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Kosmisches Blitzgewitter: Ein 8.000 Lichtjahre von uns entferntes Schwarzes Loch ist zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert wieder aktiv geworden. Einfallende Gase lösen heftige Eruptionen aus, die V404 Cygni zur hellsten Röntgenquelle des gesamten Himmels machen. Solche Ausbrüche eines Schwarzen Lochs sind relativ selten, sie live zu beobachten ist daher für Astronomen eine einmalige Chance.


Die meiste Zeit ist das Doppelstern-System V404 Cygni eher unauffällig. Ein Stern, etwas kleiner als unsere Sonne, umkreist in ihm ein eher schmächtiges Schwarzes Loch von etwa der zehnfachen Masse des Sterns. Weil sich beide sehr nahe sind, saugt das Schwarze Loch immer wieder Gas von seinem stellaren Partner ab. Dieses sammelt sich in einer heißen, schnell rotierenden Scheibe am Schwarzen Loch, wo es lange Zeit wie Wasser hinter einem Damm bleibt.


Flackerndes Erwachen

Doch alle paar Jahrzehnte ändert sich diese Ruhe. Denn dann quillt die Gasscheibe um das Schwarze Loch sozusagen über und ein Tsunami heißer Gase rauscht in Richtung Ereignishorizont. Die Folge: Das ins Schwarze Loch stürzende Gas erzeugt heftige, energiereiche Strahlenausbrüche, die das gesamte System wie in einem Blitzlichtgewitter aufstrahlen lassen. "Solche Ausbrüche Schwarzer Löcher sind ziemlich selten", erklärt Neil Gehrels vom Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt, Maryland.

Den Beginn einer solchen Ausbruchsserie hat nun das Swift-Weltraumobservatorium der NASA am 15. Juli 2015 registriert. Seitdem leuchtet V404 Cygni immer wieder grell auf - und das in gleich mehreren Wellenlängen der Strahlung. "V404 Cygni zeigt momentan eine außergewöhnlich Variation in allen Wellenlängen - das gibt uns die seltene Chance, wertvolle Daten zu sammeln", sagt Eleonora Troja, NASA-Astronomin vom Swift-Team. Inzwischen haben daher auch andere Observatorien ihre Augen auf das Sternbild Schwan (Cygnus) gerichtet.

Heller als alle anderen Röntgenquellen

Die einzelnen Ausbrüche dauern zwischen Minuten und mehreren Stunden. "Es wird dabei wiederholt zum hellsten Objekt im Röntgenhimmel - mehr als 50 Mal heller als der Krebsnebel, der normalerweise einer der hellsten Röntgenquellen im Kosmos ist", erklärt Erik Kuulkers vom Astronomischen Zentrum der ESA in Madrid. "Das ist für uns eine Gelegenheit, die man nur einmal in seiner Laufbahn erlebt."

Das Weltraumteleskop Fermi, das Gammastrahlen detektiert, gab innerhalb von nur einer Woche 70 Mal Strahlenalarm, wie die Forscher berichten. Das ist fünf Mal mehr als normalerweise - und alle Gammastrahlen-Blitze stammten von V404 Cygni. Weil das Teleskop jedes Mal eine automatische E-Mail-Nachricht generiert und verschickt, meldete David Yu vom Max-Planck Institut für extraterrestrische Physik in Garching letzte Woche: "Meine Mailbox wurde von einem Schwarzen Loch zugespamt".

(NASA/ GSFC, 01.07.2015 - NPO)