In der Grabeskirche zu Jerusalem legen Archäologen derzeit im Rahmen von Restaurierungsarbeiten jenen Ort frei, den gläubige Christen als den Grabesfelsen Jesu verehren. Tatsächlich wollen die Forscher nun sogar Hinweise auf eine Grabkammer gefunden haben (...GreWi berichtete). In Folge der Meldung fragen sich viele Beobachter, was in dieser Grabkammer wohl zu finden ist? Angesichts der Berichte der Archäologen stellt sich diese Frage vielen offenbar nicht nur aus archäologischer Sicht. Grenzwissenschaft-Aktuell hat den katholischen Kirchenhistoriker Michael Hesemann um eine theologische Position auf die Frage gebeten, ob - vor dem Hintergrund der biblischen Überlieferung - zu erwarten ist, dass das vermeintlich gefundene Grab tatsächlich auch leer ist?


Auferstehung Christi
© gemeinfrei„Die Auferstehung Christi und Frauen am Grab“, von Fra Angelico (1440–1442)
Saarbrücken (Deutschland):

Michael Hesemann: „Natürlich ist das Grab leer. Aber die originale Grabbank ist natürlich der heiligste Ort der Christenheit. Man weiß nur nicht, wie viel davon erhalten ist, seit der Kalif al-Hakim 1009 die Grabeskirche zerstören und den Felsen des Heiligen Grabes wegmeißeln ließ, bis auf 1-2 Fuß Höhe.

GreWi: Herr Hesemann, besten Dank für die Erläuterung! Können Sie uns den kirchen-theologischen Ansatz für die Frage erläutern, was mit dem physischen Leib Jesu passiert ist?

Hesemann: Ja, er wurde in einen Auferstehungsleib transformiert!

GreWi: ...der dann nicht mehr „irdisch-physischer“ Natur war?

Hesemann: Der „Katechismus der Katholischen Kirche“ (1997) stellt hierzu folgendes fest:

645 Der auferstandene Jesus tritt mit seinen Jüngern in direkte Beziehung:

Er lässt sich berühren [Vgl. Lk 24,39; Joh 20,27.] und isst mit ihnen [Vgl. Lk 24,30.41-43;Joh 21,9.13-15.]. Er fordert sie auf, festzustellen, dass er kein Gespenst ist [Vgl. Lk 24,39.], vor allem aber, dass der auferstandene Leib, in dem er vor ihnen steht, wirklich der gleiche ist, der gequält und gekreuzigt worden ist, weil er noch die Spuren des Leidens trägt [Vgl. Lk 24,40;Joh 20,20.27.].

Michael Hesemann
Michael Hesemann
Dieser echte und wirkliche Leib besitzt jedoch zugleich die neuen Eigenschaften eines verherrlichten Leibes: Jesus ist nicht mehr an Ort und Zeit gebunden, sondern kann nach Belieben da sein, wo und wann er will [Vgl. Mt 28,9.16-17; Lk 24,15.36; Joh 20,14.19.26; 21,4]. Seine Menschennatur kann nicht mehr auf der Erde zurückgehalten werden und gehört nur noch dem göttlichen Bereich des Vaters an [Vgl. Joh 20,17.].

Aus diesem Grund steht es dem auferstandenen Jesus auch völlig frei, so zu erscheinen, wie er will: in der Gestalt eines Gärtners [Vgl. Joh 20,14-15.] oder „in einer anderen Gestalt“ (Mk 16,12) als der, die den Jüngern vertraut war. Dadurch sollte ihr Glaube geweckt werden [Vgl. Joh 20,14.16; 21,4.7.].

614 Die Auferstehung Jesu war nicht eine Rückkehr in das irdische Leben, wie das bei den Auferweckungen der Fall war, die er vor Ostern gewirkt hatte: des Töchterchens des Jaïrus, des jungen Mannes von Naïn und des Lazarus.

Diese Taten waren wunderbare Ereignisse, aber die Menschen, an denen das Wunder geschah, kehrten durch die Macht Jesu in das gewöhnliche, irdische Leben zurück. Zu bestimmter Zeit mussten sie aufs neue sterben.

Die Auferstehung Christi ist wesentlich anders. Er geht in seinem auferweckten Leib aus dem Totsein in ein anderes Leben über, jenseits von Zeit und Raum. Der Leib Jesu wird bei der Auferstehung von der Macht des Heiligen Geistes erfüllt; er hat in seinem verherrlichten Zustand am göttlichen Leben teil, so dass der hl. Paulus Christus als den „Himmlischen“ bezeichnen kann [Vgl. 1 Kor 15,35-50.].

GreWi: Sehen Sie in dieser Transformation eine Erklärung für das Grabtuch von Turin
Hintergrund

Grabtuch Turin
Kopfpartie der Vorderseite des sg. Turiner Grabtuchs
Bei dem Grabtuch von Turin, dem sogenannten Sindone di Torino handelt es sich um ein 4,36 x 1,10 Meter großes Leinentuch, auf dem das Abbild eines nackten, bärtigen Mannes, dessen Vorder- und Rückseite zu sehen ist und der zahlreiche Wundmale schwerer Misshandlungen und einer Kreuzigung aufweist. Dieses Grabtuch wird heute in der Seitenkapelle des Turiner Doms aufbewahrt und als Reliquie Christi verehrt.

Die Natur und die Entstehung dieses Leinens werden spätestens seit 1988 kontrovers zwischen Gläubigen, Wissenschaftlern und Forschern diskutiert, die in diesem entweder das Grabtuch und damit auf bislang nicht erklärte, mysteriöse Weise entstandene Abbild des Gekreuzigten Jesus Christus sehen - und es so als eine der heiligsten Reliquien der Christenheit verehren - oder es als aufwändigen mittelalterlichen Schwindel bezeichnen.

Tatsächlich verwies eine 1988 durchgeführte Radiokarbondatierung (C14) das Alter des Turiner Grabtuch auf den Zeitraum von 1260 und 1390 n. Chr. Seither mehren sich jedoch selbst in einigen wissenschaftlichen Kreisen die Zweifel an der Richtigkeit der damaligen Datierung, wie sie von Kritikern wiederum abgestritten werden.
Hesemann: Ja, das Grabtuch belegt, dass der Körper in Energie zurückverwandelt wurde, da ja nach Einstein alle Materie nur gefrorene Energie ist. Die Strahlung, die dabei freigesetzt wurde, brannte sein Abbild in das Tuch, dessen Körperbild das Ergebnis einer verstärkten Vergilbung der obersten Fasern des Leinens ist.

GreWi: Besten Dank Herr Hesemann.