Eyjafjallajökull. Kaum auszusprechen ist er, der Vulkan, der vor knapp sieben Jahren Island ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt hat. Die riesige Aschewolke, die von dem kleinen Land ausging, legte fast den ganzen Luftverkehr in Europa lahm. Am Anfang war der Vulkan und seine Asche ein Fluch. Für Island wurde er dann aber zum Segen.
Seit 2010 boomt der Tourismus in dem Land. Für viele der Touristen ist dabei die Schönheit des Landes gepaart mit ihrer latenten Gefahr besonders reizvoll. Eine Reise dorthin schmeckt ein bisschen nach Abenteuer.
Auffallend viele Erdbeben in den vergangenen Wochen
Tatsächlich könnte einer der 32 aktiven Vulkane von Island bald sehr gefährlich werden. Der "Katla" ist seit knapp 100 Jahren nicht mehr ausgebrochen. Er ist einer der größten Vulkane auf Island und auch einer der gefürchtetsten. Und langsam wacht er wieder auf.
Experten fürchten gigantische Eruption unter einem Gletscher, in den vergangenen Wochen gab es auffallend viele Erdbeben - aber die Evakuierungspläne stammen, die aus der Zeit vor dem Tourismusboom - ein Bericht von Carsten Schmiester.
"Neue Eruption längst überfällig"
Es gibt ein gewaltiges Fauchen, wenn sie Asche und Lava spucken! So hören sich böse Frauen auf Island an. Jedenfalls nach dem Volksglauben. Viele Vulkane haben dort Frauennamen wie die "Katla", benannt nach einer fiesen Zauberin aus Islands Sagenwelt. Sie und etwas weniger auch ihre Schwester, die "Hekla", machen den Isländern vor Beginn der Sommersaison richtig Sorgen.
99 Jahre ist der letzte gewaltige Ausbruch der "Katla" her. In der Vergangenheit hat sie durchschnittlich zwei Mal pro Jahrhundert unglaubliche Mengen Gletscherschereis geschmolzen, Feuer und Asche gespuckt. Aber seit 1918 ist Ruhe, gespenstische Ruhe, findet der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson:
Es ist klar, dass eine neue Eruption längst überfällig ist. Der Vulkan kann also jeden Moment ausbrechen."Eine Flut, sie wäre das größte Problem"
Seit Monaten registrieren er und seine Kollegen ungewöhnlich viele, teils heftige Erdbeben auf Island, auch und vor allem im Gebiet tief unter der "Katla". Gerne gleich mehrere in Folge. "Schwarmbeben" sagen die Fachleute dazu. Und ja, diese Häufung spricht dafür, dass die "Katla" bald aufwacht. Wobei sich das "Wann" nicht genau vorhersagen lässt, dafür aber das "Wie":
Dann gibt es eine große Eruption und Asche wird in den Himmel geschleudert. Und es gibt eine Flut, sie wäre das größte Problem, diese Flut!Mehr Geschmolzenes als der gesamte Amazonas Wasser führt
Der Krater der "Katla" liegt unter dem Gletscher "Myrdalsjökull". Berechnungen haben ergeben, dass im schlimmsten Moment des Ausbruches mehr geschmolzenes Gletschereis zu Tal strömen wird, als der gesamte Amazonas Wasser führt. Der Schaden wäre riesig, aber hoffentlich nur der Sachschaden, sagt Ármann:
Bei einer großen Flut wird es erhebliche Probleme geben, aber wir gehen nicht davon aus, dass Menschen sterben. Unser Plan ist gut genug, sodass niemand in Lebensgefahr gerät, aber Straßen, Brücken und Ähnliches, die würden sicher zerstört.Zwei Millionen Touristen im Land
Garantien, dass ein "Katla"-Ausbruch derart glimpflich ausgehen würde, gibt es aber nicht. Vor allem, weil die Evakuierungspläne noch aus der Zeit vor dem großen Reiseboom stammen, der allein im vergangenen Jahr fast zur Verdoppelung der Islandtouristen auf nahezu zwei Millionen geführt hat.
Im ungünstigen Fall eines Ausbruches, also zur Hauptsaison, könnte es schwierig werden, neben den Bewohnern auch die Besucher in den wenigen Stunden, die bleiben, aus der Gefahrenzone herauszuholen.
Der Flugverkehr dürfte nicht betroffen sein
Entwarnung gibt der Vulkanologe dagegen für den Rest der Welt: 2010 hatte der Eyjafjallajökull mit seiner Riesen-Aschewolke den Flugverkehr in Nord- und Westeuropa tagelang lahmgelegt. Das dürfte selbst "Katla" nicht noch einmal schaffen, denn ihr Krater liegt ja unter einem riesigen Gletscher, einer Art Aschebremse.
"Wir erwarten keine ähnliche Situation wie damals. Außerdem haben sich die Regeln für den Flugverkehr geändert. So etwas wie in 2010 werden wir also bestimmt nicht mehr erleben!"
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