Washington wirft Russland Angriff auf Amerikas Partner vorOkay, die Rollen sind klar verteilt, die Russen sind irgendwie böse, soweit nichts Neues: Doch der Grund lässt aufhorchen: Russland greift nämlich - was fällt denen ein! - statt ISIS die von der CIA unterstützten Rebellen an. Schock. Jetzt mal abgesehen davon, dass keinerlei Beweise für diese Behauptung aus dritter Hand vorgebracht werden und dass die Grenze zwischen „CIA-gestützten Rebellen“ und „ISIS“ nun, sagen wir mal, eher schwammig ist, scheint das Vorhandensein eben dieser CIA-Rebellen-Armeen in Syrien für die FAZ nicht weiter der Rede wert zu sein. Das wird einfach so im ersten Satz geschrieben, als sei es das Normalste von der Welt, dass ein Staat seinen Geheimdienst für den Aufbau einer Söldnerarmee in einem fremden Land benutzt, um die souveräne Regierung in diesem Staat zu bekämpfen - mit der logischen Konsequenz eines Bürgerkriegs und Flüchtlingsdramas.
Die russischen Luftangriffe in Syrien haben laut den Vereinigten Staaten nicht den IS, sondern von der CIA ausgebildete Rebellen getroffen. Außenminister Kerry warnt vor einer Eskalation. Und Chinas Außenminister vor „willkürlicher Einmischung“.
Und dann ist da noch der Satz mit Chinas Außenminister, der vor „willkürlicher Einmischung“ warne. Die FAZ suggeriert damit, dass er sich - wie Kerry - kritisch zu Russlands Luftangriffen geäußert hat. Moment mal, denkt man sich: China unterstützt Kerry gegen Russland? Da stimmt was nicht... Und die FAZ entlarvt sich dementsprechend im weiteren Verlauf des Artikels selbst:
Unterdessen dringt China auf eine politische Lösung der Krise. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht tatenlos zusehen, erklärte Außenminister Wang Yi an diesem Donnerstag seinem Ressort zufolge bei einem Treffen des UN-Sicherheitsrates. Sie „sollte sich aber auch nicht willkürlich einmischen“. Seinem syrischen Kollegen Wald al-Moallem sagte Wang amtlichen Angaben zufolge zudem, die Weltgemeinschaft müsse die Souveränität Syriens respektieren. Die Volksrepublik hält sich in der Nahost-Politik trotz ihrer Abhängigkeit von Öllieferungen aus der Region weitgehend zurück und hat sich im UN-Sicherheitsrat bisher zumeist der Position Russlands angeschlossen.Offensichtlich spricht Wang mit seiner Warnung also vom Versuch des Westens, die Souveränität Syriens zu unterlaufen, und keineswegs von Russlands Militäraktion. Im Gegenteil, wie heute auf RT zu lesen war:
Der russische Außenminister Sergey Lawrow und sein chinesischer Amtskollege Wang Yi haben über Möglichkeiten diskutiert, dem Islamischen Staat im Nahen Osten entgegenzutreten sowie über Lösungen der Krise in Syrien, wie das russische Außenministerium in einer Stellungnahme mitteilte.Zwar hat die FAZ mal wieder in weiser Voraussicht die Kommentarfunktion abgeschaltet, aber es ist anzunehmen, dass die meisten Leser die offensichtlichen Zusammenhänge nach Lektüre dieses journalistischen Glanzstücks durchschauen und sich fragen: Was um alles in der Welt...?
Und das bringt uns zu einem wichtigen Punkt: Putin scheint die westlichen „Regime Changer“ mit seiner Aktion eiskalt erwischt zu haben. Das zeigt nicht zuletzt dieser widersprüchliche FAZ-Artikel, der schon im ersten Satz ungewollt den Grund für die ganze Misere offenbart und bei dem die Autoren (oder wer auch immer für die transatlantische Linientreue des Blatts verantwortlich ist) scheinbar krampfhaft (und erfolglos) versucht haben, Russland etwas vorzuwerfen: nämlich die Frechheit, CIA-Rebellen anzugreifen. Diese Hybris ist schon erstaunlich. Hätte der Westen Zeit gehabt, eine Medienkampagne gegen Putins cleveren Schachzug zu planen, wäre dieser Artikel sicher nicht passiert - dann würden wir auf allen Kanälen dieselbe Story hören, wahrscheinlich irgendeine angebliche Gräueltat auf Basis von Informationen aus „Geheimdienstkreisen“, von „Oppositionellen“, „Aktivisten“ und „Menschenrechtsorganisationen“ und vielleicht hätte sich sogar eine Schauspielerin gefunden, wie damals im Irak, um der Welt das Leid der Zivilbevölkerung vorzuführen, das natürlich nicht etwa die CIA-Rebellen, sondern der böse Putin herbeigeführt habe. Stattdessen scheint der psychopatische Westen wild um sich zu schlagen vor Wut und über ein „was fällt dem ein, unsere Lieblings-CIA-gesponsorten-Kopfabhacker auszuschalten? Buäh! Buäh!“ nicht hinauszukommen. Das liest sich dann in der FAZ so:
Die Vereinigten Staaten werfen Russland einen Luftangriff auf syrische Partner der Amerikaner vor. Zu den Zielen der russischen Angriffe vom Mittwoch soll mindestens eine Rebellengruppe gehören, die von dem amerikanischen Geheimdienst CIA ausgebildet wurde, berichtete die „New York Times“ in der Nacht auf Donnerstag unter Berufung auf Regierungsvertreter in Washington. Über den genauen Ort, Umfang und mögliche Opfer des Angriffs wurde zunächst nichts bekannt. Nach einem Bericht des „Wall Street Journals“ stand eine Region im Westen Syriens im Fokus der russischen Angriffe. Die Gegend werde vorwiegend von Oppositionellen mit Verbindung zu den Amerikanern kontrolliert, hieß es unter Berufung auf Regierungskreise.Im weiteren Verlauf des Artikels werden dann pflichtgemäß Kerry und Lawrow zitiert, und trotz des Versuchs der FAZ, der Geschichte einen Anti-Russland-Drall zu geben, wird alleine aus den Zitaten deutlich: Russland tut das Richtige. Lawrow spricht mit gesundem Menschenverstand. Und selbst Kerry fällt es sichtlich schwer, etwas Negatives an Russlands Aktion zu finden.
Und so kann man festhalten: Erfolg für Putin auf ganzer Linie. Vorerst. Denn wie wir wissen, sind Psychopathen keine guten Verlierer und neigen dazu, lieber vorher in blinder Wut „das Spielbrett umzuschmeißen“. Die Situation bleibt also weiterhin unberechenbar - hoffen wir, dass Putin die nun unweigerlich folgenden Angriffe vorhergesehen und sich entsprechend gewappnet hat.
Kommentar: SOTT Radio-Show: "God bless you, Putin!"- Video-Interview mit Monika Donner