In dubiosen Laboren brauen Drogenhersteller immer neue und immer gefährlichere Cocktails zusammen. Die Stoffe finden bei jungen Leuten reißenden Absatz.
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© PICTURE ALLIANCE / ABACA/ALMAGROSpanische Polizisten sichern in Madrid das größte Kokain-Labor Europas

Europa wird von einer Welle neuer, bislang unbekannter synthetischer Drogen überschwemmt. Alleine im vergangenen Jahr registrierte die Europäische Union 41 solcher neuen Substanzen, wie ein Sprecher von EU-Justizkommissarin Viviane Reding erklärte. „Die Zahlen sind ziemlich alarmierend“, sagte er. 2009 waren noch 24 neue Stoffe aufgetaucht. Damit wurden in den fünf Jahren von 2005 bis 2010 insgesamt 115 synthetische Drogen entdeckt.

Vor allem bei jungen Leuten finden die gefährlichen Stoffe reißend Absatz. In Irland beispielsweise haben laut einer aktuellen Erhebung der europäischen Statistikbehörde Eurostat bereits 16 Prozent aller jungen Leute derartige Drogen konsumiert. Europaweit ist es jeder zwanzigste. Die Europäische Kommission will nun bis zum Herbst Vorschläge entwickeln, wie solche Drogen wirksamer bekämpft werden können.

Gelten für Drogen wie Heroin oder Kokain klare Verbote, ist die Gesetzeslage bei synthetischen Stoffen oft durchaus komplizierter. Oft bestehen die Drogen, die in Clubs, Läden und auch übers Internet verkauft werden, aus Stoffen, die eigentlich gar nicht verboten sind. Ändert sich die Gesetzeslage, ändern die Hersteller die Zusammensetzung oft minimal, und entkommen so der gesetzlichen Verfolgung.

Meist hängen die Gesetzgeber den Drogenherstellern hinterher. So wurde beispielsweise erst im Dezember vergangenen Jahres die ecstasyähnliche Droge Mephedron europaweit verboten, nachdem sie schon lange Zeit erheblichen Schaden anrichten konnte. Alleine in Irland und Großbritannien wurde Mephedron mit 37 Todesfällen in Verbindung gebracht.

„Die neuen synthetischen Drogen werden mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit in ganz Europa verbreitet. Sie können giftig sein, machen süchtig und haben langfristige schädliche Wirkungen“, warnte die EU-Justizkommissarin.

Nachdem nun auch der polnische Ministerpräsident und neue EU-Ratsvorsitzende Donald Tusk Alarm schlug, will die Kommission die Reißleine ziehen. Bis spätestens Herbst will sie Vorschläge erarbeiten, wie der neuen Drogenwelle Einhalt geboten werden kann. „Das gegenwärtige System zur Feststellung dieser neuen Drogen ist unzureichend“, bilanzierte Reding.

Irland, wo bereits 16 Prozent aller jungen Leute mit den neuen Substanzen in Kontakt kamen, hat in der EU das größte Problem mit den neuen Drogen, wie eine aktuelle Eurostat-Erhebung ergab. Aber auch in Polen und Lettland haben laut der Befragung bereits neun Prozent aller jungen Leute die gefährlichen Substanzen konsumiert.

In Großbritannien und Luxemburg liegt der Anteil mit acht beziehungsweise sieben Prozent nur etwas darunter. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, die Substanzen von Freunden bekommen zu haben. Mehr als jeder Dritte war auf Partys oder in Clubs mit ihnen in Kontakt gekommen.