Deutschland hat bei der Integration von älteren Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt einen großen Sprung unter den westlichen Industrie- und Schwellenländern gemacht.
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© Andreas Gebert/dpa-infocom GmbH
Frankfurt/Main - So waren 2015 knapp zwei Drittel (66 Prozent) der 55- bis 64-Jährigen hierzulande beschäftigt, wie eine Studie des Beratungsgesellschaft PwC zeigt. 2003 habe die Quote noch bei 39 Prozent gelegen, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorab vorlag. Die Bundesrepublik steht unter 34 untersuchten Mitgliedern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) damit auf Platz sieben.

«Der internationale Vergleich zeigt, wie sehr sich die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer verbessert haben», sagte PwC-Geschäftsführerin Petra Raspels. 2003 habe Deutschland weit hinter Dänemark und der Schweiz zurückgelegen. «Inzwischen ist dieser scheinbar uneinholbare Rückstand fast eliminiert.»

Die Kultur in deutschen Unternehmen habe sich geändert, sagte Raspels. Ältere Arbeitnehmer würden zunehmend wertgeschätzt. «Sie gelten als Bereicherung, nicht mehr als Belastung.» Zudem hätten die Hartz-Reformen Druck auf ältere Arbeitslose ausgeübt, da damit ihr Bezugsanspruch auf Arbeitslosengeld gesunken sei.


Kommentar: Die Hartz-IV-Reform ist keine Errungenschaft.


Auch die historisch gute Lage am Arbeitsmarkt dürfte älteren Arbeitnehmern geholfen haben: Zuletzt waren in Deutschland so wenige Menschen arbeitslos wie seit 26 Jahren nicht mehr.

Im gesamten PwC-Ranking springt die Bundesrepublik verglichen mit der Studie 2003 um zehn Plätze hoch auf Platz 15 - so große Fortschritte machte sonst nur Israel. Trotzdem bewegt sich die Bundesrepublik nur im Mittelfeld. Ganz vorn stehen Island, Neuseeland und Israel. Schlusslichter sind die Türkei, Luxemburg und Slowenien.

Nachholbedarf gebe es hierzulande etwa bei der Beschäftigungsquote der 65- bis 69-Jährigen. Sie befinde sich trotz deutlicher Fortschritte bei «international mäßigen» 15 Prozent. Auch beim durchschnittlichen tatsächlichen Renteneintrittsalter (2015: 62,8 Jahre) und bei der Weiterbildung Älterer ist der Abstand zur Spitze groß. Hier liegt Deutschland je auf Platz 20. Das seien die Schwächen des hiesigen Arbeitsmarkts, heißt es in der Studie.

Es gelte immer noch hartnäckige Vorurteile gegen Ältere abzubauen, meint PwC-Geschäftsführerin Raspels - etwa, dass sich Fortbildung nicht mehr lohne. Es stelle sich aber die Frage, ob die Politik überhaupt eine höhere Beschäftigung älterer Arbeitnehmern anstrebe. Schon jetzt habe eine halbe Million Menschen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, früher in Ruhestand zu gehen.


Kommentar: Das ist doch logisch, dass niemand freiwillig so lange arbeiten geht. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Doch man kann auch vermuten, dass das Rentenalter bewusst so hoch angesetzt wurde, damit viele Menschen nicht den vollen Rentenanspruch geltend machen.


Zugleich werde die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland bis 2030 wegen der Überalterung der Gesellschaft deutlich sinken. Das sorge für Fachkräftemangel, sagte Raspels voraus. «Sollte die Politik die Hartz-Gesetze und die "Rente mit 67" weiter aufweichen, wird die positive Entwicklung der vergangenen 15 Jahre gefährdet.»