Ein ausgerissener Zirkuselefant hat am Samstag in Buchen einen Spaziergänger getötet. Das Tier hat nach Informationen der Tierschutzorganisation Peta schon mehrfach Menschen verletzt.
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Ein ausgerissener Zirkuselefant hat am Samstag in einer Stadt im Odenwald einen Spaziergänger getötet. Der 65-Jährige aus Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis wurde nach Angaben der Polizei am frühen Morgen von dem 34 Jahre alten Afrikanischen Elefanten angegriffen. Der Mann war demnach sofort tot. Wie das Tier aus dem Zelt entwich, war zunächst unklar. Die Kriminalpolizei ermittelt. Die Ehefrau des getöteten Spaziergängers sagte der Polizei, ihr Mann sei wie üblich gegen 5 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen, um Pfandflaschen und Dosen einzusammeln. Als er nicht zur gewohnten Zeit zurückkehrte, machte sich die 65-Jährige auf die Suche nach ihm. In der Nähe des Zirkusses sah sie mehrere Streifenwagen, dort fand sie dann ihren toten Mann. Der Zirkus gastiert in rund 100 Metern Entfernung vom Fundort der Leiche.

Wie kam der Elefant aus dem Zelt heraus?

Die Polizei schloss Fremdverschulden nicht aus. Ersten Ermittlungen zufolge war das Zelt, in dem die Elefantenkuh „Baby“ untergebracht war, unbeschädigt. „Der Elefant kann sich nicht selber rauslassen.

Also bleibt: Wurde er rausgelassen oder war er nicht richtig eingesperrt?“, sagte ein Polizeisprecher. Entweder es handle sich um Absicht oder um Nachlässigkeit. „Es kann sein, dass wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird.“ Fraglich bleibt auch, warum das Tier in Rage geriet. Der Elefant heißt „Baby“, trägt aber laut Polizei auch den Namen „Benjamin“. Offenbar handelt es sich nicht um den ersten Angriff des Tiers auf Menschen.

Die Tierschutzorganisation Peta berichtet, das Tier sei schon mehrfach ausgerastet und habe in den vergangenen Jahren mehrere Menschen verletzt. 2000 habe „Baby“ eine Frau im nordhessischen Melsungen schwer verletzt, berichtet Peta. 2010 habe ein Familienvater nach einer Attacke in Leutkirch eine Niere verloren, sein Sohn sei ebenfalls verletzt worden. 2012 habe ein 12-jähriger Junge in Burladingen im Zollernalbkreis durch einen Rüsselschlag einen Kieferbruch erlitten.

Die Polizei bestätigte Vorfälle in der Vergangenheit, wollte aber keine Details nennen. „Wir wissen von zwei Vorfällen mit Verletzten, aber jeder stellt sie anders dar“, sagte ein Sprecher. Dies werde in die Ermittlungen einfließen. „Es gab aber unseres Wissens nach keine Vorfälle, die einer Behörde Anlass gaben, Auftritte des Elefanten zu verbieten“, sagte der Beamte. Der Zirkus wollte sich nach Angaben der Polizei nicht zu der Attacke äußern.

Die Tierschutzorganisation Peta fordert ein Tierverbot im Zirkus

Peta hatte den Zirkusbetreibern in der Vergangenheit mehrfach nicht artgerechte Haltung vorgeworfen. Die Organisation will nun Anzeigen wegen fahrlässiger Tötung sowohl gegen die Zirkusverantwortlichen als auch gegen die zuständigen Behörden erstatten. „Die Tiere werden für die Dressur geschlagen und gequält“, kritisiert Peta-Wildtierexperte Peter Höffken. „Alle 50 Zirkuselefanten, die es noch in Deutschland gibt, sind tickende Zeitbomben.“ Peta fordert ein grundsätzliches Tierverbot im Zirkus.

Nach dem Unglück in Buchen hatte ein Zirkus-Mitarbeiter „Baby“ beruhigt und ins Zirkuszelt zurückgebracht. Der Vorfall war von einem Anwohner beobachtet und der Polizei gemeldet worden. Ein Veterinär werde das Tier nun untersuchen und sich anschauen, „ob es eingeschläfert wird oder bleiben darf“. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden alle geplanten Vorstellungen des Zirkus in Buchen abgesagt.

(dpa)