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Uranmunition (depleted uranium, kurz DU) ist stark panzerbrechend. Sie besteht zum Teil aus abgereichertem Uran, welches als Abfallprodukt beim Anreichern von natürlichem Uran für die Energieerzeugung anfällt. Bei der Herstellung von einem Kilogramm Uran mit einem Anreicherungsgrad von fünf Prozent fallen knapp elf Kilogramm abgereichertes Uran an, dessen Radioaktivität circa die Hälfte von Natururan beträgt. Die vielen (bisher weltweit über eine Million) Tonnen dieses Nebenproduktes müssen aufwändig entsorgt werden, da es als Schwermetall hochgiftig ist und mit einer Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren schwach radioaktiv strahlt. Statt dieses Abfallprodukt ordnungsgemäß zu entsorgen, wird ein Teil jedoch für militärische Zwecke weiterverwendet.

Der Sinn eines Geschosses besteht darin, das Ziel zu zerstören. Wird dafür kein Sprengstoff verwendet, sondern nur die Bewegungsenergie des Geschosses, kann die Durchschlagskraft durch eine größere Masse oder durch eine höhere Geschwindigkeit des Projektils verbessert werden. Aufgrund der sehr hohen Dichte von Uran ergibt sich folglich ein großer Zerstörungseffekt. Außerdem entstehen beim Aufprall von DU-Munition auf ein gepanzertes Ziel extrem hohe Temperaturen, wodurch das Urangeschoss mühelos Stahl durchdringt. Der dabei entstehende Abrieb, beziehungsweise Uranstaub, entzündet sich bei Temperaturen von 3000 bis 5000 Grad von selbst, wodurch zunächst die Besatzung verglüht und anschließend die Munition und damit das Ziel explodiert.

Durch die Verwendung von abgereichertem Uran in der Munition ist die Atomindustrie also ein lästiges Abfallprodukt los, während die Rüstungskonzerne ein billiges und zugleich sehr effektives Material erhalten. Oder mit anderen Worten: statt den atomaren Abfall sicher zu entsorgen, wird er auf den Kriegsschlauplätzen dieser Welt verschossen. Zu den 21 Staaten, welche DU-Munition einsetzen, gehören unter anderem die USA, Russland, China, Frankreich, Israel und Saudi-Arabien.

Während der Verbrennung des Uranstaubes entsteht praktisch ein „Metallgas“ aus keramisierten Nano-Partikelchen von einer Größe, die 100 Mal kleiner ist als ein rotes Blutkörperchen. Die weitaus schlimmere Wirkung entfaltet die Uranmunition dadurch erst nach dem Einschlag ins Ziel. Die winzigen toxischen und radioaktiven Partikel werden von Menschen eingeatmet, gelangen in den Nahrungskreislauf oder das Grundwasser und werden vom Wind verteilt. Im menschlichen Körper können sie in sämtliche Organe wandern, einschließlich Samen und Eizellen. Die konstante, schwache Strahlung verändert die Zellen und diverse Arten von Krebs, vor allem Blutkrebs, entstehen. Das Erbgut wird durch Chromosomenbrüche ebenfalls irreversibel geschädigt. Früh- oder Totgeburten und Neugeborene mit schlimmsten Entstellungen sind die Folge. Die bekannten Risiken wurden und werden seit jeher vertuscht und heruntergespielt. Dennoch stiegen überall, wo DU-Munition in der Vergangenheit angewendet wurde, die Krebserkrankungen und Missgeburten an.

Im Bosnienkrieg 1994/95, als die alliierten Streitkräfte die Stadt Hadzici mit Uranbomben angriffen, ahnten die Serben, dass sie einer Kontamination ausgesetzt sein könnten. Deshalb wurden 3500 Einwohner der Stadt in die nicht gefährdete Bergregion von Bratunac umgesiedelt. Von den 3500 Evakuierten starben in den nächsten 5 Jahren 1112 an aggressiven Krebserkrankungen und Leukämie - das heißt, fast ein Drittel der Umgesiedelten. Sie waren, im Gegensatz zur eigentlichen Bevölkerung von Bratunac, unter denen es keinen Anstieg solcher Krebserkrankungen gab, leider schon verseucht.

Einer vertraulichen Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums zufolge führt bereits die Verwendung von 40 Tonnen DU-Munition zu 500.000 Nachfolgetoten. Im ersten Irakkrieg 1991 wurden mindestens 320 Tonnen DU-Munition eingesetzt. Im zweiten Irakkrieg 2003 summiert sich die eingesetzte Menge gar auf mindestens 2000 Tonnen. Die große Mehrheit der Massenmedien schürte stattdessen lieber die Angst vor den frei erfundenen Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins, während die USA die wirkliche Massenvernichtungswaffe einsetzten. Viele renommierte Wissenschaftler sind sich einig, dass in den nächsten 15-20 Jahren bis zu 7 Millionen Menschen an den Folgen der eingesetzten DU-Munition sterben. Zudem sind 18 Regionen im Irak inzwischen nicht mehr bewohnbar. In den Krankenhäusern stark betroffener Gegenden werden ein Drittel der Kinder mit genetischen Defekten geboren - manche ohne Augen oder Gliedmaßen, manche mit mehreren Köpfen. Die Zahl der Leukämie-Erkrankungen steigt um rund 40 Prozent an. All diese Dinge finden zwischen den üblichen Propagandameldungen von Demokratie und Menschenrechten natürlich keinen Platz.

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Auch fast ganz Afghanistan ist kontaminiert. Einige Gebiete, wie zum Beispiel Kabul oder die Berghügel von Tora Bora, deutlich stärker. In dieser Gegend liegt eines der wichtigsten natürlichen Trinkwasserreservate, verseuchtes Wasser gelangt so über den Fluss weit in den Südwesten des Landes. Während afghanische Kinder mit den Überresten der Uranmunition spielen und erkranken, gibt es innerhalb der Bundeswehr eine Anweisung des Verteidigungsministeriums, betroffene Gebiete zu meiden. Schätzungen unabhängiger Wissenschaftler zufolge kehren dennoch etwa 30% der im Kosovo und Afghanistan eingesetzten deutschen Soldaten kontaminiert zurück - mit nicht absehbaren Folgen auch für deren Kinder und Kindeskinder.

Der Afghane Nurullah Omar-Khail formulierte seine Kritik wie folgt: «Sagt den Amerikanern, dass wir keine Dummköpfe sind. Eure Worte und Taten sind Worte und Taten des Bösen. Wir haben keine Flugzeuge wie ihr, aber wir haben etwas, was ihr nicht habt - Grundsätze und Ethik. Wir werden amerikanischen Kindern nie etwas antun, das im Entferntesten dem gleicht, was die Amerikaner unseren Kindern und unseren Familien angetan haben. Vielleicht gewinnen sie einige Kämpfe, aber wir haben den großen Kampf schon gewonnen, jenen um das moralische Recht.»

Auch im aktuellen Libyenkrieg wurde DU-Munition eingesetzt. Dies widerlegt - neben vielen anderen Tatsachen - eindeutig den humanitären Zweck dieses Krieges. Die Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung sind absehbar katastrophal, dennoch findet das Tabuthema Uranmunition wie üblich keine Beachtung. Auf zerstörten - und damit oft verstrahlten - Panzern jubelnde Libyer werden dagegen wunderbar in Szene gesetzt.

Uranmunition wurde auf vielen weiteren Kriegsschauplätzen der letzten Jahre eingesetzt, einschließlich Bosnien, Libanon, Somalia und Gaza. Außerdem zusätzlich auf vielen Forschungs- und Übungsplätzen, auch in Deutschland. Da die Uranpartikel mit ihrer enormen Halbwertszeit auch nicht verschwinden, wird das Problem mit jedem verschossenen Projektil größer und die Partikel verteilen sich weltweit. Das ganze Ausmaß der Verseuchung wird sich erst im Nachhinein feststellen lassen. Nur wird es dann für Gegenmaßnahmen zu spät sein.

Der Einsatz von Uranmunition ist ein Kriegsverbrechen und Mord. Auch wenn er auf Geheiß eines Friedensnobelpreisträgers oder scheinbar im Namen der Demokratie stattfindet. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Für tausendfachen schleichenden Mord an unschuldigen Zivilisten, an feindlichen und eigenen Soldaten, sowie deren Nachfahren.

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