Malerei Chauvet-Höhle: Vulkanausbruch?
© D. Genty/V. Feruglio/D. BaffierZeigen diese Höhlenmalereien einen Vulkanausbruch?
In der südfranzösischen Chauvet-Höhle könnten sich die ältesten uns bekannten Abbildungen eines Vulkanausbruchs befinden. Einige Wandmalereien dort zeigen nämlich Darstellungen, die an einen lavaspeienden Vulkan während seines Ausbruchs erinnern. Und tatsächlich haben zur etwa gleichen Zeit in der Nähe Vulkanausbrüche stattgefunden, als diese Felsbilder entstanden.

In der erst 1994 entdeckten Chauvet-Höhle befinden sich über 400 Wandbilder mit mehr als 470 gemalten und gravierten Tier- und Symboldarstellungen. Die ältesten von ihnen wurden mittels der Radiokarbonmethode (C14-Methode) auf ein Alter zwischen 35.000 und 32.000 Jahren datiert. Es wurden aber nicht nur Fellnashörner, Höhlenlöwen und Bären abgebildet, sondern auch rätselhafte Zeichnungen, die wie ein Sprühregen oder eine Explosion aussehen. Solche Abbildungen befinden sich jeweils am Eingang der Höhle und in der sogenannten »Megaloceros-Galerie«, einem Höhlenbereich, der nach dem ausgestorbenen Riesenhirschen benannt wurde, weil er dort künstlerisch verewigt wurde. Was diese seltsamen Bilder darstellen sollten, konnten die Forscher bis heute nicht entschlüsseln.

Nur 35 Kilometer von der Chauvet-Höhle entfernt befindet sich das Vulkanfeld Bas-Vivarais, das heute über ein Dutzend erloschener Vulkane beherbergt. Bislang waren nur Ausbrüche dieser Vulkane bekannt, die zeitlich vor Chauvets Besiedelung durch den Menschen lagen, doch Geowissenschaftler der University of Paris-Saclay in Gif-Sur-Yvette berichten nun in der Januarausgabe des Fachjournals »PLoS ONE«, dass sie Bas- Vivarais untersucht und verschiedene Messungen durchgeführt hätten, die belegen, dass dort vor zwischen 19.000 und 43.000 Jahren eine Reihe von Eruptionen stattgefunden haben. Das würde bedeuten, dass diese Höhlenzeichnungen tatsächlich Vulkaneruptionen darstellen könnten, die von den damaligen Jägern und Sammlern der Region beobachtet wurden. Die Ereignisse müssen enorme Ausmaße gehabt haben und mit dem Stromboli-Vulkanausbruch in Italien vergleichbar gewesen sein. Die Lavamassen dürften über 200 Meter in den Himmel geschossen worden und die Vulkanhänge beeindruckend hinun-tergeflossen sein. Jeder Kegel dürfte wohl ein oder zwei Mal ausgebrochen sein, bevor er schließlich erlosch. „Sie hätten nur den kleinen Hügel auf der Oberseite der Chauvet-Höhle klettern müssen, im Norden konnten sie die Vulkane sehen. Während der Nacht konnte man dann beobachten, wie sie glühen und den Lärm des Vulkanausbruchs hören“, erklärt der an der Studie beteiligte Geowissenschaftler Sebastien Nomade.

Neuere Radiokarbon-Datierungen deuten darauf hin, dass die Menschen vor etwa 36.000 und 37.000 Jahre die Megaloceros-Galerie bewohnten und diese Holzkohle-Wandzeichnungen eines vermeintlichen Vulkanausbruchs ebenfalls mindestens 34.000 bis 36.000 Jahre alt sind. „Es gibt keine Möglichkeit zu beweisen, dass es sich tatsächlich um einen Vulkan handelt, was sie da dargestellt haben, aber für uns ist es die Hypothese, die am wahrscheinlichsten ist", meint Nomade.