Ein Fall - mysteriös und zugleich unfassbar: Ein 15-jähriger Junge tötet seinen eigenen Vater! Die Gründe liegen noch völlig im Dunkeln. Tatort ist ein Wohnhaus in der Boostedter Straße in Neumünster. Die Nachbarn sind fassungslos. „Wir verstehen nicht, wie es dazu kommen konnte.“
Wohnhaus Neumünster
© WunderIm zweiten Stock dieses Wohnhauses in Neumünster ereignete sich in der Nacht auf Sonnabend die Tat: Hier wohnten Vater Steven (39) und Sohn John S. (15) zusammen.
Die Polizei gibt sich in diesem Fall absolut zugeknöpft. Nichts dringt nach draußen. Nach MOPO-Recherchen handelt es sich aber bei dem Opfer um Steven S., einen Mitarbeiter der Stadtwerke Neumünster. Er ist Arbeiter im Heizkraftwerk. Der 39-Jährige Mann stammt aus Gera in Thüringen, lebt aber seit etlichen Jahren im Norden, ist geschieden.

John S., der 15-jährige Sohn, wuchs in Gera bei der Mutter auf, einer Polizeibeamtin. Er lebte aber schon seit einiger Zeit beim Vater in Neumünster. Am späten Freitag abend muss es dann zu einem Konflikt gekommen sein.

Nachbarn hörten Hilferufe aus der Wohnung, alarmierten sofort die Polizei. Als die Beamten am Tatort eintrafen, fanden sie Steven S. tot am Boden liegen. Neben ihm: sein Sohn.

Der 15-jährige steht unter „dringendem Mordverdacht“. Erste Angaben des Jugendlichen sowie Zeugenaussagen und Spuren am Tatort hätten den Vorwurf nicht entkräftet, so eine Polizeisprecherin.

Die Obduktion habe ergeben, dass der Vater an massiver Gewalteinwirkung starb. Weitere Details zum Tathergang nannte die Polizei nicht. Auch das Motiv ist weiter im Dunkeln.

Der 15-jährige Täter war einige Jahre Amateur-Tänzer beim Tanzsportverein Brillant Gera. Die Eltern seiner Ex-Tanzpartnerin, der 14-jährigen Elisa, sind geschockt. „Ich habe den Jungen oft zu Tanzveranstaltungen mitgenommen. Ein lieber, netter Kerl ist das. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass so etwas passiert.“

Was John S. so weit getrieben hat, seinen Vater zu töten - ein Rätsel. „Mit war nicht bekannt, dass es ein Problem zwischen dem Jungen und meinem Bruder gab“, so Stevens S.’s Schwester, die in Duisburg lebt.

Erst vor kurzem hatten Vater und Sohn angefangen, gemeinsam Karate-Unterricht zu nehmen. Auch hatte der Vater unlängst einen kleinen Hund angeschafft. All das spricht für ein liebevolles Verhältnis.

Am Freitag, dem Tattag, hatte es Zeugnisse in Schleswig-Holstein gegeben. Waren die Noten des Jungen schlecht? Gab’s deshalb Streit? Vielleicht präsentiert die Polizei heute die Auflösung dieses Rätsels.

Update: Inzwischen hat der 15-Jährige die Tat gestanden. Allerdings fehle noch ein vernünftiges Motiv, sagte Michael Biler von der Staatsanwaltschaft Kiel.