Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Folge sein - Bis zu zweieinhalb Millionen Betroffene
Herzinfarkt
© dapdDie Spätfolgen von Kriegserlebnissen belasten noch heute viele ältere Menschen.

Leipzig (dapd-lsc). Die Spätfolgen von Kriegserlebnissen belasten noch heute viele ältere Menschen. Bei bis zu zwölf Prozent der über 60-Jährigen fanden Wissenschaftler des Leipziger Universitätsklinikums Anzeichen für eine sogenannte posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Folge seien oft ernsthafte Erkrankungen.

Wie Heide Glaesmer von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie erläuterte, wird deutlich, dass der Krieg nicht mit einem Friedensschluss endet, sondern noch Jahrzehnte in den Beteiligten nachwirkt. Menschen, die noch immer durch die Erinnerung an Bombenangriffe, Vertreibung, Vergewaltigung, den Verlust von Angehörigen oder Inhaftierung belastet seien, hätten ein mehrfach erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma und anderen körperlichen Leiden zu erkranken.

Wie Untersuchungen ergeben haben, berichten zwischen 40 und 50 Prozent der heutigen Älteren über mindestens ein traumatisches Ereignis, vor allem aus Kriegszeiten. Betroffen sind den Angaben zufolge bis zu zweieinhalb Millionen Menschen in Deutschland. Patienten mit einer PTBS würden etwa in Albträumen immer wieder mit dem Trauma konfrontiert. Sie versuchten, Gedanken, Orte und Aktivitäten zu vermeiden, die mit dem Erlebten zusammenhängen. Auch Depressionen, Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, sozialer Rückzug und andere psychische Störungen könnten Folgen der Kriegstraumata sein.

Neben solchen psychischen Auswirkungen stellen Ärzte nach den Angaben häufiger auch körperliche Erkrankungen fest. Traumatisierte litten demnach drei Mal öfter als Nicht-Traumatisierte unter Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Bronchitis und Schlaganfällen. "Die Tragweite der Forschungsergebnisse wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die damalige Kriegsgeneration jetzt in die medizinisch und pflegerisch intensive Lebensphase kommt", sagte Glaesmer.

Die Forscher der Universität Leipzig hatten für ihre Untersuchungen gemeinsam mit Kollegen aus Greifswald und Zürich die Daten von über 8.000 Menschen zwischen 14 und 93 Jahren erfasst. Darin zeigte sich den Angaben zufolge, dass besonders die ältere Bevölkerung psychisch unter den Folgen eines Traumas leidet. Während bis zu 12 Prozent der Älteren eine PTBS aufweise, seien es in der Gruppe der 30- bis 59-Jährigen maximal 2,7 Prozent.

dapd