Vor wenigen Tagen berichtete der Guardian, dass große Mengen an Waffen und Munition aus einem Lager auf der italienischen Mittelmeerinsel Santo Stefano verschwunden seien. Ermittlungen wurden von der Regierung unterbunden. Die russische Prawda meldet, unter Berufung auf libysche Quellen, dass eine Lieferung von 19.000 Kalaschnikows beschlagnahmt worden sei. Im gleichen Artikel wird von NATO-Angriffen auf die libysche Wasserversorgung berichtet, ebenso wie auf eine Fabrik zur Herstellung der entsprechenden Rohre für die Reparatur der zerstörten, lebensnotwendigen Wasser-Pipeline.
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30.000 AK-47-Sturmgewehre, 32 Millionen Schuss Munition, 5.000 Katjuscha-Raketen sowie mehr als 11.000 Panzerabwehr-Waffen wurden gegen Ende Mai von der Insel Santo Stefano auf das italienische Festland transportiert. Was mit den Kriegsmaterialen weiter geschah, ist ungewiss. Ermittlungen eines Staatsanwaltes aus der Stadt Tempio Pausania wurden auf Weisung des Büros des italienischen Premier-Ministers eingestellt, berichtet der Guardian unter Hinweis auf zwei Meldungen in Tageszeitungen.

Wie auch einige andere Regierungschefs, zählte Silvio Berlusconi zu den „Freunden“ Gaddafis, bis die „internationale Gemeinschaft“ dem libyschen Staatsoberhaupt den Krieg erklärte. Es soll ein Telefongespräch mit dem US-Präsidenten Barack Obama am 26. April gewesen sein, das Berlusconi zum „Freundschaftsbruch“ bewogen hat.

Sprecher der libyschen Armee behaupten, sie hätten eine italienische Lieferung von 19.000 Kalaschnikows in der Stadt Abschadabiya beschlagnahmt, ließ die Prawda wissen. Seit Mitte Juli werden Vertreter der Aufständischen von den USA und anderen Staaten als „offizielle libysche Regierung“, anerkannt. Dadurch wird ihnen Zugriff auf im Ausland deponierte libysche Guthaben ermöglicht, was dem internationalen Waffenhandel nicht unwillkommen sein sollte.

Beim sogenannten „Great-Man-Made-River-Project“ handelt es sich um eine zweifellos respektable Einrichtung der Gaddafi-Regierung. Seit 1996 wird ein Großteil der libyschen Bevölkerung mit Trinkwasser aus einem riesigen, unter der Wüste Sahara gelegenen, Aquifer versorgt. Mehr als 6 Millionen Kubikmeter Wasser werden durch eine übermannsgroße Pipeline in die großen Städte und die Küstenregionen gepumpt. Auch die, unter der Gaddafi-Regierung geförderte, Landwirtschaft hängt zu einem großen Teil von dieser Wasserversorgung ab. Diese Pipeline wurde, so schreibt die Prawda, am vergangenen Freitag, den 22. Juli, durch NATO-Angriffe zerstört.

Die Fabrik zur Herstellung der Rohre, die für die Wiederinstandsetzung der Pipeline unverzichtbar sind, befindet sich in der Nähe der umkämpften Stadt Brega. Unter Berufung auf Prawda-Quellen innerhalb Libyens, wird im gleichen Artikel von einem Angriff auf diese Fabrik berichtet, bei der am Samstag sechs Menschen ums Leben gekommen sein sollen.

Sollten diese Meldungen, die von der Prawda als „NATO-Kriegsverbrechen“ bezeichnet werden, den Tatsachen entsprechen, wäre es interessant, Aufklärung darüber zu erhalten, in welcher Form Angriffe auf die Versorgung mit Trinkwasser dem Schutz der libyschen Zivilbevölkerung dienlich sein könnten.