ziel dieser bizarren Ernennung war. Saakaschwili ist tatsächlich eine US-Marionette und wird daher keine Art von Abkommen mit Kolomoiskij verhandeln. Tatsächlich wird Saakaschwili jeden Befehl gegen Kolomoiskij ausführen. Mit anderen Worten, hier gibt es einen Machtkampf zwischen den Ukronazis und den US-kontrollierten Gangstern vor dem Hintergrund einer weitgehend pro-russischen Bevölkerung. Ein perfektes Rezept für Gewalt.

Zweitens.
Stellt euch folgende Frage: Welche Qualifikationen hat Saakaschwili vorzuweisen? Es ist ziemlich offensichtlich, dass sein tollwütiger Hass auf Russland und Russen und sein Wille, jeden US-Befehl auszuführen, seine einzige Qualifikation darstellt. Das und seine Bereitschaft, Zivilisten und Friedenstruppen zu massakrieren (mehr darüber weiter unten). Seine Ernennung ist also nicht nur ein grober Versuch, den Ukronazis ein Geschenk zu reichen. Sie ist ebenso ein Versuch, Odessa fest unter US-Kontrolle zu bringen. Odessa ist natürlich ein für die Rumpf-Ukraine wirtschaftlich lebenswichtiger Hafen, aber es bietet ebenso einen Hafen für jede Art von Militärschiffen, einschließlich jener der US Navy. Warum sollte die US Navy in Odessa anlegen wollen? Hier ist, warum.

Drittens.

Odessa ist weniger als 100 km entfernt von der transnistrischen Stadt Tiraspol, die am südlichen Ende des langen „transnistrischen Korridors“ zwischen der Ukraine und Moldawien liegt. Seht selbst:
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ODESSA - TIRASPOL

Daher kann Odessa nicht nur genutzt werden, um jeden ukrainischen Angriff auf die transnistrische Moldau-Republik (TMR) zu verstärken und mit Nachschub zu versorgen, sondern auch als Basis, um jeden russischen Versuch zur Versorgung der eigenen Kräfte in der TMR zu verhindern.

DIE TRANSNISTRISCHE MOLDAU-REPUBLIK

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Die TMR sieht sich gegenwärtig in einer Blockade von allen Seiten: Im Westen durch das US-kontrollierte Moldawien (gestützt durch die US-Kolonie Rumänien) und vom Osten durch den Ukronazi-Staat. Ein Blick auf die Geografie der TMR ist genug, um zu sehen, dass sie unmöglich zu verteidigen ist, insbesondere nicht auf beiden Seiten gleichzeitig. Sicher, im Krieg für die Unabhängigkeit der TMR 1990-1992 erzwang die 14. russische Armee ein Ende der Feindseligkeiten, aber damals war die Ukraine neutral/indifferent und Moldawien sehr schwach. Moldawien ist immer noch sehr schwach, und die Armee der TMR ist, wie im Donbass, besser ausgerüstet, besser ausgebildet und weit besser motiviert, aber diesmal erfolgt die Bedrohung tatsächlich auf beiden Seiten.

Die Ukronazis haben einen „Angriff“ auf die TMR ein Jahr lang vorbereitet. Wie im Osten, haben sie dort ebenfalls angefangen, einen „Anti-Panzer-Graben“ zu graben, als wollte die kleine TMR (Bevölkerung 500 000) die riesige Ukraine (Bevölkerung 44 000 000) angreifen. Überflüssig zu erwähnen, dass eine solche „Verteidigungsmaßnahme“ vor allem dazu dient, ein Gefühl der Bedrohung zu erzeugen, das den idealen Boden für eine False Flag oder einen „vorbeugenden Gegenangriff“ bereitet.

Es gibt auch einige russische Friedenstruppen in der TMR. Und jetzt haben die Ukronazis Saakaschwili zum Gouverneur von Odessa ernannt - einen Mann, der nachweislich Erfahrung darin besitzt, russische Friedenstruppen zu ermorden und verrückte Kriege anzufangen.

DIE RUSSISCHEN OPTIONEN

Anders als im Donbass, wo die Geografie Russland enorme Vorteile verschafft, sind in der TMR alle Vorteile auf Seiten des Empire.

Beide Regionen im Vergleich:
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Es scheint, dass in der TMR der Westen alle Karten in der Hand hält. Während Russland theoretisch die Möglichkeit hat, eine Luftversorgungsoperation vergleichbar den Rosinenbombern der USA während der Berlin-Krise zu starten, unterscheiden sich diese beiden Situationen in der Praxis dramatisch. 1948-49 wollte niemand wirklich einen Krieg, aber 2015 sind die Ukronazis verzweifelt auf der Suche nach einem.


Auch wenn man nicht daran zweifeln muss, dass die Junta nicht die militärischen Mittel hat, eine russische Luftbrücke in die TMR zu verhindern, was, wenn Moldavien erklärte, Russland sei in sein Gebiet „eingedrungen“ und die Ukraine erklärte, ihr Luftraum würde verletzt? Was, wenn die NATO beschließt, Patriot-Raketen, oder, Gott bewahre, Luftunterstützung einer „Koalition der Willigen“ für eine Flugverbotszone zu liefern? Ich persönlich sehe zwar nicht, dass die NATO wegen der TMR einen Krieg mit Russland anfängt - was sie vermutlich wirklich wollen, ist ein Stellvertreterkrieg - aber das Risiko ist weit wirklicher als in Noworossija.

Monatelang habe ich jetzt gesagt, dass die NATO in der Ukraine keine militärische Option hat, aber aus genau denselben Gründen sehe ich keine gangbare militärische Option für Russland in der TMR. Aber was, wenn die russischen Friedenstruppen angegriffen werden? In diesem Moment hätte Russland keine Wahl und müsste eingreifen. Und selbst wenn die russischen Friedenstruppen nicht angegriffen würden, werden sie daneben stehen und zusehen, wie die örtliche Bevölkerung unter den schrecklichen Konsequenzen der Blockade leidet?

Und ich komme wieder zu derselben Sache zurück, die ich immer wieder wiederholt habe: es gibt keine „noworossische Lösung“ der ukrainischen Krise. Die einzige wirkliche Lösung der Kriege in und um die Ukraine ist ein Regimewechsel in Kiew, gefolgt von einer Entnazifizierung des Landes. Es gibt keine andere Lösung.

Einige werden eine eher naive „Lösung“ vorschlagen. Lasst Noworossija Mariupol nehmen, öffnet einen Landkorridor zur Krim, startet von dort aus einen Angriff über Land und von See, um Nikolajew und Odessa zu befreien, und beendet den Triumphmarsch mit einem schnellen Vorstoß auf die Grenze der TMR. Theoretisch sieht das alles einfach aus, aber in Wirklichkeit wäre das eine größere und eindeutige Kriegshandlung Russlands. Es bedürfte einer vollständigen Intervention der russischen Armee und es wäre die Erfüllung eines Traums der NATO und der Anglo Zionisten. Unnötig zu erwähnen, dass für dergleichen keinerlei Unterstützung in Russland selbst gibt.


Und doch sind einige sehr qualifizierte Leute der Meinung, dass Russland keine Wahl haben wird. Hört mal, was der pensionierte Generalleutnant Leonid Reschetnikow vom Auslandsgeheimdienst (KGB/SWR) sagt:

(Video mit deutschen Untertiteln von Dagmar Henn)


Ich selbst bezweifle, dass Russland zustimmt, die TMR anzuerkennen und dann einen Verteidigungsvertrag mit ihr abzuschließen. Zum einen wurde Putin nicht gewählt, um die Welt zu retten, nicht einmal Syrien, den Donbass oder die TMR. Putin wurde vor allem gewählt, um sich für die Interessen der russischen Bevölkerung in und aus Russland einzusetzen.


Es ist schön und gut, zu erklären, das russische Militär „müsse“ hier intervenieren, außer natürlich, man muss selbst den trauernden Familien erklären, warum ihre Liebsten fern der Heimat sterben mussten. Ich habe hier auch schon millionenfach gesagt, dass es in Russland keine Unterstützung für irgendeine Form von Imperialismus gibt, auch nicht für „humanitären“. Schließlich, selbst wenn wir im Westen daran gewöhnt sind, das internationale Recht als unnütz und als hypothetisches Konzept beiseite zu schieben, das niemand beachten muss, nehmen die Leute im Kreml internationales Recht sehr ernst, und all diese „großartigen Pläne“ für eine „leichte“ Lösung der Krise um die TMR haben größere rechtliche Folgen, um es milde auszudrücken.

Die einzige Option, die Russland bleibt, sind verdeckte Handlungen hinter den Kulissen. Die übliche Mischung aus Drohungen, Bestechungen, Einfluss, wirtschaftlichen und anderen Maßnahmen, um die Auswirkungen der jetzigen Blockade zu verzögern oder abzumildern. Das ist nicht viel, aber alles, was Russland jetzt gerade tun kann.

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Saakaschwili in Odessa ist eine sehr bedrohliche Entwicklung. Obwohl im Augenblick ein Krieg, in dem geschossen wird, nicht unmittelbar bevorsteht, hat die Lage dort einige möglicherweise sehr gefährliche Folgen und könnte zu einem ausgewachsenen Konflikt führen.

Sollte die Gewalt in Odessa oder in Transnistrien explodieren, können wir damit rechnen, dass die „Hurra-Patrioten“ von Putin sofortiges militärisches Handeln fordern, und, wenn er sich weigert, blankweg erklären werden, dass „Putin Odessa verkauft“ oder „Putin Transnistrien verkauft“ habe (schaut nur bei denen nach, die wieder sagen „Putin hat Syrien verkauft“).

Und wenn keine offene Gewalt ausbricht, und die Bevölkerung der TMR gezwungen ist, langsam eine an Gaza erinnernde Lage eines „Freiluft-Konzentrationslagers“ zu akzeptieren, wird Russland ebenfalls vorgeworfen werden, nichts getan zu haben.


Es gibt jetzt keine gute Option für Russland und alles, was es tun kann, ist, so schnell wie möglich an einem Regimewechsel in Kiew zu arbeiten. Wenn die US-Außenpolitik in der Ukraine einen vernichtenden Schlag erhält, wird Uncle Sam wenig Ausdauer übrig haben, um sich in Transnistrien in einen weiteren größeren Konflikt zu werfen, insbesondere, wenn die Ukraine letztlich dem Griff der USA entgleitet. Aber bis dahin ist die TMR wirklich in einer sehr schlechten Lage und die Zeit ist nicht auf ihrer Seite.

Quelle:
http://thesaker.is/from-odessa-to-transnistria-will-crazy-misha-start-another-war/