In Sachen Raumfahrt gibt es nach wie vor Bereiche, in denen Russland fähig ist, die USA abzuhängen oder zumindest mit seinen Fortschritten zu beunruhigen. Dazu zählen etwa effiziente Raketentriebwerke oder manöverfähige Satelliten.

Raketen
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Der russische TV-Sender Swesda kommentiert am Montag in seiner Onlineausgabe: „Es wurde bisher kein Raketentriebwerk erfunden, das sicherer, preiswerter und einfacher zu bauen wäre als das russische RD-180 (...) Die US-amerikanische Position der ‚maximalen Härte‘ wird in Sachen Raketentriebwerke durch die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit Russland nivelliert.“

„Kommerzielle Vorteile hätte die US-Regierung eigentlich opfern können, doch die Sache hat einen Haken: Mit Hilfe des RD-180 setzt das Pentagon auch Verteidigungsprojekte um, indem militärische Satelliten ins All geschossen werden. Frank Kendall, Unterstaatssekretär im US-Verteidigungsministerium, sagte einst bei einer Senatsanhörung, die Lebensfähigkeit des Konsortiums ULA von Lockheed Martin und Boeing werde gefährdet, falls das sanktionsbedingte Verbot für russische RD-180-Triebwerke gültig bleibe“, so der Kommentar.

US-Fachleute wollen zum Jahr 2019 ein eigenes Raketentriebwerk als Alternative zum RD-180 entwickeln. Der russische Triebwerk-Ingenieur und Raumfahrt-Experte Andrej Golowin sagte allerdings dem Sender: „Das sind ja zwei ganz verschiedene Dinge, einen Prototyp gegen 2019 zu bauen und einen stabilen Funktions-Modus für ihn zu sichern, um die Lebens- und Konkurrenzfähigkeit dieses neuen Triebwerks zu beweisen. Dazu noch sollen die Produktionskosten kalkuliert werden. Solche Erzeugnisse regulär herzustellen und zu betreiben, ist ein sehr langes, schwieriges und sehr teures Verfahren. Deshalb wäre das Jahr 2019 als Ausgangspunkt allzu optimistisch.“

Der Sender kommentiert weiter: „Das russische Raketentriebwerk ist wohl eines der besten Beispiele dafür, dass die US-Sanktionen nur dann als gut gelten, wenn sie nicht den USA selbst schaden. Im Jahr 2014 wurden RD-180-Triebwerke von der Sanktionsliste gestrichen. Im Dezember 2015 unterzeichnete das Pentagon ein zusätzliches Abkommen mit dem russischen Hersteller NPO Energomasch, wonach 20 weitere Triebwerke im Wert von 30 Millionen US-Dollar pro Stück geliefert werden sollen.“

Auch der neue russische Satellit Kosmos-2504, so der Bericht weiter, bereitet den USA Kopfschmerzen, und zwar wegen seiner Manöver im Orbit. Wie Golowin erläuterte, hatte man bereits während des Kalten Krieges an einer Manöverfähigkeit für Satelliten getüftelt - sowohl in der Sowjetunion als auch in den USA: „Ein solcher Raumflugkörper könnte in der Lage sein, einen anderen Satelliten quasi zu ‚entern‘, dessen Umlaufbahn zu ändern oder ihn außer Gefecht zu setzen. Das ist allerdings nur Theorie. Ob und wie das in der Praxis funktioniert, wird nicht öffentlich bekannt gegeben.“

Der Kosmos-2504 wurde von einer russischen Rokot-Trägerrakete ins All gebracht. Eine andere Rakete von diesem Typ hatte zuvor den Raumflugkörper Kosmos-2499 ins All gebracht, der ebenfalls manöverfähig war und als vermutlicher „Satelliten-Killer“ Spekulationen auslöste.

Manöverfähige Satelliten wurden auch von den USA getestet. Wie der Sender kommentiert, sind die Vereinigten Staaten nun möglicherweise eben darüber besorgt, dass sie im Orbit nicht mehr „schalten und walten“ können.