Überraschung im CT-Scanner: Zu ihrer Verblüffung haben US-Forscher im Schädel einer ägyptischen Mumie eine Menge absichtlich in den Kopf gefüllten Drecks entdeckt. Wozu dieser den Mumifizierern diente und warum der rund 3.200 Jahre alten Mumie nicht wie damals üblich das Gehirn entfernt wurde, ist rätselhaft. Auch die Herkunft und Todesursache dieser Mumie sind bisher unbekannt. Die Forscher hoffen, bei weiterer Auswertung der CT-Bilder Hinweise darauf zu erhalten.

CT Schädel Mumie Ägypten
© Stanford UniversityCT-Blick in den Schädel der Mumie: Das Gehirn ist noch da, aber auch eine Lage Sediment.
Bekannt war von dieser Mumie nur, dass sie irgendwann im 19. Jahrhundert in einem Grab nahe der mittelägyptischen Stadt Asyut gefunden wurde. Unter dem Namen "Hatasut" wurde der Fund nach San Francisco verschifft und blieb dort zunächst weitgehend unbeachtet in Sammlungen verschiedener Museen. Der Sarkophag der Mumie zeigt eine Frau in Gewändern des Volks, nicht der Pharaonen. Doch ob er die in ihm liegende Mumie zeigt oder jemand anderes, ist unbekannt.

Gehört die Mumie zum Sarkophag?

"Wenn Mumien im späten 19. Jahrhundert in Sammlungen kamen, wurden sie meist nur anhand des Sarkophags, in dem sie lagen, datiert und einem Geschlecht zugeordnet", erklärt die Ägyptologin Anne Austin von der Stanford University. "Wir wissen aber, dass die Wiederbenutzung von Sarkophagen damals üblich war - daher kann die Zuordnung völlig falsch sein."

Bis heute weiß man daher weder, wie alt die Mumie ist, welche Herkunft sie hatte, noch welches Geschlecht. Selbst ihr Name ist reine Erfindung. Um mehr Klarheit zu schaffen, haben Austin und ihre Kollegen nun mit Hilfe der Computertomografie einen ersten Blick in das Innere der noch immer eingewickelten Mumie geworfen. Ihre Hoffnung: Schädel und Beckenknochen könnten das Geschlecht verraten und der Stil der Mumifizierung ihr Alter und ihre Herkunft.

Intaktes Gehirn auf Dreckpolster
Mumie CT Scanner
© Stanford UniversityDie sicher eingehüllte Mumie im CT-Scanner


Als der Scanner begann, den Schädel der Mumie und sein Innenleben zu zeigen, zeigte sich Überraschendes: Entgegen dem üblichen Brauch, den Toten bei der Mumifizierung das Gehirn zu entfernen, besaß diese Mumie noch ihr Gehirn. Auch das hinter der Nase liegende Siebbein war noch intakt, das normalerweise für die Hirnentnahme durchbohrt wird.

Aber das war nicht alles: Das Gehirn der Mumie lag auf einem Haufen von dunklem Material, wahrscheinlich Sediment oder Sand. "Dieses Material wurde absichtlich in den Schädel eingebracht", berichtet Jonathan Elias vom Akhmim Mummy Studies Consortium in Pennsylvania. "So etwas haben wir noch nie zuvor bei einer Mumie gesehen." Wozu dieser Dreck dienen sollte, ist unklar. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass die Mumifizierer damals mit verschiedenen Methoden experimentierten.


Junge Frau starb vor 3.200 Jahren

Nach Ansicht der Forscher spricht diese ungewöhnlich Kombination dafür, dass die rätselhafte Mumie aus der Zeit des Neuen Reichs stammt und damit rund 3.200 Jahre alt ist. "Die Tatsache, dass es keine Entfernung des Gehirns gab, spricht dafür", sagt Elias. "Denn in Mumien nach dieser Zeit war dies immer der Brauch." Wie der Forscher erklärt, gibt es aus dieser Zeit zwar einige bekannte Königsmumien, aber insgesamt nicht allzu viele. "Jeder Fund liefert daher wertvolle Informationen über diese Zeit."

Aber wer war diese Mumie? Wie die CT-Aufnahmen enthüllten, waren die Knochen innerhalb der Mumienbinden stark durcheinandergeworfen und teilweise gebrochen. So fand sich ein Teil des Beckens im Bauchraum und Fußknochen am Oberschenkel. Weil das Becken zerstört war, ließ sich daran das Geschlecht der Mumie nicht mehr eindeutig bestimmen. Anhand der Schädelform vermuten die Forscher aber, dass es sich um die Überreste einer jungen Frau handelt.

Woran diese Frau damals starb, hoffen die Forscher in weiteren Auswertungen der CT-Bilder herauszufinden. Seltsam auch: Die Mumie trug keinerlei Amulett oder sonstige rituelle Beigaben, wie sie zu dieser Zeit eigentlich üblich waren. Woher sie stammte und ob das Bild auf dem Sarkophag sie darstellt, bleibt vorerst unbekannt.

(Stanford University, 07.12.2015 - NPO)