Noch immer werden die seelischen Verletzungen, die Mobbing bei Menschen anrichten können, unterschätzt. Wie es sich anfühlt, von anderen schikaniert zu werden, wissen viele.
Mobbing
Auch wir Netzfrauen kennen das Gefühl, denn zurzeit werden die ‪Netzfrauen‬ Opfer von Rufmord und persönlichen Angriffen.
  • Mittlerweile wurden auf Facebook Seiten nur mit dem Ziel eingerichtet, uns zu schaden.
  • Außerdem gibt es Gruppen und Webseiten, die sich nur damit beschäftigen, wie sie uns schaden können.
  • Wir werden für irgendwelche Preise ausgelobt, die nur darauf abzielen, uns lächerlich zu machen.
  • Persönliche Fotos von uns werden gestohlen und verunstaltet, um uns ins Lächerliche zu ziehen.
  • Kommentare werden aus dem Zusammenhang gerissen, veröffentlicht und sollen den Eindruck erwecken, dass wir nicht kritikfähig seien.
  • Wir werden beschuldigt, rechtsextreme Themen zu veröffentlichen, obwohl wir nachweislich gegen Rechts sind.
  • Wir werden als unseriös dargestellt, wir würden keine Quellen angeben, obwohl alle unsere Beiträge nachweislich Quellenangaben enthalten.
  • Permanent werden unsere Beiträge von der Seite „Zuerst denken - dann klicken“ als Fake dargestellt. Sie füttern somit bewusst unsere Mobber, wie Sie in den Kommentaren sehen können.
Es geht nicht um Kritik, sondern es geht um mehr: um uns und unsere Familien.
Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben.
Nicht wegen der Menschen, die Böses tun,
sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen.

Albert Einstein
Jeder kennt es und jeder hat es schon mal mitbekommen oder selbst erlebt: Mobbing.

Wenn Unwahrheiten verbreitet und Menschen verbal sowie körperlich verletzt werden, passiert das häufig im Geheimen. „Mobbing erkennst du nicht sofort.“

Ob an den Schulen, am Arbeitsplatz oder - was extrem zunimmt - Cyber-Mobbing.

Es ist erwiesen, dass Mobbing krank machen kann. Mobbing verursacht Stress im medizinischen Sinne. Die Stressfolgen von Mobbing sind bekannt: Depression und Burnout. Mobbing kann sogar zum Selbstmord führen. Wir nennen es auch „Mord auf Raten“. Die Täter nehmen bewusst die Folgen durch ihre Tat in Kauf, denn ihr Anliegen ist es, jemand zu verletzten.

Wozu diese Täter in der Lage sind, müssen wir schmerzlich erfahren. Doch wir sind nicht allein, wir haben Unterstützung bekommen und gehen gegen Mobbing vor.

Wie schwer es ist, die richtige Unterstützung als Opfer zu bekommen, mussten auch wir leider feststellen. An wen soll man sich wenden? Wer glaubt einem? Liegen Beweise vor wie in unserem Fall, geht man zur Polizei und stellt eine Anzeige. Dort steht man auch beratend zur Seite. Wir sind gebeten worden, diese Täter anzuzeigen, und wir scheuen uns nicht, noch weitere Schritte einzuleiten. Mittlerweile, wie schon geschrieben, haben wir in kürzester Zeit Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden.

Wir fordern das Gesetz, wie es schon in Österreich vorhanden ist.

Beleidigungen auf Facebook oder Veröffentlichen peinlicher Fotos gelten nun als Straftatbestand. Wer im Internet Lügen über andere Personen auf Facebook verbreitet oder jemanden über WhatsApp beschimpft, dem drohen seit dem 1. Januar 2016 harte Strafen. War Cybermobbing bislang nur zum Teil und über andere Paragrafen wie Anti-Stalking oder üble Nachrede strafrechtlich erfasst, gilt es in Österreich ab sofort als eigener Straftatbestand.

Dafür wurde im Strafgesetzbuch der neue Paragraph 107c „Fortgesetzte Belästigung im Wege einer Telekommunikation oder eines Computersystems“ geschaffen. Belangt werden kann nun, „wer im Wege einer Telekommunikation oder unter Verwendung eines Computersystems in einer Weise, die geeignet ist, eine Person in ihrer Lebensführung unzumutbar zu beeinträchtigen, und dies eine längere Zeit hindurch fortgesetzt

1. eine Person für eine größere Zahl von Menschen wahrnehmbar in ihrer Ehre verletzt oder

2. Tatsachen oder Bildaufnahmen des höchstpersönlichen Lebensbereiches einer Person ohne deren Zustimmung für eine größere Zahl von Menschen wahrnehmbar macht.“

Hier einige Fälle, damit Sie sehen, wie grausam Mobbing sein kann. Selbstmord nach Mobbing
Mit 14 Jahren beging Hannah Smith aus Großbritannien Selbstmord. „Tu uns einen Gefallen und bring Dich einfach um“, schrieb ein anonymer Nutzer. Ein anderer postete: „Stirb, jeder wäre glücklich darüber.“ Hannah erhängte sich im August 2013 in ihrem Zimmer.

Über ein Jahr wurde eine 17-Jährige aus Kanada von ihren Mitschülern gemobbt. Auch dieses Mädchen erhängte sich.

Nachdem sie monatelang in der Schule und im Internet schikaniert und verhöhnt worden war, erhängte sich eine Zwölfjährige in New York. Die Schülerin hatte monatelang unter Beleidigungen gelitten. So war sie als „Schlampe“ und „Hure“ beschimpft worden.

In Italien stürzte sich eine 14-jährige vom Balkon, nachdem sie durch Mobbing in den Tod getrieben worden war.

Er wurde über Jahre hinweg beschimpft, verspottet, ausgegrenzt, dann nahm sich der 20-jährige Tim das Leben. Seinen Eltern hinterließ der 20-Jährige einen Abschiedsbrief: „Liebe Pap und Mam, ich wurde mein ganzes Leben lang verspottet, gemobbt, gehänselt und ausgeschlossen. Ihr seid fantastisch. Ich hoffe, dass Ihr nicht sauer seid. Auf Wiedersehen, Tim.“
Diese Nachricht erreichte uns von unserer Leserin Vanessa. Sie ist Opfer von Mobbing und das mehrfach.
Hallo liebe Netzfrauen,

ich lese gern eure Beiträge auf Facebook und auch euer Mobbing-Artikel ging nicht an mir vorbei. Ich möchte euch ein wenig von meiner Geschichte erzählen.

Im Kindergarten ging es los

Schon so lange ich denken kann und das ragt bis in das Kindergartenalter hinein, war ich immer die Außenseiterin. Ich erinnere mich sogar noch daran, dass ich irgendwo mitspielen wollte, aber dann weggeschubst oder anderweitig weggeschickt wurde. In der Grundschule hatte ich immer mal wechselnd eine Freundin, die mir bei passender Gelegenheit auch in den Rücken fiel, wenn es für sie „zu gefährlich“ wurde, mit mir befreundet zu sein.

In der Schule auch gemobbt

Ich war schon immer sehr gut in der Schule. Schon im ersten Schuljahr war ich die Streberin. Wenn sie mich so nannten oder mich anderweitig verletzten, fing ich zunächst an zu weinen (was so ziemlich die einzig normale Reaktion auf so etwas sein kann, neben komplettem Ausrasten —> dafür war ich viel zu schüchtern), was die meisten aber noch mehr aufbrachte, sodass sie noch mehr auf mich losgingen oder mich stattdessen als „Heulsuse“ betitelten. Anfangs war ich sehr motiviert, zur Schule zu gehen, meldete mich viel und beteiligte mich intensiv am Unterricht. Binnen der ersten Wochen hatte sich die Euphorie in Angst verwandelt. Ich hörte auf mich zu melden, folgte zwar aufmerksam, reagierte aber auf Fragen der Lehrer nur, wenn sie mich direkt ansprachen. Dann hatte ich wenigstens die Ausrede, dass ich mein Wissen nicht freiwillig von mir gab.

Gefühlt habe ich mich immer wie das fünfte Rad am Wagen. Jeder meiner Fehler, die ich machte, wurde von meinen Mitschülern als Anreiz genommen, mich auszulachen und fertig zu machen, so als ob es unmöglich wäre, dass so etwas „Perfektes“ wie ich, auch Fehler mache. Wenn ich sonst schon nur für Häckchen stellen, Anspucken und Vollpöbeln gut war, war ich wenigstens dazu da, andere Hausaufgaben abschreiben zu lassen. Das zog sich hoch bis in die zehnte Klasse.

In der Realschule suchte ich mir dann Freundinnen in den Klassenstufen unter mir, weil ich mich mit ihnen einfach besser verstand. Daraufhin wurde mir quasi befohlen, die Kontakte abzubrechen, weil ich mich nicht mit jüngeren abgeben darf und ich ja schließlich zu ihnen gehöre.
Nach 10 Jahren Mobbing zucke ich (bis heute) bei jedem Knall zusammen, weil die Jungs immer meinten, Tüten direkt neben mir aufzupusten und platzen zu lassen oder von der Seite gesprungen kamen und mich anschrien.
Höhepunkt war eine Religionsstunde, in der zwei Jungs meinten, meine Flasche zu klauen, reinzuspucken und sie anschließend von mir unbemerkt wieder in meine Tasche zu stecken. Eine Klassenkameradin hat mir das dann freundlicherweise mitgeteilt. Geld hatte ich nicht dabei, um mir etwas Neues zu kaufen, es war Sommer, 35°C, und der Tag hatte gerade erst begonnen. Ich kam zu meinen Großeltern, total aufgelöst (sie und meine Eltern wussten von meinen Strapazen in der Schule) und mein Opa rief direkt bei einem der Täter an und hat seinen Eltern die Leviten gelesen. Daraufhin kam ein leises Raunen. Ein paar Tage später musste sich einer der Täter bei mir entschuldigen (Wow...), der andere war plötzlich unschuldig (seine Eltern genießen aufgrund hohen Einkommens auch einen höheren Rang, wie sich versteht) weil „ihr Sohn macht so etwas nicht“.

Die Abschlussfeier war für mich um ca 1 Uhr vorbei, weil plötzlich Drogen die Runde machten. Ich ging mit Kommentaren wie „War ja klar, dass die jetzt geht...“ und war froh, als ich zu Hause war. Zum Aufräumen kam ich nicht. Ich war einfach so erleichtert, dass das Kapitel vorbei war, dass ich sogar geweint hab, als wir unseren letzten Schultag hatten.
Alle weinten, weil sie sich jetzt nicht mehr sehen konnten, ich, weil ich froh war, da raus zu können.
Neuanfang auf dem Gymnasium?

Ich hoffte auf einen Neuanfang auf dem Gymnasium. Zunächst war alles gut. Zwei Jahre lang hatte ich (fast) keine Probleme mit meinen Mitschülern (dachte ich), als ich aber in der Zwölften zusätzlich noch Opfer sexueller Gewalt wurde und danach nicht auf dem Damm war, öfter den Unterricht verlassen musste und ihnen erklärte, warum ich das tue, fingen die Lästereien wieder an. Wenigstens habe ich jetzt zwei Freundinnen, auf die ich mich wirklich verlassen kann.

Fazit: depressive Phasen

Durch Traumata und die quasi lebenslangen Mobbinggeschichten gerate ich heute öfter in depressive Phasen, denke darüber nach, wie es wäre, nicht da zu sein und leide an Schuldgefühlen und Ängsten. Dank meiner Sozialarbeiterin, zu der ich stieß, als ich die sexuelle Nötigung erlebt hatte, und meiner Sozialpädagogin im Jugendschutz hab ich nun nach all den Jahren wieder ein bisschen Mut gefasst. Ich bin jetzt kurz vor dem Abitur, froh, dass ich auch diese Leute nicht mehr unbedingt wiedersehen muss und habe mit sämtlichen ehemaligen Klassenkameraden keinen Kontakt mehr. (Glücklicherweise). Ab und an läuft mir jemand über den Weg. Dann denk ich oft an die schrecklichen Zeiten der Angst zurück.
Nach dem Abitur will ich hier raus. Mein Dorf steckt voller Erinnerungen auch an die sexuelle Gewalt, sodass ich dann einen Neustart (den ersten hatte ich am Gymnasium geplant) wagen kann. Ich hoffe einfach, dass dann alles besser wird und ich irgendwann selbstbewusst genug bin, über meiner Vergangenheit zu stehen und nicht von ihr bestimmt zu werden.
Das war meine Geschichte mit Mobbing. Macht weiter so mit eurer Arbeit. Vielleicht lässt sich irgendwas bewirken, wenn alle wissen, wie nah Mobbing ist.

Liebe Grüße

Vanessa
Der Mörder sticht dem Opfer in die Kehle. Der Mobber sticht dem Opfer in die Seele. Robert Keller
Themenreihe „Mobbing“. Wir wollen aufklären, nicht zuschauen, sondern handeln. Wer uns Netzfrauen kennt, der weiß, dass wir nervig sein können, fordernd und dass wir unsere Ziele durchsetzen wollen.

Dazu haben wir uns auch an Mag. Dr. Caroline Weberhofer gewandt. Die Klagenfurter Filmemacherin und Medienpädagogin hat mit Studierenden der Alpen-Adria-Universität den Film Setze ein Zeichen! zum Thema Cybermobbing produziert, mit dem SchülerInnen einen Einblick bekommen, was durch Cybermobbing passieren kann und wie es den Betroffenen geht. Michaela Horn, die Mutter eines Cybermobbing-Opfers erzählt die Geschichte ihres Sohnes Joel, der sich am Ende seines Leidenswegs das Leben genommen hat, als er den Druck und die Erniedrigungen, denen er durch Cybermobbing ausgesetzt war, nicht mehr ertragen konnte. Das seit 01. 01. 2016 gültige Gesetz zum Thema Cybermobbing wird im Film vorgestellt und Wege werden aufgezeigt, wie Betroffene sich Hilfe holen können.


Nun sind Sie gefragt. Wir sammeln Mobbing-Fälle, sei es in der Schule, im Beruf oder im Netz. Wir wollen, dass Mobbing ein Ende findet. Dazu bauchen wir Ihre Hilfe, denn wenn Sie uns helfen aufzuklären, haben Täter und Täterinnen erst gar keine Chance.

Gib Mobbing keine Chance!

Mobbing ist Gewalt, die den Menschen zerstört. Diese muss aber nicht als unabwendbar hingenommen werden. Es gibt Möglichkeiten, Mobbing wirksam zu begegnen.

Mehr dazu in unseren Fortsetzungen. Vielleicht möchten Sie einen Beitrag dazu beisteuern? Wir freuen uns auf Sie. Ihre Geschichte und Erfahrungen, aber auch Tipps zur Vermeidung können Sie uns unter Info@Netzfrauen.org zukommen lassen.
„Nicht wie der Wind weht, sondern wie wir die Segel setzen,

darauf kommt es an.“

Informationen finden Sie hier:
Netzfrauen (Deutschland und Österreich)