S400 S300 Raketensystem
© Russian Defence Ministry
Indiens Premierminister Narendra Modi ist mit großen Erwartungen nach Moskau gekommen, vermutet die The Financial Times.

„Russland ist ein langjähriger Partner, dem Indien großes Vertrauen entgegenbringt. Unsere Herangehensweise an viele globale und regionale Probleme ist ähnlich“, charakterisierte der Vizeaußenminister Indiens, Subrahmanyam Jaishankar, vor dem Moskau-Besuch des indischen Regierungschefs die bilateralen Beziehungen.

Das Treffen von Premierminister Narendra Modi und des russischen Präsidenten Wladimir Putin war dazu berufen, die „wertvollsten militärischen Beziehungen in der Welt“ zu festigen. Es endete mit der Unterzeichnung mehrerer Verträge auf den Gebieten von Verteidigung und Energiewirtschaft. Die Länder festigten ihre Kooperation mit 16 Vereinbarungen, darunter einem Plan zur Vereinfachung der Visaregelungen.

Nach dem Treffen erfuhr die Presse von einem Geschäftsabschluss zum Bau von Hubschraubern des russischen Unternehmens Kamow in Indien und von dem Standort des Atomkraftwerks, dass das staatliche Unternehmen Rosatom in Indien bauen wird. Das indische Unternehmen Reliance Defence und der russische Konzern Almaz-Antey vereinbarten die Kooperation bei der Produktion von Flugabwehrsystemen für die indische Armee.

Die Zusammenarbeit mit Indien eröffnet große Perspektiven: Das Land ist der größte Importeur von Verteidigungstechnik. In den kommenden zehn Jahren will es 250 Milliarden Dollar zur Modernisierung von veralteter Ausrüstung ausgeben.

Premierminister Modi geht es darum, die neuen Waffensysteme und andere Ausrüstungen in Indien und nicht im Ausland herzustellen.

Der Deal mit Russland über den Bau von Hubschraubern war der erste Schritt auf dem Weg zur Umsetzung dieses umfangreichen Programms „Made in India“. Laut dem Vertrag mit Rosatom soll ein Teil der Ausrüstung für das AKW ebenfalls in Indien produziert werden.

Russland und Indien sind seit den Zeiten der Sowjetunion vorrangige Partner in der Verteidigungssphäre. Vor einiger Zeit hatte Indien jedoch Lieferungen militärischer Ausrüstung aus den USA vorgezogen, um seine Importkanäle mannigfaltiger zu gestalten.

In den letzten Jahren bemüht sich Indien, diesen Umstand zu korrigieren. Modi versicherte Putin, er betrachte Russland nach wie vor „als einen der treuesten Freunde“ seines Landes und hoffe, „die alten strategischen Beziehungen, besonders auf solchen Gebieten wie Atomenergiewirtschaft und Verteidigung, wiederzubeleben und zu vertiefen“.

Im Zeitraum 2010-2014 entfielen 70 Prozent der indischen Waffenimporte auf russische Ausrüstung, was 39 Prozent des gesamten russischen Exports gewesen seien, führt „The Financial Times“ die Angaben des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (SIPRI) an.

Bei seiner Reise betonte der indische Politiker besonders die Bedeutung seiner persönlichen Beziehungen zu Wladimir Putin. Er sei beeindruckt, was dieser für Russland getan habe, sagte er.

„Trotz der diversen globalen Probleme, trotz des feindseligen Verhältnisses zu Russland (seitens anderer Staaten) haben Sie Ihr Land, Ihren Staat auf ein qualitativ neues Niveau gehoben“, äußerte Modi.

Indien sei nicht dem Beispiel der westlichen Länder gefolgt, die Russland für die Eingliederung der Krim in den Bestand der Russischen Föderation verurteilt haben oder es wegen seiner Position hinsichtlich der Rechte der russischsprachigen Bevölkerung im Osten der Ukraine als eine Konfliktseite im Donbass betrachten, erinnert The Financial Times.

„Indien hat sich an Russland stets wie an einen Freund erinnert. Doch Präsident Putin hat unseren Beziehungen neue Energie eingehaucht, neuen Enthusiasmus eingebracht, und ich sehe in ihm einen Freund“, merkte Modi an.

Der russische Präsident schenkte dem Premierminister ein bengalisches Schwert aus dem 18. Jahrhunderts und eine Seite aus dem Tagebuch von Ghandi.