erdfall elxleben
© Frank KallaGeologe Frank Hühne von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie dokumentiert Erdfälle, hier in Großbockedra im Saale-Holzland-Kreis.
An der Bundesstraße 4 bei Elxleben hat sich Anfang Juli ein Loch aufgetan. Die Behörden analysieren derzeit die Lage

Schmale Menschen könnte es vielleicht zur Hälfte verschlucken, das Loch, welches sich am 6. Juli neben der Bundesstraße 4 bei Elxleben aufgetan hat. Etwa 50 Zentimeter tief sowie breit war es und zog einen Rattenschwanz an Arbeit nach sich. Denn im südlichen Landkreis Sömmerda, rund um Elxleben, besteht Erdfallgefahr, was die Behörden nach der neuerlichen Entdeckung hellhörig machte.

Gerade in dieser Gegend gab es mehrmals Erdfälle

"Wir sind bei dem Thema sensibilisiert", erklärt Hubert Fache vom Straßenbauamt Mittelthüringen. "Gerade in dieser Gegend gab es schon mehrmals Erdfälle. Deshalb haben wir unmittelbar nach dem Fund der Öffnung ein Ingenieurbüro beauftragt, erneut zu Vermessungen anzustellen."

Es soll noch keine sicheren Auswertung der Messdaten geben, doch Fache meint, allzu alarmierend seien die Indizien bislang nicht: "Wir ließen den Bereich zudem befliegen und haben dabei keine größeren Veränderungen feststellen können."

Garantieren wollte der Amtsleiter jedoch noch nichts. "Wir müssen warten, bis Gutachter die Messdaten ausgewertet haben. Zu dem Zeitpunkt, als das Loch gefunden wurde, gab es starke Regenfälle, was ebenso Ursache für die Öffnung im Boden sein kann."

Der Bereich rund um Elxleben war in den vergangenen Jahren bereits öfters Thema beim Straßenbauamt Mittelthüringen und beim Thüringer
Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG), wo Frank Hühne ein Liedchen von diesem Thema singen kann.

"Wir wurden im Nachhinein über den Fund des Loches informiert. Es ist nicht das erste, das sich in diesem Bereich auftat." Wie der Geologe mitteilt liegt das Gebiet in der sogenannten Erfurter Störungszone. "Das ist eine Region, die sich vom Nordwesten des Beckens in Richtung Erfurt zieht - eine tektonische Versenkung."

In diesem Bereich sollen sich infolge der Bewegung der Erdkruste Verschiebungen ergeben haben. "Durch die Kollision der eurasischen Platte mit der afrikanischen im Gebiet des Mittelmeeres folgen auch in unseren Breitengraden Auswirkungen. Aufgrund von Spannungen entstanden Brüche in der Erdkruste, die in der Erfurter Störungszone den Grundwasserfluss beeinträchtigen." Das Wasser könne somit in tiefer gelegene Gipsschichten eindringen. "Im Untergrund sind im Bereich von Elxleben in RichtungWitterda Gipsbänke abgelagert, welche abgetragen werden." Laut Frank Hühne heißt dies in der Fachsprache "Subrosion".

"Dabei lösen sich unterirdisch Bestandteile und Hohlräume entstehen, die sukzessiv nach oben arbeiten.

Irgendwann bricht der Hohlraum ein und öffnet sich zur Oberfläche hin - ein Erdfall entsteht." Solche Vorgänge könnte es auch im Mai gegeben haben. "Das schachtartige Loch ist allerdings nicht allzugroß und macht den Bereich nicht übermäßig geogefährlich."

Wir können unsere Augen nicht überall haben

Einen Vulkanausbruch im Erfurter Land werde es wohl in den kommenden Jahren nicht geben. Indes sind die Geologen vom TLUG immer auf Informationen von Dritten angewiesen. "Schließlich können wir unsere Augen nicht überall haben", bekräftigt

Von der neuerliche Öffnung bei Elxleben habe das Amt auch eher durch Zufall erfahren. "Um so besser wir informiert werden, umso besser können wir informieren", betont der Geologe und beruhigt noch einmal alle Elxlebener: "Es muss keiner Angst haben, dass er von einem Loch verschluckt wird."