Zakynthos (Griechenland) - Seit ihrer Entdeckung galten die Strukturen und Gesteinsformationen am Meeresgrund vor der griechischen Insel Zakynthos als Überreste einer versunkenen Stadt. Kein Wunder - wirken diese doch tatsächlich wie Reste von gepflasterter Böden, Plätzen und Kolonnaden. Eine neue Untersuchung und Datierung der Strukturen zeigt nun jedoch, dass es in Wirklichkeit um bis zu fünf Millionen Jahre alte natürliche Formationen handelt.
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© uea.ac.uk Säulenbasenartige Strukturen am Meeresboden vor Zakynthos.
Wie Wissenschaftler um Prof. Julian Andrews von der University of East Anglia, Magda Athanasoula und Prof. Michael Stamatakis von der University of Athens aktuell im Fachjournal Marine and Petroleum Geology (DOI: 10.1016/j.marpetgeo.2016.05.022) berichten, gab es schon bei der Entdeckung der vermeintlichen Ruinen aufgrund mangelnder Funde alltäglicher Gebrauchsgegenstände, wie beispielsweise Töpferware, Zweifel daran, dass es sich hierbei tatsächlich um eine einstige Stadt handelte.

Die Forscher untersuchten die bis zu fünf Meter unterhalb des Meeresspiegels liegenden Strukturen auf ihre chemische Zusammensetzung, Mineralgehalt und Texturen.
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© uea.ac.ukWeitere Strukturen, die Forscher bislang für Ruinen einer versunkenen antiken Stadt hielten.
„Die scheiben- und ringförmige Morphologie der Strukturen, die zunächst wie kreisrunde Säulenbasen erscheinen, ist eine typische Form der Mineralisation von Kohlenwasserstoffaustritten, wie man sie sowohl in neuzeitlichen als auch frühgeschichtlichen Meeresböden findet“, erläutert Andrews. „Die lineare Ausrichtung und Anordnung dieser Säulen ist wahrscheinlich das Ergebnis geologischer unterseeischer Falten, aus denen Gase wie Methan aus dem Untergrund austraten (Anm. GreWi: sog. Cold Seeping).

Mikroben im Sediment nutzen den Kohlenstoff im Methangas und die damit einhergehende Oxidation des Methans verändert die Chemie der Sedimente und bildet eine Art von natürlichem Zement, der in der Geologie als Konkretion bezeichnet wird.

In diesem Fall handelt es sich bei diesem ‚Zement‘ um ein ungewöhnliches Mineral, Dolomit, das sich nur selten in Meerwasser bildet, zugleich aber oft in mikrobenreichen Sedimenten vorkommt. Diese Konkretionen wurden dann durch Erosion am heutigen Meeresboden freigelegt.“

Das beschriebene Phänomen sei in flachen Gewässern eher selten vorzufinden, stattdessen am ehesten am Grund der Tiefsee, so die Forscher weiter und erläutern: „Diese Strukturen sind ein Beweis dafür, dass hier Methan aus Kohlenwasserstoff-Reservoirs im Gestein austritt. Ähnliches findet sich in der Nordsee und kann mit den Effekten des sogenannten Frackings verglichen werden, bei dem Menschen mit technologischen Hilfsmitteln genau diese Ausgasungen verstärken und beschleunigen“, so die Autoren der Studie abschließend.