Drei Tage nach dem Unwetter in Georgiens Hauptstadt Tiflis hat ein aus dem Zoo entlaufener Tiger einen Mann getötet. Sicherheitskräfte erschossen das Raubtier. Die Zahl der Unwetter-Toten stieg auf 17. Die Unwetter-Folgen werfen ein Schlaglicht auf Probleme in der Stadt.
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In der georgischen Hauptstadt Tiflis ist ein Mann von einem weißen Tiger getötet worden, der bei einem schweren Unwetter am Sonntag neben vielen weiteren Tieren aus dem Zoo entlaufen war. Unter ihnen waren Löwen, Wölfe und Bären.

Der Tiger hatte sich während der vergangenen Tage in einer Halle in der Nähe des Zoos versteckt. Spezialkräfte des Innenministeriums erschossen ihn nach der Attacke auf den Mann. Ein Ministeriumsmitarbeiter erklärte, der Tiger sei so aggressiv gewesen, dass er habe getötet werden müssen.

Schon in den vergangenen Tagen waren mehrere entlaufene Zootiere erschossen worden. Dies hatte in der Bevölkerung große Kritik ausgelöst. Aktivisten forderten die Einwohner auf, den Zoo und nicht die Polizei anzurufen, falls sie entlaufene Tiere sehen. Am Sonntag war es Zoo-Mitarbeitern gelungen, ein Flusspferd zu betäuben und mit Hilfe Freiwilliger in den Zoo zurückzubringen.

Premierminister Irakli Garibaschwili und der Nationale Rat für Sicherheit und Krisenmanagement hatten zuvor erklärt, die Gefahr von Raubtierattacken sei gebannt. Zoo-Direktor Zurab Guerielidze sagte, ein Tiger, ein Bär und eine Hyäne würden noch vermisst, aber inzwischen seien sie wohl tot.

Viele der Tiere wurden inzwischen ertrunken unter den Schlammassen gefunden, die sich während des Unwetters über den Zoo gewälzt hatten. Der Umgang mit den Tieren des Zoos und ihre Unterbringung in ungeeigneten Gehegen war bereits in den vergangenen Jahren vielfach von Tierschützern kritisiert worden. Der Zoo war schon zu Sowjetzeiten errichtet worden und litt vor allem in den 90er-Jahren unter Geldmangel, als Georgien in einer schweren Krise war. Inzwischen kündigten Zooexperten unter anderen aus Tschechien und Russland Hilfe für den Tierpark an.

Eine Kontroverse löste der hoch respektierte Patriarch der Orthodoxen Kirche Georgiens aus mit der Bemerkung, der Zoo sei Sünde, da er an einer Stelle errichtet worden sei, wo einst eine Kirche gestanden habe.

17 Menschen starben durch Überschwemmungen

Während des Starkregens am Sonntag war der kleine Fluss Vere, der in der Stadt streckenweise unter die Erde verlegt worden war, über die Ufer getreten. Die Wassermassen, Schlamm und entwurzelte Bäume rissen das untertunnelte Flussbett auf und beschädigten mehrere Straßen und Häuser um den Heldenplatz auf einer Länge von weit mehr als 100 Metern.
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© ReutersDas Unwetter beschädigte Straßen am Fluss Vere.
Das Straßensystem um diesen Platz war in den vergangenen Jahren mit Brücken und Straßen im Format von Autobahnen ausgebaut worden. Es war eines von zahlreichen Großprojekten während der Regierungszeit von Präsident Michail Saakaschwili, die 2013 nach neun Jahren endete. Experten kritisierten viele der Projekte. Sie seien zu schnell, mit billigem Material und unter Vernachlässigung von Sicherheitsstandards errichtet worden. Viele neu gebaute oder sanierte Straßen außerhalb von Tiflis weisen inzwischen Risse oder Löcher auf und müssen erneut saniert werden. Nach dem Unwetter vom Sonntag brach in Tiflis eine neue Debatte über die Sicherheit der Neubauten und weitere geplante Großprojekte in der Stadt aus.

Infolge der Überschwemmungen kamen 17 Menschen ums Leben. Von fünf Menschen heißt es, sie seien noch vermisst. In Tiflis kommt es jedes Jahr vor allem um diese Jahreszeit zu schweren Gewittern und Starkregen, bei denen die Flüsse der Stadt über die Ufer treten. Dabei ertrinken immer wieder mehrere Menschen. Im verganenen Jahr waren es bei einer Überschwemmung in Tiflis fünf Einwohner.

Die schweren Zerstörungen um den Zoo und den Heldenplatz lösten aber auch eine ungewöhnliche Welle der Hilfsbereitschaft aus. Tausende junge Menschen halfen in den vergangen Tagen, die Überreste des Unwetters zu beseitigen, den Zoo herzurichten und die Straßen wieder befahrbar zu machen. Auch Energieminister Kacha Kaladze packte mit an, der in Europa als Fußballspieler bei AC Mailand und CFC Genua bekannt ist.

Zudem wurde ein Hilfsfonds für die Opfer eingerichtet. Die Orthodoxe Kirche rief die Priester der zahlreichen umliegenden Kirchen auf, den obdachlos gewordenen Familien zu helfen.