Ein Forscherteam der Universitäten von York, Manchester und Chester haben in der archäologischen Stätte Star Carr in North Yorkshire ein 11.000 Jahre altes Steinamulett rätselhaften Gravuren ausgegraben.
Steinamulett
© Milner et al/Internet Archaeology
Wie die britischen Archäologen im »Internet Archaeology« berichten, wurde dieser Anhänger aus einem einzigen Stück Schiefer angefertigt und stammt aus dem Mesolithikum (Mittelsteinzeit), einer Zeit, als die Menschheit begann, eine Vielzahl verschiedener Steinwerkzeuge zu entwickeln, einschließlich einer Reihe von scharfen Klingen, die als Werkzeug, zur Jagd aber auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen verwendet wurden. Zwar hat man schon zuvor mehrere solche verzierte Anhänger in Star Carr ausgegraben, doch waren sie stets aus einem Stück Bernstein oder Tierzähnen hergestellt, dieses Amulett ist mit nur 31 x 35 Millimeter das erste seiner Art und das älteste uns bekannte Stück mesolithischer Kunst in Europa.

Bei seinem Fund wurde die Gravuren auf dem Stein zuerst gar nicht erkannt, erst mit Hilfe von aufwendiger digitaler Mikroskopie-Technik konnten die feinen Einritzungen schließlich sichtbar gemacht werden, um zu versuchen, sie von Experten entschlüsseln zu lassen. Tatsächlich tappt man über Sinn und Zweck im Dunkeln und es bleiben lediglich Spekulationen, dass es eine Art Karte, ein Code oder aber vielleicht auch nur schlicht eine Reihe von künstlerischen Strichen darstellt.

Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, dass der Anhänger einst einem Schamanen gehörte, denn bei Ausgrabungen in der Nähe wurden Kopfbedeckungen aus rotem Hirschgeweih gefunden, von denen man annimmt, dass sie von Schamanen getragen wurden. „Wir können nur raten, was die Gravuren bedeuten aber eingeritzte Bernsteinanhänger wurden auch schon in Dänemark gefunden. Sie werden als Amulette interpretiert, die zum geistigen und persönlichen Schutz dienten. Interessanterweise scheint dies darauf hinzudeuten, dass es während des Mesolithikums eine enge kulturelle Verbindung zwischen Großbritannien und Skandinavien gegeben zu haben scheint“, erklärt Professorin Nicky Milner von der University of York. Der Meeresspiegel war damals weit niedriger als er heute ist und die Nordsee wie eine Landbrücke passierbar. Verschiedene Kulturen könnten so dadurch in Kontakt getreten sein und auf diese Weise ihre kulturellen Kenntnisse und Praktiken ausgetauscht haben.