Guatemala
© Picture AllianceEl Mirador, wie es gemäß dem LIDAR-Scan einst ausgesehen hat.
El Mirador, im heutigen Guatemala gelegen, war in der Antike nicht nur die größte Stadt der westlichen Hemisphäre und erste staatenähnliche Gesellschaft in Amerika, es besaß auch das erste Landstraßen-Netz der Welt, wie sich jetzt herausgestellt hat.

Wie Projektleiter Richard Hansen vergangenen Freitag mitteilte, konnten die Archäologen nun mit Hilfe modernster Laser-Technologie in der »Wiege der Maya-Kultur« das erste Landstraßen-Netz der Welt ausfindig machen (es sei darauf hingewiesen, dass es hier um das älteste Landstraßen-Netzsystem geht, nicht um die ältesten Wege oder Straßen, die wesentlich älter sind). In Guatemalas nördlichster Region Petén, an der Grenze zu Mexiko, konnten sie so über 80 Städte und Siedlungen kartieren, die durch insgesamt 17 Straßen mit einer Gesamtlänge von über 240 Kilometern verbunden waren und einst die Maya-Metropole El Mirador mit den umliegenden Ortschaften verbunden hatten.

Mit dem sogenannten Lidar-Verfahren hatten die Forscher die Erdoberfläche mit Laser-strahlen gescannt und daraus eine dreidimensionale Karte der Region erstellt. Auf diese Weise wurden neben Pyramiden auch verborgene Terrassen, Kanäle, Deiche, Mauern und Straßen sichtbar gemacht. Dabei bildet die Pyramide La Danta mit ihren 72 Metern die höchste in Mittelamerika und mit einem Volumen von 2.800.000 Kubikmetern sogar eine der größten Pyramiden der Welt. Die Daten der Vermessung ergaben zudem, dass die Maya in El Mirador offenbar ein komplexes Stall- und Weidensystem besaßen und großflächig in der Viehzucht sowie Fleischproduktion tätig waren.


Rätsel um El Mirador's Untergang

Bereits in 2009 wurde dort auch ein vier Meter langer und drei Meter hoher Mayafries gefunden, der aus der Zeit um Jahr 300 v. Chr. stammt und damit den älteste bislang bekannte Mayafries darstellt. Er besteht aus Kalkstein und Stuck und soll den Forschern zufolge die göttlichen Zwillinge Hunahpú und Ixbalanqué beim Baden in einem Fluss zeigen. Die mythischen Erlebnisse dieser Heldenbrüder sind Hauptbestandteil des heiligen Buchs Popol Vuh der Quiché-Maya in Guatemala.

Gegründet wurde El Mirador wahrscheinlich um etwa 800 vor unserer Zeitrechnung und zwischen 50 und 250 nach Christus aus bisher unbekannten Gründen plötzlich wieder verlassen. Man geht heute davon aus, dass während ihrer Blütezeit über 200.000 Menschen in der präklassischen Metropole gelebt haben und in ihrer unmittelbarer Nähe sogar über eine Million.