Eine Maturafrage über den G-Punkt könnte einem Psychologie- und Geschichte-Professor aus Wiener Neustadt die vorzeitige Pension bescheren. Er stellte im Zuge der mündlichen Reifeprüfung einer aus Bosnien stammenden Schülerin die Frage, ob sie denn sagen könne, wo besagter Punkt liegt. An der Schule wertet man die Sache als Affront. Die Direktorin des BG Babenbergerring verlangte am Mittwoch von dem 62-jährigen Professor seinen sofortigen Pensionsantritt.
Josef Pasteiner ist Freiheitlicher und Vorsitzender seiner Partei im Kollegium des Landesschulrates. Dass er die Frage über den G-Punkt ausgerechnet einer muslimischen Schülerin stellte, werten erboste Kollegen als bewusste Provokation. "Alles Blödsinn. Man versucht mich loszuwerden", sagt Pasteiner. Er spricht von einer Intrige. "Das Thema wurde im Zuge der Sexualpsychologie durchgenommen. Es war Maturathema."
Die Maturantin Aida V. hatte die Schwerpunktfrage "Alles über Sex aus psychologischer Sicht" sogar selbst gewählt. Wie sie zuvor im Psychologie-Unterricht gelernt hatte, erläuterte die Schülerin, dass der G-Punkt, benannt nach dem Gynäkologen Ernst Gräfenberg, für die stärksten Orgasmen verantwortlich sei. "Danach meinte der Professor, ob ich sagen kann, wo denn dieser Punkt sei?", schildert die Maturantin. Er habe aber gleich dazugesagt, dass sie diese Frage nicht beantworten müsse. Sie hatte die Prüfung zu dem Zeitpunkt bereits bestanden. Aida V. sieht die Sache weder als Provokation noch als Skandal: "Es hat zum Lernstoff gehört."
Kommentar: Diese Frage ist höchst anzüglich gegenüber der Schülerin. Dennoch wird dieses Thema selbst von der Maturantin runtergespielt und sie rechtfertigt sich, dass es zum Lernstoff gehört.
Bumerang
Dass ihm aus der Angelegenheit erst 14 Tage nach besagter Prüfung "ein Strick gedreht wird", kann Pasteiner nicht verstehen. Bei der Matura selbst habe kein Beisitzender ein Wort darüber verloren. Direktorin Maria Kornfeld hat den 62-Jährigen zu sich zitiert. "Ich soll in Pension gehen, sonst wird ein Amtsarzt meine Dienstfähigkeit überprüfen", sagt Pasteiner.
Die Direktorin ist fuchsteufelswild, dass er die Inhalte des vertraulichen Gesprächs ausgeplaudert hat. Die Affäre sei nur eine von vielen Verfehlungen des Pädagogen. Mehr sage sie nicht. Pasteiner wird die Angelegenheit heute mit Landesschulratspräsident Hermann Helm besprechen.
"Diese Frage ist höchst anzüglich gegenüber der Schülerin."
Wie soll man dies bitte als Außenstehender bewerten? Ob eine Frage anzüglich oder nicht ist, kann nur aus dem Kontext und der Art wie die Frage gestellt wird, geschlossen werden. Da auch die Schülerin kein Problem damit hatte, deutet darauf hin, dass die überbordende politische Korrektheit in D gegenüber Muslimen in einigen Anwesenden dazu geführt hat, in die Aussage des Profs etwas hineinzuinterpretieren, was nicht da war.
Die Frage an sich ist völlig gerechtfertigt, wenn es um das Thema "Alles über Sex aus psychologischer Sicht" geht, also wo ist hier das Problem?
Hier wird mal wieder in Deutschland aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Als gäbe es nichts Wichtigeres als einen Lehrer zu erniedrigen, weil er einer Schülerin eine Frage stellte, die diese selbst nicht als anzüglich wahrnahm.