• Starkregen hat in weiten Teilen von Berlin und Brandenburg zu Überschwemmungen geführt. Die Berliner Wasserbetriebe sprechen von einem "Jahrhundertregen".
  • Der von der Feuerwehr verhängte Ausnahmezustand in Berlin wird noch nicht aufgehoben.
  • Wetterexperten erwarten weitere schwere Regenfälle.
feuerwehr symbolbild
© dpa
Über den Nordosten Deutschlands sind heftige Unwetter hinweggezogen. Vor allem in Berlin und Brandenburg regnete es stundenlang. Dutzende Keller liefen voll Wasser, Straßen wurden überflutet. Bilder und Videos in sozialen Netzwerken zeigten Autos, die von Wassermassen eingeschlossen waren, und Busse, in deren Gänge das Wasser vorgedrungen war. Fahrgäste müssen weiter mit Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr, vor allem bei U-Bahnen, rechnen. Nach Berechnungen der Berliner Wasserbetriebe ist ein Jahrhundertregen niedergegangen.

In Berlin Spandau fielen 150 Liter Regen pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. Zum Vergleich: Durchschnittlich für Berlin sind etwa 580 Liter Niederschlag im ganzen Jahr. Dem Sprecher der Wasserbetriebe zufolge wiederholt sich ein solcher Regen nur alle 100 Jahre.

Der am Donnerstagmittag ausgerufene Ausnahmezustand in Berlin gilt noch immer. Eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands, die A 100, war wegen einer Überschwemmung nahe dem Dreieck Funkturm in Richtung Süden vorübergehend voll gesperrt. Und auch die Flughäfen Tegel und Schönefeld waren durch die Wassermassen beeinträchtigt. Die Besucherterrasse in Tegel wurde geschlossen, es kam zu Verspätungen im Flugverkehr. Um gestrandeten Fluggästen eine Weiterreise zu ermöglichen, wurde das in Tegel geltende Nachtflugverbot am Abend aufgehoben. Die zuständige Berliner Behörde habe "im Sinne der Fluggäste eine Ausnahmegenehmigung erteilt", so ein Flughafen-Sprecher.

Tausende Einsätze für Feuerwehr in Berlin

Die Feuerwehr in Berlin hatte schon am Mittwoch den Ausnahmezustand verhängt. Ein Sprecher sagte, eine Entwarnung sei bislang noch nicht in Sicht. "Wir erwarten weitere Unwetter", sagte er. Auch der Deutsche Wetterdienst, mit dem die Berliner Rettungskräfte in engem Kontakt stehen, warnt in der Region Berlin-Brandenburg bis Freitag früh vor weiteren heftigen Schauern und Unwettern. Im Laufe des Tages sollen sich die Regenfälle dann weiter in Richtung Norden nach Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern verlagern. Es könnten bis zu 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen, warnen die Wetterexperten.

Am Donnerstagabend schrieb die Berliner Feuerwehr auf Twitter: "Um 20.25 Uhr ist die '2000-Einsätze-Grenze' geknackt. So viel sind es typischerweise nur in der Silvesternacht. Wahnsinn!" Die Helfer baten die Bewohner der Hauptstadt, kleinere Schäden in Kellern oder auf Balkonen selbst zu beseitigen. Im Berliner Bezirk Charlottenburg wurde ein Gehweg unterspült, wodurch die Statik eines Hauses gefährdet war. Das Gebäude wurde am Donnerstagabend evakuiert, ist aber mittlerweile wieder freigegeben. Alle Bewohner konnten am frühen Freitagmorgen in ihre Wohnungen zurückkehren.

Auch in anderen Teilen Deutschlands gingen heftige Regenschauer nieder. Sie ließen Flusspegel steigen und überfluteten Straßen. Am Schmücke-Tunnel auf der A 71 in Thüringen wurde die Beifahrerin in einem Auto leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Das Auto sei in Fahrtrichtung Erfurt zu schnell unterwegs gewesen, ins Schleudern geraten und in die Leitplanke geprallt.

Auf der A 9 rutschten innerhalb einer Stunde drei Autos zwischen Lederhose und Dittersdorf in die Leitplanke. Auch hier war nach Angaben der Polizei überhöhtes Tempo die Ursache. Bei der Medizinischen Hochschule in Hannover lief Wasser in eine Tiefgarage. Bei einem Reifenhersteller und der zentralen Polizeidirektion gab es einen Wassereinbruch.

Der außergewöhnlich warme und sonnige Juni hat in Deutschland bislang um 2,6 Grad über dem langjährigen Mittel gelegen. Insgesamt war der Monat der viertwärmste seit Beginn der regelmäßigen Temperaturmessungen im Jahr 1881.