Hunderte Feuerwehrleute bei Überschwemmungen und Murenabgängen im Einsatz, Chaos am Flughafen Wien

Unwetter Imst Juli 2016
© apa/zeitungsfoto.atUnwetterschäden in Imst in Tirol.
Bischofshofen/Hallein/Wien - Heftige Unwetter haben in der Nacht auf Mittwoch wieder hunderte Feuerwehrleute in Niederösterreich, der Steiermark und Salzburg im Einsatz gehalten. In Sankt Valentin konnten in letzter Minute drei Autoinsassen gerettet werden, die in einer überfluteten Unterführung feststeckten.

Betroffen war auch der Flughafen Wien, wo am Mittwochmorgen Chaos herrschte. Nachdem wegen des Gewitters am Vorabend Flüge ausgefallen waren, waren viele Passagiere gestrandet. Es bildeten sich lange Schlangen vor den Schaltern, weil Passagiere umbuchen mussten. Ordner versuchten den Andrang in Bahnen zu lenken. Schon am Montag und Dienstag hatten die starken Regenfälle für Überflutungen, Murenabgänge, umgestürzte Bäume und Verkehrsbehinderungen gesorgt. Österreichweit kam es laut dem meteorologischen Dienst Ubimet zu knapp 70.000 Blitzen, Regenmengen von bis zu 60 Liter pro Quadratmeter und Sturmböen.

Am Flughafen Wien sind viele Passagiere wegen des Gewitters gestrandet. Juli 2016
© afsAm Flughafen Wien sind viele Passagiere wegen des Gewitters gestrandet.
In Auto eingeschlossen

In Niederösterreich mussten die Feuerwehren am Dienstagabend rund 100-mal ausrücken. Von Unwettern betroffen waren bereits am Nachmittag die Bezirke Neunkirchen, Wiener Neustadt und Mödling.

St. Valentin in Niederösterreich Juli 2016
© APA/FOTOKERSCHI.ATDie Insassen konnte sich nicht mehr selbst aus dem Auto befreien
Die Insassen der beiden Fahrzeuge in Sankt Valentin hätten aufgrund des Wasserdrucks die Türen nicht mehr selbstständig öffnen können, sagte Philipp Gutlederer von der Feuerwehr Amstetten am Dienstagabend der APA. Mit vereinten Kräften gelang es mehreren Feuerwehrleuten die Eingeschlossenen zu befreien. Bereits kurz danach seien die Fahrzeuge bis zum Dach im Wasser gestanden, so Gutlederer.

Der gesamte Bezirk Amstetten war massiv von Unwettern betroffen. Starkregen setzte Garagen und Keller bis zu einem Meter unter Wasser, schilderte der niederösterreichische Feuerwehrsprecher Franz Resperger. 80 Notfälle wurden registriert. Die heftigen Regenfälle breiteten sich auch auf die Bezirke Melk und St. Pölten aus. Mit Stand 22.00 Uhr hielt die Feuerwehr bei insgesamt 220 Einsätzen.

Im Raum Mödling rückten die Helfer u. a. in Laxenburg, Münchendorf, Wiener Neudorf, Sittendorf und Gumpoldskirchen zur Beseitigung von Unwetterschäden aus. Auch im Waldviertel wandte sich eine Anruferin an die Feuerwehr: Sie saß mit ihrem Wagen samt drei Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren in Frauenhofen (Bezirk Horn) in einer überfluteten Unterführung an der B2 fest. Schilderungen des Einsatzleiters zufolge seien die Kinder verängstigt gewesen. Feuerwehrkräfte zogen das Auto, das rund 60 Zentimeter tief im Wasser stand, aus der Unterführung.

Unwetter haben in Kärnten am Dienstag zu einigen Feuerwehreinsätzen geführt. Wie die Polizei in einer Aussendung mitteilte, wurden in Krems (Bezirk Spittal) mehrere Bäume entwurzelt. Sie verlegten eine Straße und beschädigten eine Leitschiene, eine Stromleitung und eine Telefonleitung. Einsätze wurden auch aus dem Drautal sowie aus dem Metnitztal (Bezirk St. Veit) gemeldet. So traten im Oberkärntner Irschen Bäche über die Ufer, auch einen Murenabgang gab es hier zu vermelden. In Metnitz musste die Feuerwehr mehrere Keller auspumpen. Sonst sei die Lage am Nachmittag ruhig geblieben, sagte Hermann Maier von der Landesalarm- und Warnzentrale

In Salzburg waren 300 Feuerwehrleute im Einsatz, wie das Landesfeuerwehrkommando in der Nacht auf Dienstag mitteilte, betroffen war vor allem der Pongau. In Bischofshofen (Bezirk St. Johann im Pongau) musste die Feuerwehr einen Trafobrand löschen. In der Gemeinde Annaberg (Bezirk Hallein) wurde die Lammertalstraße (B162) auf einer Länge von 500 Metern durch einen Murenabgang verschüttet, die Feuerwehren konnten das Erdreich aber bereits am späteren Abend wieder wegräumen.

Einsätze wegen überfluteter Keller oder umgestürzter Bäume gab es in Hallein und Oberalm (Tennengau) sowie in den Pongauer Gemeinden Mühlbach, St. Johann, Werfen, Pfarrwerfen, Hüttau, St. Martin am Tennengebirge sowie in der Pinzgauer Gemeinde Dienten (Bezirk Zell am See). Insgesamt waren 309 Salzburger Feuerwehrleute an 64 Einsätzen beteiligt.

Schlamm auf den Straßen der steirischen Gemeinde Gasen. Juli 2016
© apa/bfv weiz/j. eggenreichSchlamm auf den Straßen der steirischen Gemeinde Gasen.
In der ganzen Steiermark hat das Unwetter Schäden durch umgestürzte Bäume und Hagel verursacht. Im Raum Gleisdorf wurden unzählige Fahrzeuge im Freien sowie Obst- und Weinkulturen beschädigt. Die oststeirische Gemeinde Gasen wurde teilweise überflutet, eine Straße war gesperrt.

Bereits am Nachmittag gab es Probleme auf der A9, der Pyhrnautobahn. Bäume waren zwischen der Mautstelle und dem Gleinalmtunnel in Richtung Graz auf die Fahrbahn gefallen. Fahrzeuge mussten über die Brucker Schnellstraße ausweichen, wo es wegen Stromausfällen in Tunneln ebenfalls zu Problemen kam.

Knittelfeld im Bezirk Murtal wurde laut der Feuerwehr nur am Rande von den Unwettern getroffen. Gegen 15.00 Uhr gingen Sturmböen über die Gemeinde St. Marein-Feistritz nieder. Einige Straßen waren durch umgestürzte Bäume unpassierbar. Insgesamt mussten knapp ein Dutzend Bäume entfernt werden, schilderte Einsatzleiter Abschnittsbrandinspektor Edmund Plöbst. Unter den umgestürzten Bäumen war auch ein Maibaumwipfel, der rund 40 Meter entfernt auf einem Schuldach landete, so Plöbst.

Gegen 18.00 Uhr waren bereits rund 100 Feuerwehreinsätze über die gesamte Steiermark verteilt, sagte Sprecher Thomas Meier. Durch den Starkregen wurden Straßen unter Wasser gesetzt und Keller überflutet. Vereinzelt traten Bäche über die Ufer und Hausdächer wurden beschädigt - etwa in der Breitenau (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag), in Albersdorf (Weiz) oder in Blaindorf (Hartberg-Fürstenfeld). Entwurzelte Bäume wurden auch aus dem Bezirk Voitsberg berichtet.
Im Raum Gleisdorf (Steiermark) gab es zahlreiche Hagelschäden. Juli 2016
© apa/j. eggenreich/ bfv weizIm Raum Gleisdorf (Steiermark) gab es zahlreiche Hagelschäden.
In Oberösterreich haben die Gewitter insgesamt 250 Einsätze der freiwilligen Feuerwehren notwendig gemacht. Sie rückten wegen Überflutungen von Straßen und Kellern sowie wegen umgestürzter Bäume aus, die Verkehrswege, darunter auch die Innkreisautobahn (A8), blockierten. Laut Landesfeuerwehrkommando konzentrierten sich die Einsätze auf die Gemeinden entlang des Inn in den Bezirken Ried und Schärding. Seit dem Abend standen 1.500 Helfer im Einsatz.

Neben dem Großraum Linz und Steyr sowie Kirchdorf war das Innere Salzkammergut massiv betroffen. Am stärksten erwischt hat es Bad Ischl. Laut Feuerwehr, die allein dort zu 115 Einsätzen gerufen wurde, glich die Stadt "einem Schlachtfeld". Viele Ortsteile waren ohne Strom, da umgeknickte Bäume Leitungen beschädigt hatten und ein Strommast in Brand geraten war.
In Bad Ischl (Oberösterreich) wurde die Feuerwehr zu insgesamt 115 Einsätzen gerufen. Juli 2016
© apa/ff bad ischlIn Bad Ischl (Oberösterreich) wurde die Feuerwehr zu insgesamt 115 Einsätzen gerufen.
In Tirol war am Montagabend die Bezirkshauptstadt Imst am stärksten betroffen. Laut Angaben der Feuerwehr kam es bei der Auffahrt zum Hahntennjoch zu einer Verklausung, woraufhin sich Schlamm und Geröll den Weg durch die Straßen bis zu Bundesstraße B189 bahnten. Die Einsatzkräfte versuchten, Gebäude mit Sandsäcken und Schalungen abzusichern. Mehrere Keller standen unter Wasser und mussten ausgepumpt werden.

Schlamm und Geröll in Imst Juli 2016
© APA/ZEITUNGSFOTO.AT Schlamm und Geröll in Imst.
Die Unwetter der vergangenen Nacht haben in Wien der Berufsfeuerwehr zwar eine arbeitsintensive Nacht beschert, die Bundeshauptstadt ist aber von größeren Schäden verschont geblieben. Feuerwehrsprecher Christian Feiler berichtete von einer Häufung kleinerer Einsätze: "Sind sonst rund 100 Einsätze innerhalb 24 Stunden zu verzeichnen, waren es zuletzt an die 160."

50 Einsätze waren dem Starkregen zuzurechnen, der etwa Wasserschäden an Decken verursachte. Doch auch Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen - 30 mehr als sonst - wurden verzeichnet, da die Geräte aufgrund der Witterungsbedingungen überreagiert hatten. Die Einsätze waren über die ganze Stadt verteilt und allesamt kleine "Gruppeneinsätze", Personenschäden gab es keine.

Auch in anderen Regionen Mitteleuropas ist es am Montag zu schweren Unwettern gekommen. In Bayern kam eine 60-jährige Frau ums Leben, als sie bei Starkregen zu Mülltonnen auf der Straßenseite gegenüber von ihrem Haus gegangen war und auf der überschwemmten Straße ausrutschte. Laut Polizei konnte die Frau erst 45 Minuten später tot in einem nahen Bach geborgen werden.

In Polen waren hat heftiger Regen in der Nacht zu Mittwoch in Warschau zwei Metrostationen unter Wasser gesetzt. Die Haltestellen wurden nach einer vorübergehenden Schließung wieder in Betrieb genommen, wie der Sender TVN24 unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete.

Die seit zwei Tagen wütenden Unwetter trafen die polnische Hauptstadt besonders hart. Vielerorts standen Straßen und Keller unter Wasser. Es kam zu einem Verkehrschaos. Landesweit musste die Feuerwehr seit Dienstag mehr als 2.000 Mal anrücken, wie die Einsatzkräfte mitteilten.

Laut Ubimet ist die Unwettergefahr in Österreich noch nicht vorüber: In den Nordalpen zeichnen sich bis Donnerstag teilweise enorme Regenmengen ab. Die Hochwasser- und Murengefahr steigt somit weiter an.

(APA, red, 12.7.2016)