In Offenbach sorgt ein herrenloser Koffer für Aufregung - nur nicht bei der Stadtpolizei. Die macht sich über die Angst vor einer Bombe lustig.
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© dpa/Friso GentschSymbolbild
Ganz grundsätzlich ist Humor eine feine Sache. Doch nach Scherzen war Michael Hartmann am Montagnachmittag nicht zumute. Gegen 17.30 Uhr hatte er einen herrenlosen Aktenkoffer an der Bushaltestelle Offenbach-Marktplatz entdeckt. Bei dem 54-Jährigen machte sich ein ungutes Gefühl breit. Was, wenn es sich um einen Sprengsatz handelte? Hartmann beschloss, den herrenlosen Koffer zu melden, und begab sich zur nahen Wache der Stadtpolizei.

Was er danach erlebt haben will, macht ihn einen Tag nach dem Vorfall immer noch fassungslos. „Nach fünf Minuten kamen drei Beamte“, berichtete Hartmann im Gespräch mit der FR. In der Zwischenzeit hätten auch weitere Passanten den Koffer bemerkt. Einige von ihnen seien besorgt auf die Stadtpolizisten zugegangen, um auf den Koffer hinzuweisen.

Doch die Beamten, so schilderte es Hartmann, gaben sich unbesorgt. „Wir können auch zusammen singen“, soll einer von ihnen den Trubel kommentiert haben. Anschließend hätten sie den an einer Sitzbank abgestellten Koffer ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen geöffnet. Als sich Hartmann nach dem Inhalt erkundigt habe, sei ihm geantwortet worden: „Natürlich nichts. Oder denken sie, die sprengen hier in Offenbach ihre eigenen Landsleute in die Luft?“


Kommentar: Es ist gut zu sehen, dass nicht jede Polizei von der Panik und Hysterie der letzten Jahre angesteckt wurde, doch hätte die Polizei etwas professioneller reagieren können, indem sie besser aufgeklärt hätte.


„Den Vorgang haben einige Leute mitbekommen“, so Hartmann, darunter viele Bürger mit Migrationshintergrund. „Wir waren alle sprachlos.“ Der 54-Jährige, der in der Stadt als Fanfotograf des Fußballclubs OFC Kickers bekannt ist, hielt das geschehen mit seiner Handykamera fest. „Es heißt immer, man soll in solchen Situationen wachsam sein und die Polizei informieren. Und dann reagieren die Beamten so unangemessen“, sagte er.

Das Vorgehen der Stadtpolizisten entspricht auch nicht den gängigen Regeln. Bestehe der Verdacht, dass es sich bei einem herrenlosen Gegenstand um einen Sprengkörper handeln könne, sollten Experten der Landespolizei hinzugezogen werden, erläutert Jens Teschner, Abteilungsleiter im Ordnungsamt Offenbach. „Grundsätzlich steht es im Ermessen der Mitarbeiter, die Lage vor Ort einzuschätzen“, so Teschner, dem die Stadtpolizei untersteht. Jedoch habe sich die Situation aus Sicht der Stadtpolizisten keinesfalls dramatisch dargestellt: „In dem Fall war sogar ein Mitarbeiter der Stadtpolizei vor Ort, der geschult im Umgang mit Spreng- und Brandvorrichtungen ist. Nach erster Inaugenscheinnahme stellte sich schnell heraus, dass es sich bei diesem Koffer um einen alten Besteckkoffer handelte, den sein Besitzer entsorgt hatte“, betont Teschner.

Offen ließ er, ob das flapsige Verhalten der Beamten der Situation angemessen gewesen sei.