Ein in der Potsdamer Innenstadt gefundenes Paket ist entschärft worden, wie die Polizei mitteilte.
  • Das Paket war am Nachmittag vor einer Apotheke abgestellt worden. Im Inneren befanden sich unter anderem Kabel.
  • Laut Brandenburgs Innenminister sei es unklar, ob es sich um eine Attrappe oder einen Sprengkörper gehandelt habe.
polizei symbolbild
© FP 2017/ Daniel Karmann / dpa
Am Weihnachtsmarkt von Potsdam ist ein gefährliches Paket mit Hunderten kleinen Nägeln und einem sogenannten Polenböller entdeckt worden. Bombenentschärfer machten den Fund unschädlich. Es deute aber einiges darauf hin, dass das Paket nicht explosionsfähig war, weil kein Zünder gefunden worden sei, sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitagabend. Ein Lieferdienst hatte das Paket in einer Apotheke in unmittelbarer Nähe der Buden abgegeben.

Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernahm die Ermittlungen. Schröter betonte zugleich, es sei zu früh, von einem Anschlag auf den Potsdamer Weihnachtsmarkt zu sprechen. Das Paket könne auch dem Apotheker gegolten haben. Rund um das Geschäft wurde ein Sperrbezirk von etwa 100 Metern eingerichtet.

Auch die Polizei warnte vor "voreiligen Schlüssen". Die Beamten sprachen zunächst von einer "Unkonventionellen Spreng- oder Brandvorrichtung". Der Begriff wird häufig für eine Bombe benutzt. Ob es aber ein Spreng- oder Brandsatz war, wollten die Beamten zunächst nicht festlegen.

Dass in dem Paket Nägel waren, zeigte eine Röntgenuntersuchung. Die Polizei sprach von "etlichen hundert Gramm Nägeln" sowie Drähten, Pulver und Batterien. Die Nägel befanden sich in einem Metallgefäß ähnlich einer Konservendose.

Nach dem Fund suchten Polizisten nach weiteren verdächtigen Paketen, wie ein Polizeisprecher am Freitagabend sagte. Es bestehe aber keine Gefahrenlage mehr. Die Apotheke, in der das Paket am Nachmittag entdeckt worden war, und Teile des Weihnachtsmarkts blieben weiter abgesperrt. Die Polizei ging davon aus, dass der Markt an diesem Samstag wieder geöffnet hat. Schröter hatte gesagt, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Pakete in der Umgebung der Apotheke ausgeliefert wurden.

Apotheker: "So komische Drähte"

Der Apothekeninhaber sagte der Zeitung Potsdamer Neueste Nachrichten, beim Auspacken habe man gemerkt, "dass da so komische Drähte herausguckten". Daraufhin sei das Paket sofort aus der Apotheke getragen worden, und man habe die Polizei informiert. Das Paket wurde von Spezialisten der Bundespolizei mit einem Wasserstrahl geöffnet. Medien berichteten von einem Knall.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dankte der Landes- und der Bundespolizei. Deren Arbeit sei "schnell und zugleich besonnen" gewesen.

Anfang der Woche waren in Deutschland zahlreiche Weihnachtsmärkte eröffnet worden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren nach dem Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt vor fast einem Jahr bundesweit verschärft worden. In vielen Städten wurden Betonbarrieren aufgestellt. Gleichzeitig appellierten Politiker an die Menschen, sich durch die Terrorbedrohung nicht einschüchtern zu lassen.

Am 19. Dezember 2016 war der Attentäter Anis Amri mit einem entführten Lastwagen in den Markt an der Berliner Gedächtniskirche gefahren. Er tötete 12 Menschen und verletzte mehr als 70.


Von der Berliner Polizei hieß es am Abend mit Blick auf mögliche Konsequenzen aus dem Potsdamer Fund: "Wir müssen erst abwarten, was genau da vorgefallen ist." Ein anderer Polizeisprecher hatte zuvor bekräftigt, dass die Kollegen zum Beispiel auf Streife auf Weihnachtsmärkten sensibilisiert seien.

Peter Klemm, Weihnachtsmarkt-Veranstalter in Potsdam, rief zur Besonnenheit auf. Jetzt müssten zunächst die weiteren Schritte der Polizei abgewartet werden, dann werde versucht, zur Normalität zurückzugehen, sagte Klemm am Abend dem Sender n-tv. Der Markt sei gut gefüllt gewesen, viele Menschen hätten nach Feierabend schlendern gehen wollen. Seitenstraßen seien gesperrt und mit Pollern und schweren Fahrzeugen gesichert, schilderte er die Sicherheitsmaßnahmen.

dpa/AFP/tba/mb