Preisfrage - was ist das: Ein riesiger Musikdampfer zieht im nächtlichen Mittelmeer seine Kreise. Die Decks sind hell erleuchtet, eine Kapelle spielt Humba-Humba-Täterä, das Publikum am Ufer ist fasziniert. Das dunkle Schiff im Kielwasser des Dampfers sieht dagegen niemand. Die Decks sind dunkel. Kein Lichtstrahl und kein Laut dringen nach draußen, während der stille Begleiter fast lautlos durch das Wasser gleitet. Die Antwort: Der Musikdampfer war der G7-Gipfel und das geheimnisvolle dunkle Schiff in seinem Windschatten ist die Bilderberger-Konferenz, die ab 11. Juni 2015 in Österreich stattfindet. Mit möglicherweise interessanten Folgen...

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Oder wie schon in meinem Buch Drahtzieher der Macht gesagt: Beim G7-Gipfel, wo die Zirkuspferde tanzen, werden die grellen Scheinwerfer eingeschaltet. Aber dort, wo die Zirkusdirektoren tagen, ist es zappenduster: Bei der Bilderberger-Konferenz, die am 11. Juni in Österreich beginnt, gibt es keine Kamerateams, keine Pressekonferenzen, keine Interviews. Nichts.

Schließlich besprechen sich auch die Zirkusdirektoren nicht in der Arena. Während die Elefantenrunde der G7 (früher G8) lautstark durch die Medienlandschaft trampelt, schleichen die Bilderberger-Dickhäuter auf leisen Sohlen durch die Gegend.

Die G7-Hypnose

Kaum jemals konnte man das Doppelspiel, das mit den beiden Gipfeln gespielt wird, so gut beobachten wie 2015. Während der Bilderberger-Gipfel, bei dem sich jedes Jahr das westliche Top-Personal aus Politik, Wirtschaft, Geheimdiensten und Medien trifft, praktisch totgeschwiegen wird, wird das Publikum mit dem G7-Treffen regelrecht hypnotisiert. Ein Sog aus wichtigen und weniger wichtigen Nachrichten zieht die Menschen in seinen Bann:
  • Wie 2700 Journalisten ihre Arbeitsplätze beziehen und
  • wie Demonstranten vor Gericht um ihre Kundgebungsorte kämpfen.
  • Wie Obama bei der Begrüßung in Elmau ein braves »Grüß Gott« heraus und ein Weißbier hinunterwürgt.
  • Wie der französische Präsident Hollande im Golf-Caddy über die Wiesen hoppelt und
  • wie Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer zusammen mit den (übrigen) Konferenz-Damen in einer Kutsche herumgeschaukelt wird.
  • Wie 17 000 Polizisten den Ausnahmezustand über die Region verhängen und sogar Wanderer in den Bergen belästigen.
Kurzum: Ein Riesentheater soll den Massen suggerieren, hier tagten wirklich die mächtigsten Menschen der Welt.

Die mächtigsten Marionetten der Welt

Beim G7-Gipfel träfen sich »die Mächtigsten der Welt«, heißt es beispielsweise beim Manager Magazin (online, 8.6.15). »Der mächtigste Mann der Welt in der Imbissbude«, schreibt die Abendzeitung zu einem Foto von Barack Obama (online, 7.6.15), während Angela Merkel abwechselnd als »die mächtigste« (Focus Online, 5.6.15) oder »die wichtigste Frau der Welt« (bild.de, 6.6.14) bezeichnet wird. »Die Kanzlerin der Deutschen« sei gar »eine Weltmacht«, phantasiert das Blödel-Blatt aus Hamburg.

Aber je mehr der Begriff »mächtig« den Menschen mit dem Holzhammer verabreicht wird, umso mehr ist eins sicher, nämlich dass nach den Gesetzen der Lügenpresse die wahre Macht hier nicht zu finden sein wird − sonst würden die Medien nämlich nicht so prominent darüber berichten. Schon eher ist das G7-Treffen so etwas wie eine Versammlung der mächtigsten Marionetten der Welt.

Dreistes Ablenkungsmanöver

Kaum etwas macht dies so deutlich wie die diesjährige zeitliche und geographische Abstimmung der beiden Konferenzen − summa summarum ein dreistes Ablenkungsmanöver für die Öffentlichkeit. Während das G7-Treffen vom 7. bis 8. Juni in Schloss Elmau (Bayern) stattfand, beginnt das Bilderberger-Treffen am 11. Juni im erwähnten Interalpen-Hotel Tyrol im österreichischen Telfs-Buchen − ganze 26 Kilometer entfernt. Auf diese Weise kann man die Strategie klar erkennen:
  • mit der zeitlichen Nähe soll der mediale Windschatten des G7-Gipfels ausgenutzt werden,
  • die räumliche Nähe sorgt dafür, dass G7-Teilnehmer anschließend bequem auch an Bilderberg teilnehmen können.
Mit drei Tagen Atempause in der beschaulichen Alpenlandschaft können manche G7-Teilnehmer also ein wenig ausspannen und anschließend in Tirol tagen − und zwar ohne dass irgendein wirklich großes Publikumsmedium darüber berichten wird. Nirgends wird das so anschaulich wie auf der Website der Tagesschau.

Während dort eine Suche nach dem Stichwort »G7« 387 Treffer zutage fördert (154 Videos, 140 Meldungen, 56 Sendungen und 37 Audios), ergibt eine Suche nach den Begriffen »Bilderberg« oder »Bilderberger« null Treffer: »Ihre Suche nach ›Bilderberg‹ war leider erfolglos«, heißt es da: »Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe.«


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Die Bilderberger-Konferenz existiert nicht bei der Tagesschau
Den Bilderbergern die Schau stehlen

Nichts da − vielmehr sollte die etablierte Presse mal dringend ihre Berichterstattung überprüfen: Mit allen Mitteln sollen wir davon abgehalten werden, uns mit dem eigentlich wichtigen Gipfel der Bilderberger zu beschäftigen. Dabei ist aber nicht nur die zeitliche und geografische Nähe derbeiden Konferenzen interessant, sondern auch die Dauer.

Während sich die angeblich wichtigsten Menschen der Welt beim G7-Gipfel gerade mal für 24 Stunden trafen, tagen die Bilderberger gleich vier Tage − vom 11. bis 14. Juni. Und wenn man einmal genauer darüber nachdenkt, ist es ja auch zu lächerlich: 24 Stunden für eine Konferenz der sieben »mächtigsten Staaten« der Welt? Hatten die sich nicht etwas mehr zu sagen? Was konnte und sollte dabei herauskommen? Nach all den Begrüßungszeremonien und Reden kann die Nettokonferenzzeit des G7-Treffens höchstens wenige Stunden betragen haben.


Bevor man sich einarbeitete, war die Konferenz zu Ende. Und dafür der gigantische finanzielle und personelle Aufwand? Schon daran sieht man: Der G7-Gipfel ist nicht wirklich ernst gemeint. Die G7 sind lediglich die Vorgruppe der Bilderberger. Doch im Unterschied zu einem Rockkonzert sollen sie der Hauptgruppe die Schau stehlen − damit nur niemand merkt, von wem er wirklich regiert wird. Nämlich von einem Konglomerat aus Banken, Geheimdiensten, Konzernen und Politikern.

Die undurchsichtige Konferenz

Denn ganz im Gegensatz zu der ach-so-transparenten G7-Show ist die Bilderberger-Konferenz voll und ganz undurchsichtig: Tagungsort, Teilnehmer, Teilnehmerzahl und Themen sind bis zum letzten Moment geheim. Erst im letzten Augenblick (8. Juni) erschien auf der Bilderberger-Website eine Pressemitteilung, sodass das Treffen von keiner Redaktion in die Terminplanung eingebaut werden konnte (sofern sie das will).

Und selbst wenn, wüssten die Journalisten nicht, wo sie hin sollten: Denn ein Pressezentrum gibt es bei den Bilderbergern selbstverständlich nicht. So bleiben die 140 hochkarätigen Teilnehmer aus 22 Ländern im österreichischen Telfs-Buchen unter sich, während einige von ihnen die künftigen Strategien des westlichen Imperiums festlegen. Ganz im Gegensatz zu den G7-Darstellern handelt es sich da um die wirklichen »Bestimmer«, angefangen bei den
  • Bossen von globalen Banken (Deutsche Bank, HSBC, UniCredit, Raiffeisenbank, J.P. Morgan, Santander, Europäische Zentralbank, Royal Bank of Canada, Goldman Sachs),
  • Konzernen (Google, Shell, BP, Airbus, Siemens, Alcoa, Ryanair),
  • Währungsunionen (Euro-Gruppe) über die Chefs von
  • Geheimdiensten (französischer Geheimdienst DGSI, Dänischer Geheimdienst DDIS) bis hin zu
  • Kriegsherren wie dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
  • Dabei sind auch strategische Think Tanks wie das Carnegie Endowment for International Peace,
  • Minister und Premierminister (von der Leyen, Deutschland; Stubb, Finnland; Rutte, Niederlande; Michel, Belgien) sowie
  • der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer und natürlich unsere
  • Medien.
Wird »Flinten-Uschi« Kanzlerin?

Und zwar dieselben Medien, die die Bilderberg-Konferenz äußerst stiefmütterlich behandeln, zum Beispiel die beiden großen deutschen Verlage Gruner&Jahr (Stern) und Axel Springer (Bild, Welt etc.).

Die langjährige Bilderberger-Hofschranze Zeit hat sich dagegen anscheinend getrollt. Wobei die Anwesenheit von »Flinten-Uschi« von der Leyen zu denken geben sollte. Schließlich fing auch Angela Merkels Kanzlerschaft so an: Mit einem Besuch bei der Bilderberger-Konferenz...