solar system
© NASAUnser Sonnensystem mit den - uns bisher bekannten - Planeten (l-r) Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun
Fayetteville (USA) - Seit Wochen schon sorgt der mathematisch geführte Nachweis der möglichen Existenz eines noch unbekannten großen Felsplaneten im äußersten Sonnensystem (...GreWi berichtete, s. Links) für zahlreichen Spekulationen und kontroversen Diskussionen. Jetzt schreibt ein Mathematiker der University of Arkansas diesem Planeten erneut die Schuld für das periodische Massenaussterben auf der Erde zu.

Wie Daniel Whitmire aktuell im Fachjournal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (DOI: 10.1093/mnrasl/slv157) erläutert, könnte der Planet, dessen Existenz bislang jedoch nicht durch direkte Beobachtungen bewiesen wurde, Kometenschauer in einem Intervall von rund 27 Millionen Jahren Richtung Erde lenken, die hier dann zum massenhaften Aussterben eines Großteils des Lebens geführt haben.

Sollten die US-Astronomen Batygin und Brown, die Mitte Januar den mathematischen Nachweis für die Existenz des noch unentdeckten Planeten erbracht hatten (...GreWi berichtete) Recht behalten, so wäre „Planet Nine“ etwa 10 mal massereicher als unsere Erde und würde die Sonne bis zu 700-1000 mal weiter entfernt umkreisen.

Gemeinsam mit seinem Kollegen John Matese hatte Whitmere bereits 1985 die Theorie von einem noch unbekannten Planeten (damals noch als zehnter Planet, bzw. „Planet X“ bezeichnet) formuliert, der in langperiodischen Abständen durch von ihm ausgelöste Kometenschauer auf der Erde zu Massenaussterben, etwa der Dinosaurier führe. Laut der Theorie der beiden Mathematiker, führte jedoch nicht nur der Einschlag der Kometen zum Aussterben, sondern auch der Staub und die Trümmer jener Kometen, die ins Innere Sonnensystem vordringen und hier in Sonnennähe zerbrechen und so das die Erde erreichende Sonnenlicht signifikant reduzieren.

Mit ihrer damals im Fachjournal Nature (DOI: 10.1038/313036a0) veröffentlichten Theorie hatten die beiden Mathematiker international für Interesse und seither für kontroverse Diskussionen gesorgt. Schon damals gingen Whitmere und Matese davon aus, dass ihre Planet-X-Theorie die einzige aufrechtzuerhaltende Erklärung für das sich in regelmäßigen Abständen ereignende irdische Massenaussterben sei.

Ursprünglich vermuteten die beiden Wissenschaftler, dass der noch unentdeckte Planet eine Masse von maximal fünf Erden besitze und die Sonne in 100-facher Entfernung umkreise. Angesichts der aktuellen Diskussion hat Whitmere die einstige Theorie nochmals aufgearbeitet und in den Kontext zur Kontroverse um „Planet Nine“ gestellt.

Gegenüber „Grenzwissenschaft-Aktuell.de“ erläutert der Mathematiker seine neuen Überlegungen wie folgt:
„Die neusten Erkenntnisse auf der Grundlage der fossilen Aufzeichnungen (Versteinerungen von Lebewesen) legen nahe, dass die Periodizität der Massenaussterbeereignisse doppelt so weit zurückreicht und das diese Periode regelmäßigeren Abständen folgt als bislang angenommen. Unser ‚Planet-X-Modell‘ stimmt mit der Regelmäßigkeit dieser Periode überein.

Während der derzeit diskutierte ‚Planet Nine‘ massereicher und weiter von der Sonne entfernt ist als unser ‚Planet X‘, so besteht weiterhin die Möglichkeit, dass es sich dabei auch um einen kleineren und näheren Planeten handelt, der dann ebenfalls die Anomalien der Umlaufbahnen der Kuiper-Gürtel-Objekte erklären könnte. Schließlich gibt es immer noch zahlreiche Unsicherheiten in den Berechnungen.

Die Auswirkungen eines Planeten hängen sowohl von dessen Masse und Entfernung ab. Auf diese Weise kann also auch ein näherer und kleinerer Planet die beschriebenen Gravitationseffekte erzeugen. Die Autoren der ‚Planet-Nine-Theorie‘ selbst erkennen ja auch an, dass auch andere Kombinationen von Masse und Entfernung nicht ausgeschlossen werden können.

Ein Vergleich zeigt schließlich aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Modellen (‚Planet X‘ und ‚Planet Nine‘) auf, etwa die Neigung der Umlaufbahn (zur Ebene des Sonnensystems) und deren starke Exzentrizität (elliptische Form). Alternativ könnte es statt nur einem, weiterhin auch zwei noch unbekannte trans-neptunische Objekte geben, wie dies bereits von anderen Autoren vermutet wurde“ (...GreWi berichtete).