Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat einen Brief Adolf Hitlers aus dem Jahr 1919 gekauft. Darin formulierte der spätere «Führer» erstmals schriftlich sein Ziel: «Die Entfernung der Juden.»

Erstes Zeugnis Hitlers über Judenhass
© Keystone/APDie entscheidende Passage in dem vierseitigen Schreiben.
Rabbi Marvin Hier, Gründer des Simon-Wiesenthal-Zentrums, sagte am Dienstag in New York, die Organisation habe den auf einer deutschen Militärschreibmaschine verfassten Brief im vergangenen Monat für 150 000 Dollar von einem privaten Händler erworben. Es handle sich «um eines der wichtigsten Dokumente in der Geschichte des Dritten Reichs».

Der Brief habe bereits 1919 den Massstab für die folgende Unmenschlichkeit vorgegeben, sagte Hier. Tatsächlich macht Hitler in dem Schreiben keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Er forderte einen rassistischen «Antisemitismus der Vernunft». Dessen letztes Ziel müsse «unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein». Dazu sei «nur eine Regierung nationaler Kraft» fähig, und niemals eine Regierung nationaler Ohnmacht.

Brief mit Hitlers Unterschrift
© Keystone/APDer Brief mit Hitlers Unterschrift.
Im Auftrag der Reichswehr

Adolf Hitler lebte 1919 in München, wo er für die Nachrichten- und Propagandaabteilung der Reichswehr tätig war. Verfasst hat er den vom 16. September datierten Brief vermutlich im Auftrag seines Vorgesetzten, Hauptmann Karl Mayr, für einen gewissen Adolf Gemlich. Der wollte von Mayr wissen, wie die Armee zum Antisemitismus stehe. Hitler bewegte sich damals in dienstlichem Auftrag in nationalistischen und antisemitischen Kreisen. Dabei kam er in Kontakt mit der Deutschen Arbeiter-Partei, aus der später die NSDAP hervorging.

Gefunden wurde der Brief gemäss Marvin Hier 1945 in einem NSDAP-Archiv in Nürnberg von einem amerikanischen Soldaten, der ihn einem Dokumentenhändler verkaufte. Seither blieb er in Privatbesitz, seine Echtheit wurde 1988 bestätigt. Eine Kopie befindet sich im Bayerischen Staatsarchiv in München, sie ist jedoch nicht signiert. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum plant, den Brief im Museum für Toleranz in Los Angeles auszustellen.