Stromausfälle, Verkehrsstörungen und unzählige Blechschäden: Der späte Schnee hat in der Nacht auf Freitag für Chaos auf den Strassen gesorgt. In St. Gallen fielen mehr als 30 Zentimeter Neuschnee - ein Rekord für die zweite Frühlingshälfte.
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© Kapo SGDie Unfallursache ist vielerorts auf das Nichteinhalten der Geschwindigkeiten an die Strassenverhältnisse zurückzuführen. Mehrere Autos waren mit Sommerpneus ausgerüstet, teilt die Kantonspolizei St. Gallen mit.
Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr hatten in der Nacht auf Freitag und am Freitagmorgen vor allem in der Zentral- und Ostschweiz alle Hände voll tun.

Viel Schnee im Entlebuch

In St. Gallen lag bis Freitag Morgen 25 Zentimeter Schnee, wie Meteorologe Alexander Giordano von MeteoSchweiz auf Anfrage sagte. So spät so viel Schnee habe es seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie gegeben. Bis Freitagmittag fielen nochmals rund zehn Zentimeter.

Am meisten schneite es laut MeteoSchweiz in den Gebieten Entlebuch über die Zentralschweiz bis ins Appenzellerland und St. Gallen. Sogar auf knapp 450 Meter hätten die Messstationen stellenweise noch zehn Zentimeter Schnee gemessen, sagte Giordano.

Zahlreiche Blechschäden

Der viele Schneematsch und die umgekippten Bäume führten zu Dutzenden von Autounfällen und blockierte Strassen. Auf der Autobahn A1 zwischen St. Gallen und Wil krachte es gleich mehrmals, wie die St. Galler Polizei vermeldete. Die Autobahn war mit Schneematsch bedeckt. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.

Prekär war die Situation auf den Strassen vor allem im nördlichen Teil des Kantons, hiess es. Sieben Gemeindefeuerwehren standen im Einsatz, um umgestürzte Bäume beiseite zu schaffen und den Verkehr umzuleiten. In St. Gallen selber fielen zahlreiche Trolleybusse aus.

Mit Räumungsfahrzeug kollidiert

Im Kanton Zug kollidierte ein Schneeräumungsfahrzeug mit einem Auto. Verletzt wurde dabei niemand, doch entstand Sachschaden von rund 10'000 Franken. Auf der Autobahn A4 zwischen Cham und Rotkreuz geriet ein Schneeräumungsfahrzeug in Brand. Der Lenker konnte das Fahrzeug auf den Pannenstreifen abstellen und sich in Sicherheit bringen, wie die Polizei mitteilte.

Auch im Kanton Schwyz und im Kanton Luzern kam es zu Dutzenden Unfällen. Zwischen Schwyz und Rothenthurm blieben wegen der starken Schneefälle viele Fahrzeuge stecken. Der Tierpark Goldau musste gar geschlossen bleiben, weil schneebeladene Äste die Besucher gefährden könnten. Im Seetal musste eine Strasse gesperrt werden, weil Bäume auf die Strasse zu fallen drohten.

Stromunterbrüche und Zugausfälle

In weiten Teilen des Entlebuchs kam es sogar zu Stromausfällen. Gleich mehrere Bäume stürzten auf Freileitungen. Betroffen waren die Gemeinde Wolhusen, Werthenstein, Entlebuch und Romoos, wie die Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) mitteilte.

Der Bahnverkehr war ebenfalls vom Wintereinbruch betroffen. Wegen eines umgestürzter Baums kam es zu Unterbrüchen auf der Strecke Konolfingen-Thun. In Konolfingen kam es zusätzlich zu Stellwerkstörungen. Der Schnee auf den Schienen habe die Lage zusätzlich erschwert, erklärte eine BLS-Sprecherin. Auch zwischen Uetendorf und Thun kam es zu Behinderungen auf der Bahnstrecke.

Bündner Pässe geschlossen

Die meisten Bündner Pässe waren am Freitagmorgen für den Verkehr wegen der allgemeinen Wintersperre ohnehin noch geschlossen. Dazu zählten der Flüela, der Albula, der Oberalp oder die Forcola die Livigno. Andere, bereits geöffnete Übergänge wie der Splügenpass oder der Lukmanier wurden aus Sicherheitsgründen wieder gesperrt.

Das Engadin war auf der Strasse stets zu erreichen. Der grösste Teil der Julierstrecke lag zwar unter Schnee, der Pass jedoch konnte offen gehalten werden.