Neandertaler
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Forscher haben eine längere Gensequenz im menschlichen X-Chromosom entdeckt, die vielen Nicht-Afrikanern zu eigen ist. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Erbe des Neandertalers.

Dass sich Homo sapiens und Homo neandertalensis getroffen und gepaart haben könnten, wurde in Fachkreisen schon länger gemunkelt. Im Mai letzten Jahres wurde aus der Vermutung offizielle Gewissheit: Das zumindest grob entzifferte Neandertaler-Genom weist Ähnlichkeiten mit dem unseren auf, die nur durch eine Vermischung der beiden Arten, sprich: Sex, erklärt werden können.

Forscher um Damian Labuda von der Universität Montreal fügen dem nun ein weiteres Indiz hinzu. Immerhin 9 Prozent aller Nicht-Afrikaner tragen eine Abfolge von Genen auf ihrem X-Chromosom, die wohl ein Relikt unseres ausgestorbenen Verwandten darstellen.

Wann das zwischenartliche Tête-à-tête stattgefunden hat, ist nicht ganz klar, zumindest können die Forscher einen zeitlichen Rahmen angeben. Der Neandertaler entwickelte sich in Europa (Regionen, die heute zu Frankreich, Spanien, Deutschland und Russland gehören) und starb vor rund 30.000 Jahren aus. Der moderne Mensch brach vor 50 bis 80.000 Jahren von Afrika aus nach Europa auf. Irgendwann dazwischen muss es passiert sein.

Die Studie:

"An X-linked haplotype of Neandertal origin is present among all non-African populations", Molecular Biology and Evolution online (doi: 10.1093/molbev/msr024).

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