Deutschland ist ein wasserreiches Land, aber bei langer Trockenheit kann es selbst hierzulande Versorgungsengpässe geben. Jetzt ruft der erste Wasserverband seine Kunden zum Wassersparen auf.
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Morgens nach dem Aufstehen eine kalte Dusche, nachmittags ins Freibad, abends die Blumen auf der Terrasse gießen und zwischendurch regelmäßig viel trinken. Die gegenwärtige Sommerhitze lässt den Wasserverbrauch rapide ansteigen - bisweilen so stark, dass die Wasserversorgung gefährdet ist.

Der erste Wasserversorger schlägt jetzt Alarm: Nach einem Versorgungsengpass wegen Hitze und Trockenheit hat der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) die Verbraucher aufgefordert, Leitungswasser sparsam zu verwenden. Am Donnerstag zapften Bürger und Unternehmen 311.029 Kubikmeter Trinkwasser aus dem Leitungsnetz des OOWV - ein Tagesrekord. In Teilen von Lohne und Steinfeld im Landkreis Vechta kam es zu Engpässen. In der Nacht habe sich die Lage entspannt.

Der Verband bittet die Kunden, auf unnötiges Rasensprengen zu verzichten und Wasser in Pools nicht vorschnell auszutauschen. Zum Duschen empfiehlt der Wasserversorger den späteren Abend. OOWV-Bereichsleiter Axel Frerichs sprach mit Verweis auf die lange Trockenheit von einer außergewöhnlichen Situation. "Derzeit wird besonders in den Spitzenzeiten, also morgens und abends, ein Vielfaches des normalen Tagesbedarfs verbraucht", sagte er. Bei anhaltender Hitze und gleichbleibendem Verbrauch könne es in Lohne und Steinfeld auch in den kommenden Tagen zu Versorgungsengpässen kommen.

Wasserverbrauch auf lange Sicht gesunken

Andere Wasserversorger berichten noch nicht von Versorgungsproblemen. "Für Nordrhein-Westfalen ist das noch kein Thema, bei uns läuft die Versorgung normal", sagt Ulrich Oehmichen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen. "Wir sehen auch in den nächsten Tagen keinen Engpass auf uns zukommen."

Die Reserven in dem Bundesland seien noch sehr groß, sagte Oehmichen. Nordrhein-Westfalen hab viele Talsperren, in denen insgesamt eine Milliarde Kubikmeter Trinkwasser lagerten und das Bundesland, durch das große Flüsse verlaufen, verfüge außerdem über enorme Grundwassermengen.

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), in dem auch die Wasserversorger organisiert sind, weiß nicht von Engpässen in weiteren Regionen des Landes. "Deutschland ist ein sehr wasserreiches Land", sagt Jan Ulland vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die öffentlichen Wasserversorger nutzten nur 2,7 Prozent der vorhandenen Wasserressourcen. Zudem sei der Wasserverbrauch pro Kopf seit 1990 um 17 Prozent zurückgegangen. Im Schnitt verbraucht jeder hierzulande am Tag 122 Liter.

Bayerische Gemeinde ohne Wasser

Ausgerechnet bei der hochsommerlichen Hitze hat ein Stromausfall allerdings die Hauptpumpe des Wasserwerks in Seeshaupt am Südufer des Starnberger Sees außer Gefecht gesetzt. Die Folge: fast einen ganzen Tag lang hatten 1600 kein Trinkwasser mehr. Auch die Ersatzpumpe gab am Donnerstagabend nach einer halben Stunde den Geist auf, wie die Gemeinde mitteilte.

Die Techniker arbeiteten am Freitag fieberhaft daran, eine eilig bestellte neue Hauptpumpe einzubauen. Gegen 14.00 Uhr war es geschafft. "In allen Haushalten läuft wieder frisches Wasser aus dem Hahn", sagte Einsatzleiter Herbert Habich von der Freiwilligen Feuerwehr in Seeshaupt.

Ohnedies hatten die Bewohner auch zuvor nicht im Trockenen sitzen müssen. Aus einem am Feuerwehrhaus stehenden Tankzug konnten sie Trinkwasser zapfen. Nach Auskunft von Bürgermeister Michael Bernwieser hat niemand gesundheitlichen Schaden durch den Wasserausfall erlitten. Einige Geschäfte im Ort wie eine Eisdiele und eine Metzgerei seien allerdings besonders betroffen gewesen, erläuterte der Rathauschef.

dpa/tkai