Boliviens Vize-Innenminister Illanes war eigentlich zu den streikenden Bergarbeitern gefahren, um zu vermitteln. Kurz darauf wurde er tot aufgefunden. Nun sind mehr als 40 Bergarbeiter festgenommen worden. Fünf von ihnen sollen direkt für den Tod des 55-Jährigen verantwortlich sein.
Bolivien Mord Vize-Innenminister Illanes
Über 40 Bergarbeiter sind in Bolivien nach der Tötung des stellvertretenden Innenministers festgenommen worden. Unter den Festgenommen sei auch der Anführer des nationalen Verbands der Bergbau-Genossenschaften, Carlos Mamani, wie die Generalstaatsanwaltschaft in La Paz mitteilte.

Der 56-jährige Illanes soll am Donnerstag von streikenden Bergarbeitern verschleppt, gefoltert und erschlagen worden sein. Die Justiz wirft Mamani und vier weiteren Anführern vor, für den Tod des Politikers hauptverantwortlich zu sein. Die Vereinten Nationen und die Organisation Amerikanischer Staaten verurteilten die Tat und die Gewalt in Bolivien. Präsident Evo Morales hatte am Freitagmorgen eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen und den Streikenden eine Verschwörung vorgeworfen.

Oppositionsführer Samuel Doria Medina sagte dagegen, Grund für die Proteste sei die Wirtschaftskreise, derentwegen die Rohstoffpreise gesunken seien. Morales solle keine falschen Verschwörungstheorien in die Welt setzen, sondern selbstkritisch sein.

Zwei Tote bei Auseinandersetzungen mit der Polizei

Die aktuellen Proteste der Bergbau-Genossenschaften gelten als die gewalttätigsten der vergangenen zehn Jahre. Die Genossenschaften wollen eine Gesetzesreform verhindern, die sie als Bedrohung ihrer Existenz empfinden. Unter anderem sprechen sie sich gegen Gewerkschaften aus, die das Gesetz erlauben würden. Auch fordern sie, Verträge mit privaten Firmen schließen zu dürfen, sowie flexiblere Umweltauflagen.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei waren in dieser Woche mindestens zwei Kumpel getötet worden. Am Freitag hoben die Bergleute Straßensperren auf, die sie in den vergangenen Tagen errichtet hatten. Der Konflikt ist allerdings noch nicht gelöst.

Rohstoffpreise setzen Genossenschaften unter Druck

Der in mehr als 1000 Genossenschaften organisierte Bergbau hat in Bolivien eine lange Tradition. Die Genossenschaften erhalten die Konzessionen von der Regierung, dürfen diese aber nicht an Privatfirmen weitergeben. Aufgrund der gesunkenen Rohstoffpreise stehen die Genossenschaften stark unter Druck. Der nationale Verband der Bergbau-Genossenschaften Fencomin, der einst Präsident Morales unterstützte, hatte zu den Protesten aufgerufen.