Laut Einschätzung des russischen Außenministers Sergej Lawrow handelt es sich bei dem Abschuss der Su-24 durch das türkische Militär um eine geplante und absichtliche Provokation. Der russische Chef-Diplomat hinterfragte zudem, dass die NATO ebenso wie die EU es versäumten, Russland gegenüber ihr Bedauern und Beileid für den Verlust von russischem Menschenleben im Zuge des Abschusses zu bekunden.
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Wir haben ernsthafte Zweifel, dass dieser Abschuss unabsichtlich geschah. Es sieht sehr nach einer geplanten Provokation aus.
So Lawrow im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch. In diesem Zusammenhang verwies er auf das vorliegende Video- und Radarmaterial, welches der türkischen Darstellung widerspreche.

Zuvor hatte der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu Russland für die Angriffe auf turkmenische Milizen in Syrien kritisiert, die nach Darstellung Ankaras dem Abschuss der Su-24 vorausgingen. Zudem verkündete er, die türkischen Sicherheitskräfte seien "instruiert, Vergeltung zu üben, falls die Sicherheit der Grenzen der Türkei gefährdet" sei, und betonte:
"Niemand darf ungestraft Massaker an unseren Geschwistern [den turkmenischen Milizen der FSA] mit angeblichem Anti-Terror-Kampf rechtfertigen".
In Erwiderung auf diese Aussagen des türkischen Premiers betonte Lawrow, dass sich in der Region, in der der Abschuss stattfand, neben turkmenischen Milizen hunderte von ausländischen dschihadistischen Kämpfern aufhalten mit der entsprechenden Infrastruktur an Waffendepots und Kommandoposten:
“Ich fragte den türkischen Außenminister Çavuşoğlu, ob die Aufmerksamkeit, die die Türkei dieser Region schenkt, inklusive dem Ruf nach einer Pufferzone, durch den Wunsch motiviert ist, diese Infrastruktur vor der Zerstörung zu beschützen. Ich habe bisher keine Antwort auf diese Frage erhalten.“
Lawrow wies in der Pressekonferenz außerdem daraufhin, dass der Abschuss erfolgt sei, kurz nachdem russische Luftstreitkräfte in einer Reihe von Angriffen Öl-Transporter und Förderanlagen des “Islamischen Staates” zerstört hatten. Der darauf folgende Abschuss des russischen Bomber würde „ein neues Licht“ auf diese Angelegenheit werfen.


Der russische Chef-Diplomat hinterfragte in diesem Kontext, dass die NATO ebenso wie die EU es versäumten Russland gegenüber ihr Bedauern und Beileid für den Verlust von russischem Menschenleben im Zuge des Abschusses zu bekunden.

Lawrow betonte zudem nochmals, dass die Vorwürfe Ankaras nicht zutreffen und die russische Su-24 zu keiner Zeit den türkischen Luftraum verletzt hätte und ergänzte:
Selbst wenn die Darstellung von türkischer Seite den Tatsachen entsprechen würde, widerspräche die Handlung den eigenen Aussagen von 2012. Damals hatte Syrien eine türkische Maschine abgeschossen, die in den Luftraum eingedrungen war. Der damalige Premierminister Erdogan hatte daraufhin vor dem türkischen Parlament verlauten lassen, dass ein kurzes Eindringen in den Luftraum einer anderen Nation keinen Abschuss rechtfertigt.

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Der russische Außenminister schloss die Pressekonferenz mit den Worten:
„Wir können nicht darauf verzichten angemessen zu reagieren. Nicht, weil wir Vergeltung üben müssen, es gibt aber einfach zu viele Vorfälle im türkischen Territorium, die eine direkte terroristische Bedrohung für unsere Staatsbürger darstellen. Und nicht nur für die unseren.“