Dieser Bericht von Hiromi Kumai zeigt beeindruckend, wie einfach man mögliche Gesundheitsprobleme lösen kann. Droht die radioaktive Belastung von Menschen die bisherigen Grenzwerte zu erreichen bzw. zu übersteigen, wird als Gegenmaßnahme einfach der Grenzwert erhöht. Dann ist es ja nicht mehr gesundheitsgefährdend, in einer Umgebung zu arbeiten, die ...

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© Sutton-Hibbert/Greenpeace
Ok - Ende der Ironie - uns Netzfrauen hat es wütend gemacht, was in Japan derzeit passiert - und darum haben wir den Artikel für Sie übersetzt.

Atomkontrolleure erhöhen Grenzwert für maximalen Strahlendosis auf 250 Millisieverts

Das Nuclear Regulation Authority’s Radiation Council hat festgelegt, dass Mitarbeiter von Atomkraftwerken in Japan bei Notsituationen mehr als der zweifachen Menge an Strahlung ausgesetzt werden dürfen als bisher. Der Grenzwert für Strahlenbelastung bei Notsituationen wird von derzeit 100 Millisieverts auf 250 Millisieverts erhöht. Das gab das Radiation Council in einem Bericht bekannt, der am 30.7. veröffentlicht wurde.

Dieser höhere Wert ist immer noch nur Halb so hoch wie der definierte akzeptable Sicherheitswert von 500 Millisieverts, den die International Commission on Radiological Protection, eine einflussreiche unabhängige Organisation, die Richtlinien für den Strahlenschutz für die Menschen herausgibt,die bei Notfällen in Atomkraftwerken zum Einsatz kommen, festgelegt hat.

Diese neue Regelung soll ab April 2016 greifen, sobald verschiedene Gesetze in den Bereichen Atomreaktor-Regulierung sowie industrielle Sicherheit und Gesundheit, revidiert wurden.

Der Grenzwert wurde bereits nach dem dreifachen Atomunfall in den AKWs von Fukushima im Anschluß an das große japanische Erdbeben und den Tsunami im März 2011 temporär erhöht. Diese Entscheidung trafen die Mitgliedern des Councils kurzfristig im Zuge eine E-Mail-Diskussion. Die Beibehaltung des Grenzwertes von 100 Millisievert hätte damals dazu geführt, dass kurzfristig nicht ausreichend Retter im Rahmen des Notfalls zur Verfügung gestanden hätten. Anschließend wurde der Wert aber wieder abgesenkt.

Auf Basis der jetzt überarbeiteten Gesetzgebung kann der Grenzwert für Mitarbeiter auf der Anlage sofort - unter bestimmten Voraussetzungen - auf 250 Millisieverts angehoben werden. Zu den möglichen Voraussetzungen gehört u.a. das Risiko, dass radioaktives Material vom Gelände in die Umgebung ausströmt.Betroffene Mitarbeiter sind u.a. die Mitarbeiter von Elektrizitätswerken und ihre Auftragnehmer, Kontrolleure vom Sekretariat der NRA sowie andere Arbeiter, die Vorort tätig sind.

Sechs der 174 Arbeiter, die höheren Dosen als 100 Millisieverts ausgesetzt waren, hatten Strahlendosen von 250 Millisieverts und mehr zu verkraften. Das Radiation Council entschied aber, dass die Arbeiter auch bei einer Strahlenbelastung von 250 Millisieverts ausreichend geschützt sind, wenn sie Masken und entsprechende Ausrüstung tragen. Die gesundheitlichen Schäden durch akute radioaktive Belastung unterhalb diesen Wertes sei vernachlässigbar - stellte man fest.

Der Bericht des Councils forderte die Betreiber von Atomanlagen auf, ihre Mitarbeiter genau über ihre Aufgaben in Notfallsituationen zu informieren und deren Einverständnis zur Arbeit in einer derartigen Umgebung einzuholen.

Es wurde ebenso gefordert, dass die Unternehmen ihre Arbeiter ausführlich trainieren sollten, eines der Mitglieder des Councils wünschte auch die Durchführung von medizinischen Nachsorge-Untersuchungen, um Krebs- oder sonstige Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Der Bericht wies aber auch darauf hin, dass die Arbeiter möglicherweise in Umgebungen mit mehr als 250 Millisieverts eingesetzt werden dürfen, wenn akute Notfallsituationen dies notwendig machten.

Im AKW von Kyushu Electric Power Co. Sendai in Kagoshima, das im August erneut anlaufen soll, wird der Wert für die Arbeiter von 100 Millisieverts solange beibehalten, bis der Grenzwert für alle allgemein geändert wird.

Ein Mitarbeiter der Anlage, der bereits mehr als 20 Jahren im AKW-Bereich tätig ist, geht davon aus, dass die Mitarbeiter der Unterauftragnehmer bereit sein werden, trotz der erhöhten Grenzwerte zu arbeiten: „Die Krebsvorsorge und andere Maßnahmen dienen nur dazu unsere Ängste zu mildern.“

Manchmal wünschen wir Netzfrauen uns, dass jeder, der Gesetze und Regelungen macht, selbst und zuerst unter den von ihm angeordneten Gesetzen und Regelungen leben und arbeiten sollte- bevor diese Allgemeingültigkeit bekommen. Ein Wunsch, der leider nie in Erfüllung gehen wird ... aber schön wäre es doch, nicht wahr.