Tuberkulose
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Die Ukraine droht wegen ihrer hohen Erkrankungsraten an Tuberkulose zu einer "tickenden Zeitbombe für Europa" zu werden, besonders nach der jüngst beschlossenen Visafreiheit mit der EU, schreibt die US-Zeitung "Politico". Die russische Aufsichtsbehörde "Rospotrebnadsor" hat bereits eine Reisewarnung ausgesprochen.

Bedenklich sei dabei, dass es sich um eine besondere Form der Krankheit handle - nämlich um multiresistente Tuberkulose, kurz MDR-Tb, die sich schwieriger behandeln lasse, so das Blatt.

"Seit 2014 ist die Ukraine unter den Top Fünf der Länder, in denen Fälle multiresistenter Tuberkulose am häufigsten vorkommen", heißt es in der Erklärung der russischen Behörde.

Laut "Politico" hat die Stadt Odessa landesweit mit 110 Fällen unter 100.000 Menschen die höchsten Erkrankungsraten. Hinsichtlich der Visafreiheit mit der EU sei dieses Problem umso dringender.

Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge handelte es sich bei einem Viertel aller Fälle in der Ukraine im Jahr 2016 um multiresistente Tuberkulose. Die Heilungsraten seien indes in der Ukraine geringer als in anderen von MDR-Tb betroffenen Ländern: lediglich 38 Prozent.

In der Ukraine war 1995 eine Tuberkulose-Epidemie registriert worden. Seitdem habe das Land internationale Hilfe in großem Umfang bekommen. Zwar konnte die Verbreitung der Epidemie gezügelt werden, doch der "schwache politische Wille" und das "chronische Misstrauen der Bevölkerung in das korrupte Gesundheitssystem" habe diesen Fortschritt stark behindert, heißt es.

Das ukrainische Gesundheitsministerium führt die hohen Erkrankungsraten auf Schwierigkeiten bei den Lieferungen von Medikamenten zurück. Ein weiterer Grund seien soziale Fragen wie die niedrige Qualität der medizinischen Hilfe landesweit sowie bei konkreten Risikogruppen: bei Obdachlosen, Drogenabhängigen und Ex-Häftlingen.