Besonders emotional belastete Themen wie der Islam, Flüchtlinge oder auch die Homoehe führen dazu, dass sich Meinungen verfestigen und Menschen sich auf beiden Seiten radikalisieren. Sachliche Auseinandersetzungen werden dadurch immer weiter erschwert. Doch dies führt zu einer Gesinnungsdiktatur.
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Der libertäre Journalist Oliver Janich drückte in einem Statusbeitrag auf Facebook prägnant und treffend aus, was aufmerksame und unvoreingenommene Beobachter der aktuellen Ereignisse immer deutlicher erkennen: Eine zunehmende Radikalisierung auf beiden Seiten - sowohl der "Islamophilen" als auch der "Islamophoben".
Ich kann mich täuschen, aber mein Gefühl sagt mir, dass sich Leute, die sich mit dem Islam beschäftigen im Zeitablauf immer mehr radikalisieren - und zwar in die eine Richtung sowie in die andere.

Jene, die sich positiv mit dem Islam beschäftigen, werden immer ablehnender den "Ungläubigen" gegenüber und wittern überall Feinde, die ihnen nur Böses wollen. Jene, die neutral waren, bevor sie sich damit beschäftigt haben, erschrecken eher und werden zu Gegnern. Und jene, die sowieso schon immer skeptisch waren, werden tendenziell in ihren Vorurteilen bestätigt.
Doch nicht nur beim Thema Islam ist diese Polarisierung bemerkbar. Auch das Flüchtlingsthema oder die Homoehe scheiden die Geister immer stärker, so dass es kaum noch möglich ist eine sachliche Diskussion zu führen, ohne von einer oder gar beiden Seiten massiv angefeindet zu werden. Die Themen sind einfach zu emotional aufgeladen und werden auch dazu benutzt, die Menschen untereinander auszuspielen und aufzuhetzen. Ein sachlicher Diskurs? Fehlanzeige!

Gerade wer sich für eine freie Gesellschaft einsetzt, wer das Recht auf freie Meinungsäußerung schätzt, der muss in einer Diskussion auch Gegenargumente zulassen und sich damit auseinandersetzen. Immer wieder zeigt es sich, dass es bei vielen Themen nicht um eine Frage des "entweder, oder", sondern des "sowohl als auch" handelt; dass Einwände der "Gegenseite" durchaus berechtigt sein können und man nicht aus ideologisch begründetem Dogmatismus sachlich fundierte Argumente ignorieren darf.

Schaffen wir dies nicht, so lassen wir eine Spaltung der Gesellschaft zu, in der die jeweils andersdenkende Gruppe zum Feind wird und eine Gesinnungsdiktatur Einzug hält. Freiheit heißt nicht nur, sagen zu dürfen was man denkt. Sie schließt auch das Recht des Andersdenkenden ein, zu sagen was er denkt. Auch wenn wir selbst diese Ansicht nicht teilen. Denn: die allumfassende Wahrheit kann kein Mensch für sich beeinflussen.