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© AFPSpezialeinheiten der US-Armee auf einem Archivbild.
Die USA entsenden Elitesoldaten nach Syrien. Präsident Barack Obama habe die Entsendung einer "kleinen Einheit von US-Spezialkräften" in den Norden Syriens genehmigt, erklärte ein US-Regierungsvertreter am Freitag. Es handele sich um "weniger als 50" Elitesoldaten, die örtliche Bodentruppen im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) koordinieren sollten. Die Einheit soll demnach auch zur Unterstützung der US-geführten internationalen Militärkoalition im Kampf gegen den IS zum Einsatz kommen.

US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte erst vor wenigen Tagen Bodeneinsätze gegen den IS in Syrien nicht ausgeschlossen. Wenn sich die Gelegenheit zu Angriffen auf die IS-Miliz biete, würden die US-Streitkräfte diese nutzen, "ob aus der Luft oder mit direktem Eingreifen am Boden", sagte Carter.

Nach früheren Angaben aus der US-Regierung sollen die Soldaten Kämpfer der syrischen Opposition schulen. Außerdem könnten sie bei der Planung von US-Luftangriffen helfen. Auch werde darüber nachgedacht, im Irak eine kleine Zahl von "Apache"-Kampfhubschraubern inklusive Besatzungen zu stationieren. Die USA und ihre Verbündeten bombardieren seit bereits Stellungen des IS und unterstützen andere Rebellen mit Waffen und Munition.

Syrien-Verhandlungen in Wien

Im Zeichen der Flüchtlingskrise hat der Syrien-Gipfel in Wien nach Wegen zur Beendigung des dortigen Bürgerkriegs gesucht. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach am Freitag von einem „Hoffnungszeichen für Syrien und die Region“. Zugleich appellierte er an alle Beteiligten, Verhandlungsbereitschaft zu beweisen. Jetzt gehe es darum, einen „ersten Schritt zu gehen für eine politische Lösung des Konflikts“. Das deutsche Interesse an einem Ende des Bürgerkriegs ist auch wegen der zahlreichen Flüchtlinge aus Syrien groß.

Zu den bislang umfassendsten Verhandlungen zum Syrien-Konflikt kamen Minister aus 17 Staaten sowie Vertreter der EU und der UN zusammen. Darunter waren die UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie wichtige Akteure wie Saudi-Arabien und die Türkei. Erstmals saß der Iran, der genau wie Russland den syrischen Machthaber Baschar al Assad unterstützt, mit am Tisch. Vertreter aus Syrien selbst waren nicht dabei. US-Außenminister John Kerry erklärte vor Beginn der Verhandlungen: „Ich habe Hoffnung, aber ich würde es nicht Optimismus nennen.“

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, sagte, viele Staaten hätten eingesehen, dass es keine militärische Lösung geben könne. „Der wichtigste Aspekt dieser Gespräche ist, dass sie stattfinden und alle Staaten daran teilnehmen, die Einfluss auf den aktuellen Konflikt in Syrien haben“, sagte der Diplomat der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Das Treffen müsse den Syrern eine Perspektive geben.

Während in Wien verhandelt wurde, gingen die Bombardements in Syrien weiter. Bei Angriffen der syrischen Armee auf eine Rebellenhochburg nahe Damaskus wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 45 Menschen getötet. Wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, schlugen am Freitag zwölf Raketen auf einem Marktplatz der Ortschaft Duma in der Ghuta-Region ein. Aus den USA verlautete unterdessen, dass Spezialkräfte nach Syrien entsandt würden. Im Kampf gegen den IS werde eine kleine Zahl bewaffneter Spezialeinheiten - die Rede war von weniger als 50 US-Soldaten - in den kommenden Tagen in den Norden des Landes verlegt. Dort würden sie Angriffe gegen den IS koordinieren, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Freitag.

Hauptstreitpunkt Assad

Einer der Hauptstreitpunkte unter den Konferenzteilnehmern ist die Zukunft des syrischen Machthabers Assad. Der Westen besteht nicht mehr darauf, dass Assad sofort abtritt, strebt aber einen konkreten Fahrplan an. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius sagte: „Assad kann nicht als die Zukunft Syriens angesehen werden. Er wird zu diesem oder jenem Moment nicht mehr im Amt sein können.“

Aus Kreisen der iranischen Delegation hieß es, Vorbedingungen zur politischen Zukunft Syriens und dessen Regierungschef seien nicht hilfreich. Nicht das Ausland, sondern nur die Syrer selbst sollten in freien Wahlen über das politische Schicksal ihres Landes entscheiden. Der Iran sei bereit, ernsthaft an einer Lösung mitzuarbeiten. Russland verlangt, die syrische Opposition solle sich auf gemeinsame Positionen und eine gemeinsame Delegation für mögliche Verhandlungen mit der Assad-Führung verständigen, sagte der russische Vize-Außenminister Michail Bogdanow. Auch die Freie Syrische Armee sowie verschiedene kurdische Parteien sollten vertreten sein.

Womöglich gehen die Syrien-Verhandlungen schon kommende Woche in eine neue Runde. Es könne eine Fortsetzung der Gespräche in Wien geben, sagte ein ranghoher US-Regierungsmitarbeiter.

In Syrien tobt seit viereinhalb Jahren ein blutiger Konflikt zwischen dem Assad-Regime und aufständischen Gruppen. Mindestens 250000 Menschen kamen ums Leben. Etwa 4,2 Millionen Syrer sind bislang ins Ausland geflohen.

(AFP/dpa/rtr)