Das Wetter weltweit ist in der kommenden Woche vor allem von Temperaturanomalien geprägt - mit recht merkwürdigen Ergebnissen. Alle Details wie jeden Sonntag in unserem Weltwetter:

Weltwetter 10.4.2016
© MeteogroupUngewöhnliche Temperaturverteilung ist heute das Thema
Wie jeden Sonntag blicken wir auch heute wieder auf markantes und ungewöhnliches Wetter, das in der kommenden Woche weltweit auftreten kann. Dabei fällt vor allem auf, dass es häufig zu ungewöhnlichen Temperaturen für die jeweilige Region kommt. Wie ist das zu erklären?

Von meridionaler und zonaler Wetterlage

Tritt man vor der Wetterkarte etwas weiter zurück und betrachtet auch mal einen größeren Kartenausschnitt, so fällt nicht nur aktuell, sondern bereits seit geraumer Zeit auf, dass in unseren Breiten einerseits polare Luftmassen häufig sehr weit nach Süden vorstoßen, während weiter stromabwärts subtropische Luftmassen sehr weit nach Norden vorankommen. Man spricht dabei von einer meridionalen Wetterlage. Das heißt, die Höhenströmung in der Atmosphäre verläuft nicht in etwa parallel zu den Breitengraden, sondern orientiert sich häufig an den Meridianen, den Längengraden. Wir hier in Mitteleuropa sind etwa aus den 80er oder 90er Jahren häufig zonale Wetterlagen gewohnt. Das heißt, dass die Westdrift ausgeprägt vorhanden war. Mit dieser kräftigen westlichen Höhenströmung konnte sich damit die Polarluft nördlich von uns aufhalten und die subtropische Luft südlich. Dazwischen verschob sich die Frontalzone im Winter tendenziell nach Süden und im Sommer tendenziell nach Norden. Die Tiefs zogen vom Atlantik her durch und brachten den üblichen Wetterablauf, wie wir ihn auch in der Schule lernen: Auf der Vorderseite eines Tiefs zieht dann mit der Warmfront häufig Regen auf, dann folgte der Warmsektor und die Kaltfront und mit ihr kam es zu Schauerwetter. Dazwischen folgten Hochdruckphasen mit Sonnenschein. Die Temperaturen schwankten dabei etwas um die jahreszeitlichen Normalwerte - es kam aber deutlich seltener zu extremen Temperaturabweichungen.
Temperaturanomalien in ca. 1 - 1,5 km Höhe am Montag
© MeteogroupTemperaturanomalien in ca. 1 - 1,5 km Höhe am Montag

Dies ist momentan anders. In der meridional geprägten Wetterlage ziehen dann die Tiefs zum Beispiel nicht mehr vom Atlantik direkt über uns hinweg, sondern nehmen entweder ihren Weg "vor unserer Haustür" über Westeuropa nach Süden oder ziehen über Nordeuropa. Zum Teil bewegen sie sich dann auch kaum noch voran und lösen sich vor Ort und Stelle auf. Kräftige Sturmtiefs, die dann über dem Südwesten Europas wirbeln, können dann auf ihrer Vorderseite ungewöhnlich warme Luft zu uns bringen. Zum Teil wirbeln sie auch Saharastaub von Afrika auf und transportieren ihn über die Alpen, wie in der letzten Woche geschehen.

Über die Ursachen dieser meridionalen Wetterlage streiten nach wie vor die Experten. Vermutet wird zum Beispiel eine schwächere Sonneneinstrahlung, die in Folge auch die Westdrift schwächt. Aber auch Variabilitäten in Meeresströmungen, zum Beispiel in der derzeitig starken El Niño-Phase, oder eben auch menschgemachte Veränderungen des Klimas wie das Schmelzen des arktischen Eises werden als Gründe genannt.

Schnee auf den Bergen Spaniens und Portugals

Die Folgen wird man jedenfalls zu Beginn der kommenden Woche weiterhin zu spüren bekommen, vor allem in Irland, Portugal und Spanien. Ursache ist das Sturmtief ORTRUN, das sich am heutigen Sonntag südwestlich von Irland befindet und sich zu Wochenbeginn allmählich weiter nach Süden verlagern wird und damit seine polare Meeresluft. Dementsprechend gelten bereits jetzt Warnungen vor Starkregen und Sturmböen für einige Regionen in Wales, Irland, Portugal, Spanien und teils auch Frankreich in unseren dortigen Unwetterzentralen.
48-stündige Niederschlagssumme bis Dienstag, 12.04.16, 8 Uhr
© Meteogroup48-stündige Niederschlagssumme bis Dienstag, 12.04.16, 8 Uhr
Mit seiner Südwärtsbewegung wird es dann auch auf den Kanaren und im Nordwesten Afrikas zu Beginn der kommenden Woche unbeständiger. Vor allem aber wird es deutlich zu kühl für die Jahreszeit werden: vom Norden Portugals bis nach Marokko ist es in etwa 1,5 km Höhe 8 bis 10 Grad zu kalt für die Jahreszeit. Dementsprechend sollten Urlauber in Spanien oder Portugal nicht überrascht sein, wenn sie in höheren Regionen ab 500 bis 600 Meter auch Schneeregen zu Gesicht bekommen. Auf die Berge ab etwa 1.500 m kommt es dabei bereits in der Nacht zum Montag zu respektablen Neuschneemengen von über 10, teils sogar über 20 cm.
Neuschnee in der Nacht zum Montag
© MeteogroupNeuschnee in der Nacht zum Montag
Nordamerika: Nordosten ebenfalls zu kalt

Auch der Osten der USA erlebt einen deutlich zu kalten Frühling. Immer wieder kam es im März zu markanten Wintereinbrüchen mit Kaltluftvorstößen aus Kanada und teils auch mit reichlich Schnee, während es an der US-Westküste durchweg zu warm blieb. Und auch in der kommenden Woche sieht es ganz ähnlich aus: So hat ein erneuter arktischer Trog den Nordosten erfasst, sodass es rund um die Großen Seen zu Wochenbeginn noch eine Mischung aus Schneeregen und Schnee geben kann, wie in MeteoEarth.com nachvollzogen werden kann. In dieser Nacht zum Sonntag (Ortszeit) kommt es dabei möglicherweise an einigen Stationen sogar zu Kälterekorden. Doch sieht es danach aus, dass es sich hier wohl um ein letztes Aufbäumen des Winters handeln könnte - nach Durchzug dieses Tiefs deutet sich auch für Neuengland ruhigeres und etwas milderes Wetter an.

Dennoch sind die Temperaturabweichungen, die am Montag dort erreicht werden, durchaus beachtlich mit 8 bis 10 Grad unter normal. Noch extremer ist die Abweichung an der Ostküste Kanadas: ein sich dort nun abschwächendes und nach Norden ziehendes Tief mit arktischer Kaltluft im Gepäck bringt dort Temperaturen, die (in ca. 1,5 km Höhe) 10 bis 15 Grad von den langjährigen Mittelwerten nach unten hin abweichen!
Weltwetter 10.4.2016
© MeteogroupWinterlich geht es zu Wochenbeginn im äußersten Nordosten der USA zu
Weltwetter 10.4.2016
© MeteogroupExtreme Temperaturanomalien zwischen dem Nordosten Kanadas und Westen Grönlands
Arktis viel zu warm

Wie man auf der entsprechenden Abweichungskarte in den Abbildungen sieht, ist es - wie in der Einleitung besprochen - auf der Vorderseite dieses Tiefs dagegen viel zu warm. Denn dort wird die Luft aus niederen Breiten sehr weit nach Norden "geschaufelt", so dass es an der Westküste Grönlands am Montag zu zweistelligen Höchsttemperaturen von teils um 12 Grad kommt, begleitet von zeitweiligem Regen. Nicht zu vergessen in einer Region, die auf dem gleichen Breitengrad wie das Nordkapp liegt. Damit ist es dort morgen im Westen Grönlands teils wärmer als in Kiel (um 10 Grad maximal) oder sogar im Norden Spaniens und Portugals.

Höchsttemperaturen Grönland am Montag
© MeteogroupHöchsttemperaturen Grönland am Montag