Wanze, Insekten
Nijmegen (Niederlande) - Im Rahmen einer Langzeitstudie haben Wissenschaftler einen dramatischen Rückgang der Insekten in Deutschland festgestellt. Selbst in Naturschutzgebieten sei demnach die Biomasse an Insekten in den vergangenen 27 Jahren um 76 Prozent zurückgegangen. In landwirtschaftlich genutzten Gebieten könnte die Zahl sogar noch deutlich höher sein. In welchem Umfang dieser Rückgang uns alle betrifft zeigt hingegen eine andere Zahl...

Bei dieser Zahl handelt es sich um jene Pflanzen, und damit auch unsere pflanzlichen Grundnahrungs- und Lebensmittel, die für ihre Bestäubung auf Insekten angewiesen sind und die bei rund 80 Prozent liegt.

Wie die Agrarwissenschaftler um Caspar Hallmann von der niederländischen Radboud Universitet aktuell im Fachjournal PLoS One (DOI: 10.1371/journal.pone.0185809) berichten, seien nicht nur Schmetterlinge, Käfer und Wildbienen betroffen, sondern auch Hummeln und Honigbienen.

Die Studie selbst basiert auf Daten aus 63 bundesdeutschen Naturschutzgebieten, die während der vergangenen 27 Jahre (1989-2016) gesammelt wurden, sowie Wetter- und Landnutzungsdaten aus dem Umfeld der untersuchten Gebiete.

Während der durchschnittliche Schwund bei 76 Prozent liegt, erreichte er im Hochsommer sogar Werte von bis zu 82 Prozent und bezieht sich nicht nur auf einzelne Insektenarten und -Gruppen sondern auf alle fliegenden Insekten. In landwirtschaftlichen genutzten Gebieten dürfte der Wert noch deutlich höher liegen.

Ein weiteres Problem: Während gefährdende Risikofaktoren für Insekten hinreichend bekannt sind, fanden die Forscher anhand ihrer Daten bislang keine dieses Ausmaß ausreichend erklärenden Ursachen. Allerdings sei die Intensivierung der Landwirtschaft, einhergehend mit dem damit verbundenen Einsatz von Pestiziden sicherlich ein Hauptfaktor des Insektenrückgangs. Weitere Untersuchungen sollen diese Hypothese nun überprüfen.

Würde sich der nun aufgezeigte Schwund im gleichen Ausmaß so fortsetzen, könne sich jeder leicht ausmalen, was das für uns alle bedeuten würde, schlussfolgern die Forscher um de Kroon: "Der Insektenschwund hat gravierende Auswirkungen auf ganze Ökosysteme, spielen die Tiere doch eine entscheidende Rolle bei der Bestäubung und als Nahrung sowohl von Vögeln, Säugetieren und Amphibien und für den gesamten Nährstoffkreislauf. So hängen schätzungsweise 80 Prozent aller Wildpflanzen vond er Bestäubung durch Insekten ab, während 60 Prozent der Vögel Insekten als Nahrungsquelle nutzen. Alleine in den USA wird der Beitrag von Insekten für besagte Ökosysteme auf einen wert von 57 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Der Schutz von Insekten sollte also ganz klar eines unserer Hauptanliegen sein."