23 Kilo wog das Kalb, das ein kleiner Silberdachs in den USA unter die Erde gebracht hat. Fünf Tage buddelte er bei Tag und bei Nacht, zeigt ein Video. Danach sitzt er glücklich in seiner Erdmulde.
silberdachs glücklich
© Evan Buechley
So etwas haben Forscher noch nie gesehen. Im Great Basin im US-Bundesstaat Utah verteilten sie im Januar 2016 Kadaver junger Kühe, um zu untersuchen, welche Aasfresser sich daran zu schaffen machen. Die Forscher hofften vor allem auf Vögel. Am Ende tappte jedoch ein ganz anderes Tier in ihre Videofalle: Ein Silberdachs, der auf den Bildern ein gut 23 Kilogramm schweres Kalb vergräbt.

Zum Vergleich: Silberdachse wiegen maximal zwölf Kilo, einige erreichen auch nur vier. Die kleine Kuh war also mindestens doppelt so schwer wie der Dachs, wahrscheinlich wog sie sogar das Drei- bis Vierfache. Fünf Tage brauchte der tierische Totengräber, um seinen Fund in Sicherheit zu bringen. Anschließend verbrachte er weitere zwei Wochen in der Grabhöhle, bevor er für einige Zeit verschwand und im März 2016 für einige Wochen zurückkehrte.

Ein Video zeigt die Buddelei im Zeitraffer. Indem der Dachs kontinuierlich unter und neben dem Kadaver Erde wegschaufelt, senkt er das Kalb nach und nach ab, bis es vollständig verschwunden ist. Am Schluss liegt der Silberdachs völlig entspannt und auf den Rücken gedreht auf dem Grab.

"Ich will das nicht zu sehr vermenschlichen, aber das sieht nach einem ziemlich zufriedenen Dachs aus, der sich im Dreck wälzt und das Leben genießt", kommentiert Tara Christensen von der Universität Utah.

Später beobachteten die Forscher an einer anderen Stelle noch einen zweiten Dachs beim Versuch, einen Kalbkadaver zu verbuddeln. Das lege nahe, dass das Verhalten gar nicht so ungewöhnlich ist und nur vom Menschen noch nicht beobachtet wurde, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Western North American Naturalist".

Erdgrab als Kühlschrank

Bekannt war, dass Silberdachse und ihre Verwandten Nahrung unter der Erde einlagern. Allerdings wurde bislang vor allem beobachtet, wie sie Nagetiere wie Hasen vergraben haben. Ein Tier, das größer ist als sie selbst, war nie dabei. Üblicherweise ernähren sich Silberdachse von kleinen Tieren - etwa Vögeln, die auf dem Boden brüten, und deren Eiern oder Reptilien wie Klapperschlangen.

Dass die Dachse tote Tiere vergraben, hat nach Ansicht der Forscher mehrere Gründe. Zum einen können ihnen so andere Aasfresser die Nahrung nicht so leicht streitig machen. Zum anderen bleiben die Kadaver in der kühlen Erde länger frisch. "Die Silberdachse bringen ihre Nahrung sozusagen in den Kühlschrank", sagt Christensens Kollege Evan Buechley, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Nach Ansicht der Forscher hat das Verhalten der Dachse großen Einfluss auf das Artengleichgewicht im Great Basin. "Es gibt nicht viel Nahrung hier draußen", so Buechley. Eine tote Kuh könne den Hunger vieler Tiere stillen. "Wir haben Truthahngeier, Steinadler, zahlreiche Raben, Rotluchse, junge Füchse und Kojoten auf den Kadavern gefunden, die nicht vergraben wurden." Der Dachs sichere sich allerdings ein Monopol auf die Nahrung.

Gleichzeitig erledigen die Silberdachse mit ihrer Totengräbertätigkeit aber auch wichtige Reinigungsarbeiten, die verhindern, dass sich Krankheiten von den Kadavern ausbreiten. Und auch die Farmer, die Dachse eigentlich nicht mögen, weil diese Hühner fressen und die Weiden durchwühlen, könnten profitieren. Denn große Tierkadaver ziehen Raubtiere an, die lebenden Kühen gefährlich werden können.

Das ungekürzte Originalvideo der University of Utah sehen Sie hier:


jme