Eine Untersuchung an mehr als 12.000 Spaniern zeigt: Transfette sind nicht nur ungesund, sie könnten auch depressiv machen. Ungesättigte Fettsäuren und Olivenöl dürften hingegen vor Depressionen schützen.
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Der Faktor Ernährung

151 Millionen Menschen leiden weltweit laut WHO an Depressionen. In Europa gibt es ein Nord-Süd-Gefälle: Selbstmorde und psychische Störungen sind in den nordeuropäischen Staaten deutlich stärker verbreitet als im Mittelmeerraum. Mediziner haben diesen Unterschied mit den unterschiedlichen Lichtverhältnissen von Nord und Süd in Zusammenhang gebracht, es gibt aber auch Hinweise, dass depressive Verstimmungen etwas mit der Ernährung zu tun haben könnten

Im September 2009 hat ein Forscherteam um die spanische Medizinerin Almudena Sánchez Villegas eine Studie veröffentlicht, die einen solchen Zusammenhang nahe legte: Die sogenannte Mittelmeerdiät - eine an Gemüse, Obst, Nüssen und Fisch reiche Kost - schützt demnach vor Depressionen. Die Forscher vermuteten damals, der Schutzeffekt sei nicht durch einzelne Nährstoffe erklärbar, sondern eher durch ein Zusammenwirken mehrere Substanzen, nämlich von Vitaminen, Antioxidantien und ungesättigten Fettsäuren.

Statistik legt Konnex frei

Nun hat Sánchez Villegas detailliertere Ergebnisse des sogenannten "SUN Project", eine Erhebung von Ernährungsgewohnheiten von mehr als 12.000 Spaniern, präsentiert. Die Untersuchung begann 1999, damals war unter den heute durchschnittlich 37,5 Jahre alten Teilnehmern kein Fall von Depressionen bekannt. Im Lauf der Folgejahre traten allerdings 657 Fälle auf.

Diese setzten die Forscher mit dem Faktor Fett in Beziehung: jener Stellenwert, den (gesunde) ungesättigte Fettsäuren und (schädliche) Transfette in der Ernährung der Betroffenen spielen. Die Statistik zeigt: Zwischen dem häufigen Konsum von Transfetten und dem Auftreten von Depressionen besteht tatsächlich ein Zusammenhang.

"48 Prozent erhöhtes Depressionsrisiko"

Transfette sind in Backwaren, Pommes frites, Chips und anderen industriellen Lebensmitteln erhalten und gelten als Risikosubstanzen für die Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen, insbesondere Arterienverkalkung. Aber dass sie auch eine negative Wirkung auf die Psyche haben könnten, ist in der Tat neu. "Transfett-Konsumenten hatten ein um bis zu 48 Prozent erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken - und zwar im Vergleich zu jenen Probanden, die solche Fette nicht zu sich nahmen", sagt Sánchez Villegas.

Die Forscher weisen darauf hin, dass der Effekt im Ländervergleich noch deutlicher zu Tage treten dürfte. Denn die untersuchten Spanier nahmen insgesamt eher wenig Transfette zu sich - rund 0,4 Prozent der Gesamtkalorien gingen auf das Konto dieser Substanz. In den USA beträgt der Kalorienanteil der Transfette hingegen 2,5 Prozent. Dort sollte demnach die depressionsfördernde Wirkung noch größer sein.

Olivenöl schützt

Sánchez Villegas und ihre Kollegen untersuchten auch den Einfluss von mehrfach ungesättigten Fettsäuren (die etwa in Fisch und pflanzlichen Ölen vorkommen) und wurden auch hier fündig. Sie schützen offenbar zu einem gewissen Grad vor Depressionen, ähnliches gilt der Studie zufolge auch für Ölivenöl.

Die Körper-Geist-Verbindung

Warum das so ist, wissen die Forscher noch nicht genau, es dürften aber ähnliche Stoffwechselpfade beteiligt sein, die auch bei Kreislauferkrankungen eine Rolle spielen. Olivenöl beinhaltet beispielsweise Polyphenole, die entzündungshemmend wirken. Was in zweifacher Hinsicht von Vorteil ist: Denn sowohl Depressive als auch Übergewichtige haben im Körper häufig Entzündungsherde.

Umgekehrt wäre denkbar, dass sich die nachgewiesen negative Wirkung der Transfette auf LDL-Cholesterinspiegel, Blutgefäße und Entzündungen eben auch in der Psyche bemerkbar macht. Ein möglicher Vermittler zwischen Transfetten und Psyche könnte der Wachstumsfaktor BDNF sein. Das Peptid steuert unter anderem das Nervenwachstum sowie die Bildung von Synapsen. Depressive haben tendenziell zu wenig von dieser Substanz im Gehirn, Antidepressiva indes dürften die Bildung von BNDF fördern.

Das Peptid wird, wie Studien zeigen, auch andernorts gebildet, nämlich in der Innenwand von Blutgefäßen. Schlechte Ernährung könnte diesen Prozess stören - und unter Umständen die Psyche verdunkeln.

Die Studie, Dietary Fat Intake and the Risk of Depression: The SUN Project ist im Fachblatt "PLoS ONE " erschienen (6(1): e16268. doi:10.1371/journal.pone.0016268).